~9.2~

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»Ich will wissen, wo die Bibliothek ist? Kennst du unsere Prophezeiung?«, überging ich seine Frage.

»Nein. Ich habe Jahre lang versucht das Buch der Prophezeiung zu finden. Aber niemand hat davon gehört.«

»Denkst du nicht, dass dein Meister das alles nur inszeniert hat, damit ein naiver kleiner Junge das tut was er sagt? Er könnte das alles erfunden haben.«

»Nein. Es war die Wahrheit.«, sagte er bestimmt.

»Warum habt ihr euch das Heilmittel nicht mit einem Shuttel geholt? Wenn ihr euch nicht hin teleportieren konntet?«, fragte ich.

»Man kann auf keine Weise von außen nach innen gelangen. Deshalb müssen wir aus dem Inneren des Planeten kommen. Es ist der wohl bestbeschützte Planet des Universums. Denkst du wir hätten nicht schon alles Erdenkliche versucht?«, fragte er genervt über all meine Fragen. Er war nicht daran gewöhnt hinterfragt zu werden.

»Wenn ich nicht versuche das Heilmittel zu holen, dann kann ich auch nicht sterben.«, stellte ich fest.

»Ich verlange nicht, dass du die Prüfung machst. Überzeuge Freya nur das Portal zu öffnen. Geh zu ihr und tu was du musst.«

»Also gut.«, gab ich nach. Ich hatte nichts zu verlieren. Also stand ich auf und ging ohne ein weiteres Wort.

Die Wachen vor Mehyls Tür führten mich vor Freyas Zelle, öffneten die Tür und sagten: »Du kannst nicht eintreten, wegen der Barriere.«, dann ließen sie mich mit ihr zurück.

»Was willst du?«, fragte sie nicht erfreut.

»Kann ich meine Freundin nicht einfach so besuchen kommen?«, fragte ich genauso bissig, wie sie.

»Wir sind keine Freunde. Spucke es schon aus. Was willst du?«

Ich versicherte mich das die Wachen wirklich nicht mehr da waren und ging durch die Barriere in die Zelle. »Fragst du dich nicht wo Zach ist? Warum er nicht versucht dich zu retten.«

»Er weiß, dass es aussichtslos wäre und ich es nicht wollen würde.«, sagte sie, als würde sie sich selber von ihren Worten überzeugen wollen.

»Bist du dir sicher?«, fragte ich und ließ er klingen, als wüsste ich da mehr als sie.

»Wo ist er?« Keine Sekunde später war sie vor mir und rammte mir ihre Faust ins Gesicht. Ein lautes Knacken ertönte und stechende Schmerzen breiten sich um meine Nase aus. Ihre Fähigkeiten konnte sie zwar nicht benutzen, aber sie war seit ihrer Geburt zur Kämpferin erzogen worden. Da konnte ich sie nicht besiegen. Ich griff mir an die Nase und spürte, wie Blut aus ihr floss. Es fühlte sich gebrochen an. Freya hob diesmal den Fuß um mich zu treten. Doch diesmal war ich darauf vorbereitet und versammelte die Hyse um mich, wie eine Barriere. Ihr Fuß prallte daran ab und sie verlor für eine Sekunde ihr Gleichgewicht, doch schnell fing sie sich wieder. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, schrie sie diesmal.

»Er lebt noch.«, sagte ich. »Aber nicht mehr lange. Es ist das neue Hobby der jungen dunklen Neyfrem ihn zu foltern. Lange hält er es nicht mehr durch.«

Ihre Augen verrieten sie. »Das ist mir egal.«

»Ist es nicht. Ich sehe es so. Entweder du hilfst uns und Zach bleibt am Leben. Oder ich dringe in deinen Kopf und zwinge dich uns zu helfen und du bekommst nichts. Zach würde umsonst sterben.«

»Du Miststück.«, schrie sie.

»Mir ist egal wofür du dich entscheidest.«, gab ich zu.

»Ja ist es das? Warum gibst du mir die Chance Zach zu retten? Warum zwingst du mich nicht einfach dazu?«

Ich zuckte nur mit den Schultern.

»Nein. Ich werde nicht nachgeben und dadurch alle töten.«

»Ich gebe dir bis morgen Zeit dich zu entscheiden. Du wirst es so oder so tun. Bleibt nur zu entscheiden, ob du dabei dein Freund rettest oder dein Gewissen an erste Stelle setzt.«

»Ich will ihn sehen.«, forderte sie.

»Das steht nicht zur Debatte.«

»Woher weiß ich, dass du nicht lügst?«

»Da wirst du mir glauben müssen.« Ich zuckte mit den Schultern und ging.

Die nächsten Tage verstrichen langsam und durch das viele Training hatte ich für nichts anderes Zeit. Der Tag der Prüfung schritt immer näher und mit jedem Tag der verstrich war ich sicherer, dass ich es nicht schaffen würde Hyon zu besiegen. Freya hatte ich nicht am Tag darauf aufgesucht. Sie sollte sich gut überlegen was sie machen wollte und die Angst um Zach sollte sie verrückt machen. Freya hatte seitdem schon einige Male verlangt mit mir zu reden. Erst am Tag vor meiner Prüfung ging ich zu ihr.

»Ivy. Ich schwöre, bei allem was mir Heilig ist, dass ich dich töten werde.«, flüsterte sie bedrohlich, als ich vor ihr stand.

»Wie hast du dich entschieden?«, fragte ich sie, ohne auf ihr versprechen einzugehen. Ich war nicht mehr so zerbrechlich. Ich war unsterblich.

»Ich habe drei Forderungen. Erstens will ich, Zach sehen. Zweitens will ich nicht mehr so behandelt werden, wie eine Gefangene und ich will, dass ihr mich frei lasst, wenn das alles vorbei ist.«

»Also gut.«, sagte ich zu.

»Was wirklich?«, fragte sie überrascht. Ich nickte.

»Aber dann will ich auch eine Bedingung setzen. Schwöre mir, dass du alles was du erfährst -nachdem Zach bei dir war- für dich behältst.«

»Ja. Ich schwöre es. Was ich nicht verstehe ist, warum du für etwas bezahlst, was du umsonst bekommen könntest.«

»Ich bin nun mal ein gütiger Mensch.«

»Du bist weder gütig noch ein Mensch.«, konterte sie.

»Ich muss jetzt zum Training, aber ich werde ihn die Tage zu dir schicken.«, versprach ich.

Das Training an diesem Tag war schlimmer als alle zuvor. Hyon machte es sich zur Aufgabe mir einen Vorgeschmack auf morgen zu geben. Selbst Attica sah mittlerweile ein, dass ich ihn nicht besiegen würde. Selbst nach all den extra Stunden Training mit ihr. Es war unmöglich gewesen all das Training aufzuholen, welches die anderen mir voraushatten. Niedergeschlagen und erschöpft kehrte ich abends in mein Zimmer zurück und warf mich aufs Bett. Die Hoffnung morgen meine Leistungsprüfung zu bestehen waren vollkommen zerstört. Ich würde bestimmt ein Job als Küchenhilfe zugeteilt bekommen. Im Augenwinkel sah ich etwas rot aufleuchten. Ich drehte mich zur Seite und sah, dass es der Beutel mit den Perlen war. So stark hatte noch nie eine Kugel geleuchtet und erst recht nicht rot. Neugierig öffnete ich den Beutel und zog die einzige rote Kugel raus. Warum war diese Kugel anders? Was unterschied sie von dem Rest?

Mayser erschien vor mir und lächelte mich warm an. »Mein liebes zukünftiges Ich. Diese Kugel unterscheidet sich von den anderen -wie du bestimmt bemerkt hast. Diese ist etwas besonderes und enthält nicht wie der Rest Erinnerungen, sondern ein Geschenk. Von mir an dich. Ich weiß, dass die Bürde die auf uns liegt riesig ist und ohne Hilfe von anderen ist sie nicht machbar. Nach einigen missglückten Versuchen ist es mir gelungen etwas anderes in diesen speziellen Kugeln zu speichern. Aber siehe selbst.« Sie strahlte mich geheimnisvoll an und verschwand.

Das Licht wurde intensiver und stärker, bis die Strahlen mich schließlich umhüllten. Mein Körper schien das Licht auszusaugen, wie ein Schwamm. Nach einigen Sekunden erlosch das Leuchten, als wäre nie etwas passiert. Was war das für ein komisches Geschenk. Ich hatte jetzt keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Ohne genügend Schlaf würde ich morgen nur noch mehr Nachteile haben, als ich sie eh schon hatte. 

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt