Wie schön es doch sein kann, nach Hause zu kommen, sich auf das Bett zu werfen und alle Viere von sich zu strecken, wissentlich, dass man nun entspannen kann. Tja und wie unglaublich garnicht DAS dieses Mal der Fall war, lässt sich nicht in Worte fassen. "Und hier konnte man mal wohnen?" Meine Kopfstimme und ich hatten zur Abwechslung mal den gleichen Gedanken. Die Siedlung Sanctuary stand nurnoch in ihrem Grundgerippe. Alle Häuser, inklusive meinem Haus, waren entweder komplett ver- oder bereits zerfallen. Doch dann entdeckte ich ihn. Einen Roboter, wie ihn Sanctuary nur einmal hatte: Codsworth. Kaum zu glauben, dass diese Blechbüchse es geschafft hatte, den nuklearen Angriff zu überleben, aber keines der 25 Autos, die hier rumstanden. Kaum hatte ich auch nur einen Gedanken an Codsworth verschwendet, da stand er schon dicht neben mir. "Das glaube ich ja nicht. Sind sie es, Sir?" "Auch schön dich zu sehen, Codsworth." "Lügner", meldete sich zum ersten Mal mein innerer Teufel zu Wort. "Halt' die Klappe, das ist echt nicht nett", meinte mein innerer Engel daraufhin. "Oh Sir. Sie wissen ja garnicht wie hart die letzten 200 Jahre waren. Es ist so schwer, nuklearen Fallout vom Boden zu putzen." "Warum muss der einzige sentimentale, weinerliche Hausroboter ausgerechnet deiner sein?" So langsam schienen ich und meine Kopfstimme uns wieder einig zu sein. Doch dann fiel mir ein, was Codsworth gerade gesagt hatte. "Moment. Sagtest du 'die letzten 200 Jahre?' ". "Ja Sir. Sie und ihre Familie waren doch dort unten in der Vault seitdem. Wo haben sie sie eigentlich gelassen?" Es dauerte wieder mal einen Moment, bis ich Codsworths Worte richtig verstanden hatte (kann ja mal passieren, wenn man die Intelligenz am Anfang bei dem Vault-Tec-Typ zu gering angibt). 200 Jahre eingefroren? Wie sollte das bloß möglich sein? Was war seither passiert? Doch jetzt war nicht die Zeit für Fragen. "Sie... meine Frau ist erschossen worden. Und mein Sohn ist verschwunden. Entführt." "Oh Sir. Sie wissen ja garnicht, wie leid mir das tut. Aber wissen sie was? Vielleicht ist der kleine Shaun hier noch irgendwo! Kommen sie, wir suchen die Nachbarschaft ab!" Hatte dieser Mr.Handy mir eigentlich zugehört? "Ich sag's dir, du solltest die 10mm auch mal an Robotern testen." Mein innerer Engel schien einfach nur stumm zuzustimmen, aber ich ließ meine neue Waffe noch in meinem unsichtbaren Gepäck, das ich mitlerweile aber über den Pip-Boy einsehen konnte, was das ganze gleich viel logischer gemacht hatte.
Nach dem sehr überraschenden Ausgang des Rundgangs durch Sanctuary, nämlich dass mein Sohn nicht aufzufinden war, blieb Codsworth schließlich mit mir in meiner alten Küche stehen. Eigentlich wollte ich mir etwas zu essen genehmigen, meine mitlerweile verstrahlten Zuckerbomben standen noch im Hängeschrank. "Du musst nichtmehr essen. Das ist was für verweichlichte Vorkriegsamerikaner. Du bist jetzt im Ödland." Naja, ich hab meiner Kopfstimme mal vertraut. Übrigens, die Herdplatte war glücklicherweise aus. Ich will mir garnicht ausdenken, wie's jetzt in meinem verstrahlten, verfallenen und abgewrackten Haus auchnoch aussehen würde, wenn es abgefackelt wäre. "Ich bin untröstlich Sir. Ihr Sohn scheint nirgends zu finden zu sein." "Das sehe ich, Codsworth." "Ich schlage vor, sie machen sich auf die Suche nach dem Kleinen. Ich könnte mit ihnen kommen, was halten sie davon?" Sowohl meine Kopfstimme als auch meine beiden moralischen Ratgeber schrien mit mir instinktiv auf. "UM HIMMELS WILLEN NEIN! Ich meinte ehm... das... ist nicht nötig, Codsworth. Ich schaffe das schon." "Wie sie meinen Sir. Ich bin mir sicher, dass sie ihren Sohn finden werden!" "Danke, das hoffe ich." Endlich war ich die Heulsuße los, die komischer Weise auf einmal wieder gefasst wirkte. Ausgerechnet dann, als ich wieder ging. Zum Abschluss nahm ich noch die Ausgabe von "Grognak der Barbar" von meinem alten Tisch, welche mir einen Bonus auf kritische Angriffe ohne Waffen gewährte. Tja, man muss halt erst 200 Jahre in der Vault eingefroren werden, um Fähigkeiten durch Comic-Hefte dazuzugewinnen. Nun konnte es losgehen. Nichts hielt mich noch in meiner alten Heimat, mein Ziel war klar: Shaun finden. "Übrigens, Sir. In der Nähe von hier gibt es eine Stadt namens Concord, dort könnten sie doch anfangen mit ihrer Suche." "Ich habe hier mein ganzes Leben lang gelebt. Ich glaube, ich weiß das." "Viel Glück, Sir!" Antworten schien meinem Roboter anscheinend zu doof zu sein. "Du kannst ihn immernoch erschießen..." "Jetzt seid doch mal ruhig da oben!", rief ich in Gedanken den drei Stimmen in meinem Kopf zu. Und natürlich ohne einen einzigen Gedanken an mein altes Leben zu verschwenden stürmte ich in die Richtung des Punktes auf der Karte, den mir mein Pip-Boy anzeigte.
Es dauerte nicht lange, da kam ich an einen mir noch allzu gut bekannten Ort an, der Red-Rocket Raststätte. Früher war dort einmal ein reger Betrieb und viele Autos von überall machten dort Rast. Naja. Jetzt wäre das vermutlich auch noch so, da diese Raststätte die einzige in einem Umkreis von unzähligen Kilometern war. Nur leider wurden alle Autos von Massachusetts ja irgendwie durch Radioaktivität abgeschaltet.
Als ich gerade wieder irgendwelche zufällige Kisten mit Kronkorken, die anscheinend nun die übliche Zahlunsmethode waren, erbeutete, kleffte mich ein Hund von hinten an. Ich wollte schon spektakulär meine Pistole ziehen und mit einer schnellen Bewegung meinen Gegner kurz und klein schießen, nur hatte das schon die 7 Male davor bei den RAD-Kakerlaken und Maulwurfsratten nicht funktioniert (seitdem war das stets zuverlässige V.A.T.S, das vermutlich für "Vollidiot aber treffsicher" bei mir stand, meine erste Wahl). Als ich mich dann ruhig umdrehte, sabberte mir der Hund schon auf die Füße. "Jetzt hast du auchnoch einen Köter an der Backe. Wird ja immer besser." Ich ignorierte mal meine Kopfstimme und beugte mich zu dem Hund, der sehr friedlich wirkte. "Na, Kleiner? Wo ist denn dein Herrchen?" Ich weiß zwar nicht, was für eine Antwort ich überhaupt erwartet hatte, aber trotzden stellte ich natürlich diese klassische Frage. "Na gut. Wie wär's, wenn du mit mir kommst?" Der Hund (ich taufte ihn liebevoll Dogmeat) schien sich darüber zu freuen, also beschloss ich, ihn mitzunehmen. Schließlich hatte er zwei entscheidende Vorteile gegenüber meiner alten Rostlaube Codsworth. Erstens: Er war nützlich. Zweitens: Er konnte nicht reden.
Und so machten ich und mein neuer Freund uns gemeinsam auf den Weg nach Concord, die Stadt, in der ein weiteres Kapitel meines Ödland-Abenteuers beginnen sollte.
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Der Ödland - Überlebensführer
FanfictionDa ist man 200 Jahre in einer Vault eingefroren und was ist das erste, das man sieht, wenn man wieder rauskommt? Genau, absolut garnichts. Außer der radioaktiv verstrahlten, zerfallenen Einöde natürlich. Der Ödland- Überlebensführer: Ein nahezu ikon...