01. / perfect strangers

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"Maybe we're perfect strangers."

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Der Bus der Linie 230 fuhr seine gewohnte Route. Sein Busfahrer saß gelangweilt hinter dem großen Lenkrad und sah den Schneeflocken beim Fallen zu.

Der Winter war rasch über England hereingebrochen. Von einen auf den anderen Tag waren die Temperaturen gesunken und die Straßen begannen rutschig zu werden.

Louis Tomlinson, der sich sein bisschen Brot mit dem Fahren eines Busses verdiente, konnte diese nasse und kalte Zeit nicht ausstehen. Sie brachte ihm nur Turbulenzen beim Fahren und alte Omas, die sich regelmäßig bei ihm beschwerten.

Heute herrschten wieder Minusgrade und die Haut des Braunhaarigen fühlte sich an, als würde sie aus der Tiefkühltruhe stammen. Im Bus funktionierte die Heizung nicht und eine dicke Jacke konnte er sich nicht leisten. Seine Gedanken waren ganz woanders, als bei den Geldproblemen und den tobenden Kindern in seinem Bus.

Desto länger er durch die prachtvoll geschmückten Straßen fuhr, desto mehr sehnte er sich danach so ein Leben zu führen. Ein Leben zu führen, das geschmückt von Lichtern und Gefühlen war.

Aber meist war sein Körper nur eine leblose Hülle, die sich wie eine Schlange häutete.

Er konnte nicht aufhören daran zu denken und drehte das Radio lauter, in der Hoffnung, seine Gedankengänge ersticken zu können.

Weihnachten war wundervoll. Und eigentlich sollte es noch wundervoller werden, da sein Geburtstag auf den selben Tag fiel. Aber leider trat immer das Gegenteil ein.

Louis saß an jedem Weihnachten, das er seit dem Auszug aus seinem Elternhaus erlebt hatte, alleine vor dem schäbigen Fernseher und hatte die Gardinen fest zugezogen. Meistens sah er sich Schnulzen an, um das Gefühl zu haben, Liebe zu kennen.

Manchmal kochte er sogar mehr Essen, als er brauchte, nur um zu denken, dass er nicht alleine feiern würde.

Ruckartig wurde der Blauäugige aus seinen Gedanken gerissen, als an der nächsten Haltestelle jemand einstieg, der keine Monatskarte hatte. Er sah neben sich, setzte ein leichtes Lächeln auf.

"Bis wo hin?", fragte er , doch das leichte Grummeln konnte er nicht unterdrücken. "Bis eh...Chester Street."

Er nickte bestätigend und druckte dem jungen Mann seine Karte aus. Als er sie ihm wieder überreichte, sah er ihn erst genau an. Braune Locken hingen bis zu seiner Schulter herunter und er hatte den Mund durch einen dicken Schal verdeckt. Die grünen Augen ähnelten einem Tannenbaum und Louis begann kurz so etwas wie Anziehung zu verspüren.

Doch leider verschwand der Junge wieder viel zu schnell.

Erst nach ein paar weiteren Haltestellen bemerkte der 30- Jährige Busfahrer, das der große und schlanke Mann von eben direkt versetzt hinter ihm Platz genommen hatte. Vielleicht bildete er sich die Blicke des Mannes auch nur ein.

"Sie zittern. Ist Ihnen kalt?"

Die Stimme des Grünäugigen schien noch mehr gedämpft und im Spiegel erkannte er, dass er den Schal noch mehr über den Mund gezogen hatte.

Louis wusste nicht, ob er die Wahrheit sagen sollte. Sie wollte sich hinausdrängen, aber sein Mund blieb mit Ketten verschlossen.

Also schüttelte er den Kopf.

"Sie sind kein guter Lügner...", kurz schien sich der junge Mann auszustrecken und nach Louis' Namenschild linsen,"Louis Tomlinson."

"Es heißt Louis. Wie das französische Louis."

Normalerweise wurde er immer schnell gereizt, wenn wieder jemand seinen Namen falsch aussprach. Aber diesmal kümmerte es ihn erstaunlich wenig.

"Ich mag das französische Louis eh mehr. Wollen sie meine Handschuhe?"

Louis' Herz erwärmte sich schlagartig. Die Hitze stieg ihm in die Wangen und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er wollte nicht so emotional sein, aber sonst kümmerte sich niemand um ihn. Also nickte er und nahm die Handschuhe dankbar an.

Sie erreichten Chester Street. Der Mann wollte aussteigen und nach einigen Kämpfen mit sich selbst, hielt Louis ihn zurück. "Wie heißen Sie?"

"Harry. Harry Styles."

"Sie haben mir den Tag versüßt, Harry." Er lächelte liebevoll und ließ den Mann mit den Locken gehen.

Erst daheim bemerkte er den Zettel mit einer Nummer im Handschuh.

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Der erste Dezember kam jetzt doch ziemlich schnell, also ist hier auch das erste Kapitel (bzw Türchen) ! :)
Ich hoffe diese kleine Geschichte ist ganz gut geworden :3

little Christmas dreams | Larry Adventskalender 2017 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt