Epilog

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Zehn Jahre später

Mein Herz machte einen Sprung, als ich meine Mutter in den Arm schloss. Seit einigen Monaten hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie war auf Reisen gegangen, um wie sie meinte „sich selbst zu finden". Nachdem sie sich ihr ganzes Leben lang verstellt hatte und als Kate hatte Leben müssen, war das wohl kein Wunder. Auch ihr erstes Leben war eine Lüge gewesen, mit einem Ehemann, der sie nur wollte, damit sie Kinder gebar, die durch ihren tot dunkel wurden. Ich drückte sie fester an mich und eine Träne rollte mir über die Wange. Sie war so stark, denn selbst nach so vielen Rückschlägen, stand sie noch auf und kämpfte.

»Wo sind sie?«, fragte sie, als sie sich aus der Umarmung löste.

»Sie warten drinnen auf dich.«, antwortete ich ihr. Sie folgte mir in die Höhle.

»Hallo?«, rief sie, als niemand zur Begrüßung kam.

Leya kam aus dem angrenzenden Zimmer und rannte auf uns zu. »Oma.«, schrie sie glücklich und warf ihre kleinen Arme um die Beine ihrer Großmutter. »Wo warst du so lange?«

Meine Mutter hob sie hoch und drückte sie fest an sich. »Ich bin gereist. So viel habe ich dir zu erzählen.« Sie warf mir einen Blick zu, bevor sie sich zu ihr vorbeugte und -noch laut genug, damit ich es hören konnte- in Leyas Ohr flüsterte: »Wenn du es deiner Mama nicht erzählst, nehme ich dich nächste Woche mit zur Erde und wir gehen mit Delphinen schwimmen.« Sie nickte eifrig und ließ sich dabei nicht anmerken, dass sie nicht wusste, was Delphine waren.

»Wo ist Nalhyka?«, fragte sie, während sie Leya zurück auf den Boden setzte.

»Sie hat Caleb gezwungen mit ihr zu spielen.« Leya lachte bei dem Gedanken.

»Sind etwa alle anderen schon hier?«, fragte meine Mutter in gespielten entsetzen. »Ich bin doch nicht zu spät?«

»Du bist die letzte, aber wir haben auf dich gewartet.« Ich ging ins Wohnzimmer und Leya zog ihre Großmutter hinter sich her.

Ich sah mich um und entdeckte Nalhyka. Tatsächlich hatte sie Caleb dazu überredet mit ihr zu spielen. Die zwei saßen an Nalhykas kleinen Puppentisch und sie lackierte ihm die Fingernägel. Dieser Anblick brachte mich zu schmunzeln. Es war nicht lange her, da hatte ich Caleb kennengelernt und er war genauso klein gewesen, wie Nalhyka. Jetzt war er schon so erwachsen, dass der winzige Plastikstuhl, auf dem er saß, drohte unter seinem Gewicht nachzugeben.

Als wir das Zimmer betreten hatten, war Nalhykas Blick hochgeschossen, als hätte sie Alyanas Gegenwart gespürt. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und flog in die Arme ihrer Großmutter. »Ich habe dich vermisst.«

»Ich habe dich auch vermisst, Engel.«, sagte sie traurig und drückte ihr ein Kuss auf die Stirn. Während Nalhyka abgelenkt war, floh Caleb und setzte sich zu meinen Cousins und Luc, die ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. Wahrscheinlich redeten sie wieder über die Wechselwende heute Abend, wegen der alle gekommen waren.

»Nal, Leya geht und zieht euch um. Wir müssen gleich los.«, bat ich die zwei.

»Aber ich habe Caleb noch nicht die Fingernägel fertig lackiert.«, beklagte sich Nalhyka.

Leya bemerkte meinen Blick und nahm Nalhykas Hand und zog sie mit sich. »Du kannst sie später zu Ende machen. Willst du nicht das schöne neue Kleid anprobieren?« Nal nickte und folgte ihrer Zwillingsschwester schweigend.

Meine Mutter begrüßte Zach, Attica, Jay und dessen neue Freundin. »Schwesterherz.«, begrüßte sie Jay leicht ironisch. Er war schon etwas darüber hinweggekommen, dass sie nicht wirklich miteinander verwandt waren. Dennoch war es für beide, als seien sie wirklich Geschwister. Manchmal nannte ich Jay „Onkel" um ihn aufzuziehen. Daraufhin erinnerte er mich, dass ich mal seine feste Freundin gewesen war. Das fand ich dann wiederum nicht so lustig.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt