Was haben Maulwurfsratten, Psycho-Raider und tollwütige Straßenköter eigentlich gemeinsam? Richtig, sie alle liegen jetzt in Form von roten Aschehäufchen verstreut auf dem zerstörten Gehweg. So oder so ähnlich könnte man den Fußweg von mir und Paladin Danse zum Gebäude von ArcJet Systems beschreiben. Vor uns lag ein großer Gebäudekomplex, der von außen relativ intakt wirkte und angenehmer Weise zur Abwechslung mal nicht sofort mit irgendwelchen Sonder-Alarmanlagen oder Millionen von Ghulen darauf wartete, mich ein für alle Mal vom Erdball zu tilgen. "Also, bevor wir da rein gehen", richtete Danse das Wort an mich, als wir am Haupteingang angekommen waren, "diese Mission erfordert einen klaren Kopf, Konzentration und Teamarbeit. Wir ziehen das am besten sauber und ohne Komplikationen durch. Bist du dafür bereit?" "Nein." Zum Glück konnte Danse meine inneren Stimmen nicht hören. "Natürlich", antwortete ich ihm. Natürlich war ich nicht bereit. Aber was soll man dem Typ in fetter Montur schon sagen, der gerade eben mal kurz gefühlt die Hälfte des Wastelands pulverisiert hat? " Wunderbar", erwiderte der Paladin und betrat im gleichen Moment das Gebäude mit mir. Drinnen war der Eindruck des relativ intakten Gebäudes dann auch schon wieder verflogen, was auch immer vor uns hier gewesen sein musste, hatte entweder eine wilde Party gefeiert, oder gegen etwas gekämpft. Was für mich prinzipiell schlecht klang, denn der Gewinner dieses Kampfes müsste dann ja noch irgendwo hier herumlungern, wenn es schlecht für uns lief. Meine Nervosität verbergend folgte ich Danse mit gezogenem Laser-Gewehr tiefer in den Komplex, bis er sich abermals zu mir umdrehte. "Irgendetwas muss die Verteidigungsanlagen ausgeschaltet haben. Doch hier ist kein Blut zu sehen. Wir werden es wohl im schlimmsten Fall mit Synths zutun bekommen." "Was zur Hölle sind denn Synths?" "Ein Projekt des Instituts, eine maschinelle Version des Menschen, die jetzt ihr Unwesen im Ödland treibt. Wir müssen wachsam bleiben, falls sie immer noch hier sind."Gerade als ich dachte, dass verstrahlte Sachen schon schlimm genug wären, erzählte dieser Mann mir von Killer-Robotern? Irgendwie konnte ich mich mit dem Gedanken noch nicht ganz anfreunden, gleich von ein paar Automaten den Hintern versohlt zu kriegen. Aber naja, notfalls konnte ich mich immer noch hinter der übertriebenen Rüstung von Danse verstecken.
Nicht gerade entspannter als zuvor setzte ich meine Erkundungstour mit dem Soldaten weiter fort, bis wir in einen Raum mit fest verschlossener Sicherheitstür gelangten. Es gab kein Schlüsselloch für einen Dietrich, also musste die Tür mit einem Terminal verlinkt sein, wie vor einiger Zeit im Museum der Freiheit in Concord. Mein Blick schweifte durch den verwüsteten Raum, bis ich einen eben solchen Computer entdeckte. Dort angekommen hockte ich mich hin, um die Tastatur bedienen zu können, als sich plötzlich mein Pip-Boy zu Wort meldete. "Ihr Skill reicht für das Hacken dieses Terminals nicht aus" Ein lautes "Ooouuuhhh" von den werten Herren Kopfstimme und Teufel ertönte, natürlich war SOWAS wieder mal gefundenes Fressen für die da oben. Was sollte ich denn jetzt bitteschön tun? Zu Danse gehen und sagen, dass ich es nicht hinbekomme, Wörter mit fünf Buchstaben durchzuraten, bis ich die Tür aufmachen darf? Ich musste doch halbwegs souverän wirken. "Du konntest dir mit 17 nicht mal die Schuhe vernünftig zu binden." "JA DAS WEISS ICH. DANKE", rief ich offenbar etwas zu laut, wodurch Danse auf mich aufmerksam wurde. " Ist etwas?" "Was? Eh nein nein. Suchen Sie nur weiter nach... Was auch immer Sie dort hinten im Chaos suchen." Der Computer hatte mich vor ein schier unlösbares Rätsel gestellt, bestimmt ein oder zwei Minuten lang stand ich wie angewurzelt dort, bis sich mein innerer Engel scheinbar erbarmte.
"Links von dir ist noch ein Terminal." Ich wendete meinen Blick nach links und tatsächlich stand dort ein weiteres, nicht geschütztes Terminal auf einem demolierten Schreibtisch. "Man, du bist so ein Spielverderber." "Hab' doch gesagt er kann's nicht für sich behalten. Das macht dann zwanzig Mäuse für mich." Eine hitzige Diskussion entbrannte in meinem Kopf, weswegen ich mich mit aller Kraft darauf konzentrieren musste, den PC zu bedienen. "Sicherheitspasswort ändern" las ich laut vor und nachdem ich die Option genutzt hatte, spuckte mir das Terminal das Passwort für den zuvor zu gut gesicherten PC aus. "Ein Wahnsinns Abwehrsystem, wirklich.", dachte ich, als ich "Sicherheitstür öffnen" auswählte. Das große Problem: kaum war die Tür aufgegangen, stürmten weiße Roboter mit Rot-weißen Laser-Pistolen aus dem nächsten Raum herein. Das mussten die Synths sein, von denen Danse gesprochen hatte. Sofort griff ich zur Waffe, doch einer der Killermaschinen zielte auf meinen Arm und landete solch einen Volltreffer, dass mein Arm verkrüppelte. Der Schmerz war kaum auszuhalten und ich fiel reflexartig zu Boden hinter den Tisch mit dem Sicherheitsterminal. Meine Kopfstimmen waren zur Abwechslung vollkommen still, scheinbar waren sie schockiert, dass es mich diesmal tatsächlich getroffen hatte. In diesem Zustand war es mir unmöglich gewesen, auf die Synths zu schießen. Selbst die Trefferwahrscheinlichkeit meines V.A.T.S. sank drastisch. "Keine Sorge. Ich bin gleich bei dir." Gott sei Dank war Danse noch dabei, sonst wäre das vermutlich mein Ende gewesen. Der Pip-Boy, der mich zuvor noch niedergemacht hatte, merkte auf einmal an, dass ich verkrüppelte Körperteile mit einem Stimpack kurieren könnte. Schnell durchsuchte ich mein Inventar nach den Wunderspritzen und rammte mir eine davon ohne zu zögern in den Körper. Ja. Mein Arm war wieder heile. Nein. Ich verstehe auch nicht, wie das geht. Ist ja jetzt auch egal. Jedenfalls stand ich vorsichtig wieder auf, doch die Schüsse hatten bereits aufgehört, denn Danse hatte unbeeindruckt einfach so sieben dieser Dinger zu Brei geschossen. Einzelteile und nun herrenlose Pistolen lagen über den ganzen Boden verteilt bis in den nächsten Raum hinein, in dem das bereits gewohnte Chaos sogar so schlimm geworden war, dass sogar Teile der zweiten Etage heruntergekracht waren. "Wofür bist du nochmal bei der Mission dabei?" Klar. Jetzt, wo es mir wieder gut ging, konnte man weiter auf mir rumhacken.
Der Paladin schritt weiter vorran, während ich mir fest vornahm, bei der nächsten Begegnung mit diesen Dingern nicht gleich draufzugehen. Unsere Tour durch das Gebäude war bis dahin relativ geradlinig verlaufen, doch nun standen gleich mehrere Wege zur Verfügung. Ich trennte mich, schlau wie ich nunmal bin, von Danse, um die Räume zu erkunden, doch sonderlich mehr als Schrott für Schrauben, Kleber, Kupfer und Co. konnte ich nicht finden. Ein weiteres Problem kam dann auf, als ich Danse einfach nicht mehr wiederfand. "Der Kerl is ungefähr drei Meter fünfzig groß mit seiner Rüstung und du verlierst deine einzige Überlebensmöglichkeit aus den Augen." Tatsächlich sagte ich das zu mir selbst, woraufhin meine Kopfstimme die Nase rümpfte, offenbar beleidigt, dass ich ihm seine Sprechrolle geklaut hatte.
Zehn Minuten später fand ich den guten Mann dann doch wieder. Er hatte bereits fünf weitere Synths ausradiert und laut dem Pip-Boy konnte unser Ziel nichtmehr weit entfernt sein. Wir gelangten in einen großen Maschinenraum, in dem ein riesiges raketenähnliches Teil stand. Die Treppen des Raumes runter konnten wir einen Aufzug ausmachen, der jedoch nichtmehr intakt war. "Wir müssen die Stromzufuhr des Gebäudes wieder herstellen. Dafür brauchen wir die Notversorgung." Entschlossen, wenigstens damit bei der Mission behilflich zu sein, machte ich mich auf in den Kontrollraum wenige Meter entfernt. Wieder einmal war ein Terminal die Lösung des Problems. Nachdem ich "Notfallstromversorgung aktiviert" gewählt hatte, musste ich noch einen Knopf neben der großen Scheibe, durch die ich in den Raketenraum sehen konnte, betätigen. Eine Roboterstimme zählte auf einmal von fünf runter, während Danse von mehr als einem Dutzend Synths angegriffen wurde. Wieder einmal war ich zur Untätigkeit verdammt und auch Danse hätte schleunigst mir in den sicheren Kontrollraum folgen sollen, denn mit der Stromversorgung würde auch der Start der Raketenturbine einhergehen. Doch Danse schien das relativ wenig zu kümmern. Nach erneuten zwanzig erledigten Synths ertönte ein unglaublich lautes Geräusch und die Rakete stieß eine vernichtende Feuerwelle aus. Der Paladin schien samt der übrigen Killer-Roboter einfach verbrannt zu werden. Sofort eilte ich zu ihm, als das Feuer gestoppt hatte. "Oh mein Gott! Alles ok bei dir?" "Ja, ich denke schon. Die Powerrüstung hat das meiste abgefangen" -na klar. Regeln des Ödlands. Ich versteh schon- "lass uns in den Aufzug steigen, jetzt wo der Strom wieder funktioniert."
Nachdem ich noch schnell die Aschehaufen nach Fusionszellen durchwühlt hatte, stieg ich in den Aufzug nach oben, wo ein letzter Raum mit einigen weiteren Synths auf mich wartete. Leider war Danse nicht mit mir in den Aufzug gestiegen, was aufgrund seiner Rüstung nicht möglich gewesen war. Somit war ich nun auf mich allein gestellt. "Wir hätten das ganze Knabberzeugs nicht schon im Super-Duper Mart aufessen sollen." "Ruhe da oben. Ich muss mich konzentrieren." Denn anders als ein paar Ghule oder Ratten hatten diese Dinger sehr sehr gefährliche Waffen, mit denen sie auch noch höllisch gut umgehen konnten. Gedankenschnell griff ich zur Schrotflinte, die ein Raider auf dem Weg zum Gebäude hatte fallen lassen (nachdem Danse ihm den Schädel weggepustet hatte, versteht sich). Ein paar meiner Schüsse fanden noch nicht ihr Ziel, doch allmählich lernte ich, mit den Waffen umzugehen. Kurze Zeit später war nur noch ein Synth übrig. Ich hatte mich hinter eine Deckung gestellt und wollte meine Waffe gerade nachladen, als ich bemerkte, dass meine Schrotpatronen leer waren. "Ach bitte. Schon wieder?" Der Synth kam mir langsam näher, also beschloss ich, meinen Baseballschläger auszupacken und ihm mit einem sauberen Schlag den Eimerkopf vom Körper zu kloppen. Entschlossen stand ich auf, holte aus und... Nichts. Das Ding blockte meinen Schlag ohne zu zögern und war bereits im Begriff, mit seinem elektrischen Schlagstock auf mich einzuschlagen. Ich bereitete mich schon auf einen markerschütternden Treffer vor, als das Schussgeräusch des Laser-Gewehrs von Paladin Danse ertönte und der Synth wie seine Artgenossen in alle Einzelteile zerfiel. Der Schock stand mir noch ins Gesicht geschrieben, als ich wieder halbwegs gefasst ein "Danke" hervorbrachte. Der Paladin nickte mir zu und steckte die Waffe weg. Unsere Mission war abgeschlossen, denn der letzte Synth trug die gesuchte Technik bereits bei sich.
"Das war eine gute Arbeit dort drin." meinte Danse, als wir vor dem gesäuberten Gebäude von ArcJet standen. "Ja. Von ihm." Ich ignorierte meine Kopfstimme. Auch wenn sie wohl leider Recht hatte. "Du hast bewiesen, dass du Kommandos befolgen kannst und bist ruhig geblieben. Ich möchte dir zwei Dinge anbieten. Zuerst würde ich dir gern meine speziell angefertigte Version des Laser Gewehrs im Austausch gegen den Sender überreichen, für deine Dienste. Und zum anderen", sagte er, während er mir die Waffe im Tausch gegen den Sender in die Hand drückte, "würde ich dir gerne anbieten, der Stählernen Bruderschaft beizutreten. Die Zeiten sind hart und wir können jeden Einzelnen gebrauchen, besonders wenn sie ein Potenzial wie deines aufweisen." Potenzial? Ich? Da mussten nicht nur meine inneren Wegbegleiter lachen. Als ich jedoch merkte, dass er das anscheinend echt ernst gemeint hatte, dachte ich mir, dass es sicher nicht schaden konnte, den Leuten mit wahnsinns Rüstungen und pulverisierenden Waffen beizutreten. "Es wäre mir eine große Ehre, Paladin Danse." "Wunderbar. Dann begleite mich zurück zum Polizeirevier, dort klären wir dann das Übrige."
Fette neue Powerrüstung, ich komme!
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Der Ödland - Überlebensführer
FanfictionDa ist man 200 Jahre in einer Vault eingefroren und was ist das erste, das man sieht, wenn man wieder rauskommt? Genau, absolut garnichts. Außer der radioaktiv verstrahlten, zerfallenen Einöde natürlich. Der Ödland- Überlebensführer: Ein nahezu ikon...