10 - "Ich hätte das nicht tun dürfen."

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Zuerst denke ich, das dieser Kuss sanft und behutsam wird, so wie es angefangen hatte. Aber so ist es nicht. Sanft und behutsam ist noch in der selben Sekunde vorbei, in der unsere Lippen aufeinander treffen. Sein Griff um meine Taille verstärkt sich und eine Hand, keine Ahnung welche, platziert er auf meinem Hinterkopf. Er vergräbt sie in meinen Haaren und macht darin vermutlich ein furchtbares durcheinander. Impulsiv und kraftvoll presst Zayn mich zurück an die Wand. Ich stosse einen leisen Seufzer aus, was Zayn wohl als Antrieb nutzt. Seine Fingerspitzen berühren nun endlich meinen linken Oberschenkel.

Herz, schlägst du noch?

Mein Kleid schiebt er hitzig nach oben, bis kurz über meine Hüften.

Keine Antwort.

Ich erforsche ebenfalls mit meinen Händen seinen Körper und lasse sie unter seinen Pullover gleiten. Ich streiche über Zayn's Rücken und fühle deutlich die Konturen seiner Rückenmuskulatur. Ein tiefes, kehliges Knurren entschlüpft seinem Mund, was mir den Mut veleiht, weiter zu machen. Ich klemme seine Unterlippe zwischen meinen Zähne und knabbere sanft daran. Die Reaktion seines Körpers darauf, ist sofort deutlich unter meinen Handflächen spürbar. Gänsehaut zeichnet sich auf seinem Rücken ab und knöpft einen direkten Anschluss an meinen Körper. Er ist mittlerweile mit beiden Händen unter meinem Kleid, berührt mich jedoch nicht an Stellen, die zu Intim sind. Sein Daumen zieht nun kleine Kreise über meinen nackten Bauch, während seine restlichen Finger meine Körpermitte umfassen. Meine Begierde wächst von jeder Kreisbewegung zur nächsten und schnürt mich die Atemwege zu. Im meiner Brust macht sich eine erdrückende Enge breit und meine Körpertemperatur scheint anzusteigen. Meine Fingerspitzen gleiten langsam seinen Rücken entlang in den Bund seine Hose. Zayn entfährt erneut ein stöhnen. Doch dieses Mal intensiviert sich unser Kuss nicht, sondern findet ein abruptes Ende. Ich öffne die Augen, doch seine sind noch geschlossen. Er lehnt seine Stirn an meine, umfasst hinter seinem Rücken meine Handgelenke und schiebt sie weg von sich. Fast traue ich mich nicht ihn anzusehen, doch ich tue es trotzdem.

"Was ist los?", möchte ich schliesslich wissen, weil er unser, was auch immer das war, abgebrochen hat.

Zayn tritt einen Schritt zurück und schluckt schwer. Er betrachtet mich, während mein Kleid automatisch wieder an Ort und stelle rutscht. "Das hätte nicht passieren sollen."

Seine Worte versetzen mir aus irgendeinem Grund einen Stich. Ich bin nicht sicher, ob ich in der Lage bin zu sprechen, aber ich versuche es trotzdem. "Warum nicht?" Meine Stimme klingt wie vermutet, seltsam und belegt.

Er sieht mir in die Augen und doch blickt er geistesabwesend durch mich hindurch. "Ich hätte das nicht tun dürfen.", ist alles was er über die Lippen bringt.

"Warum hast du es dann getan?" Ich will verdammt nochmal eine Antwort. Aber nicht nur auf diese Frage. Ich möchte auch wissen, warum ich es überhaupt zugelassen habe. Oder warum es sich so angefühlt hat. So absolut überwältigend. "Zayn?"

"Ich lasse dich ab jetzt in Ruhe.", versichert mir der Typ, der mich gerade noch ungestüm geküsst und befummelt hat. Das macht mich so verdammt wütend. Ich hasse Menschen, die handeln bevor sie nachdenken und nicht wissen was sie wollen. Ich hatte sie nie gemocht und nie zu ihnen gehört. Doch je mehr Zorn von mir Besitz ergreift, desto sicherer bin ich mir, dass ich jetzt in diesem Augenblick, genau so ein Mensch bin. Denn ich kann mich beim besten Willen nicht entscheiden was ich von Zayn halten soll. Ich war mir sicher das ich ihn hasse, doch wenn es so wäre, dann hätte ich mich bestimmt nicht so von ihm küssen und berühren lassen. Und jetzt fühle ich das sich ein Teil von mir, unwiderruflich von ihm angezogen fühlt. Etwas an ihm fasziniert mich, ich bin mir nur noch nicht im klaren darüber, was es ist. Zayn geht in geknickter Haltung zur Tür und ich beobachte ihn dabei. Ist das sein Ernst? Es küsst mich wie mich noch kein Anderer geküsst hat und erklärt mir dann, dass er mich ab jetzt in Ruhe lässt? Der beissende Geschmack von Verbitterung, steigt meine Kehle empor und erreicht meine Mund.

"Warum hast du mich nicht einfach von Anfang an in Ruhe gelassen?" Ich verfluche mich dafür, doch die Frustration und Enttäuschung die ich gerade empfinde, ist meiner Stimme deutlich anzuhören.

Weder blickt er mich an, noch gibt er mir eine Antwort. Stattdessen verschwindet er und lässt mich voller unerwiderter Fragen, alleine zurück.

Feigling.

Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt