9 - "Du darfst."

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Ein schrilles Telefonklingeln unterbricht das bedeutungsvolle, aber nicht unangenehme Schweigen, das zwischen Zayn und mir herrscht. Zayn horcht auf, sein Blick fällt auf das alte Dreh-Telefon auf der Tresen-Ablage. Aus dem hinteren Teil des Ladens erklingt Kings ohrenbetäubendes Kläffen. Die alte Miss "apricotfarbene Ausstellungsschur"schnalzt gereizt mit der Zunge und tätschelt ihrem braunen Köter das Köpfchen. Dumme Ziege. Ich hebe den schwarzen Hörer ab und drücke ihn an mein Ohr. Sofort fällt mir auf, dass Zayn aufmerksam meine Reaktion beobachtet.

„Oli's Coffeshop, sie sprechen mit Haley Borden."

"Warum hast du aufgelegt, du bist gemein und stinkst nach .. Bananen!", legt Eliot mit seiner kindlich quengeligen Stimme von vorhin gleich los. Dämlich grinsend schüttle ich den Kopf.

"Ich sagte doch, ich ruf zurück!" Zayn's durchdringende Augen verfolgen immer noch genauestens jede meiner Bewegungen. Ich drehe mich von ihm ab, weil mir seine prägnanten Blicke und die Art wie er meinem Gespräch lauscht unangenehm ist.

"Hales, bist du noch dran?", erkundigt sich Eliot in normalem Tonfall, weil ich nicht antworte. Doch ich kann nicht, ich habe grössere Probleme. Zayn tritt nämlich gerade um die abgerundete Tresen-Ecke herum und verdammt, sein Gesichtsausdruck verheisst nichts gutes. Ehe ich reagieren kann, entzieht er mir den Hörer und hält ihn an sein eigenes Ohr.

Zorn flackert in seinen azurblauen Augen auf. "Mit wem spreche ich?" Er hört einen Augenblick hin und schliesst die Augen. Kurz hält er inne, als müsste er sich beruhigen. Ich möchte ihm gerade wieder den Telefonhörer aus der Hand reissen, als er ihn zurück auf die Gabel knallt und somit das Telefonat beendet.

Fassungslos stemme ich die Hände in die Hüften. "Gehts noch?"

Er umfasst mein Handgelenk und zieht mich hinter sich her. "Lass das!" Er sagt nichts und tritt vor sich die Tür auf, die in einen kurzen Flur, angrenzend an Küche und Garderobe führt. Und eigentlich nur fürs Personal gedacht ist. "Gäste sind hier hinten nicht gestattet! Was hast du vor?" Die Tür fällt hinter uns ins Schloss und Zayn drückt mich gleich daneben an die Wand. Automatisch setzt mein Fluchtimpuls ein. Das ist definitiv zu nah. Doch auf meiner rechten Seite versperrt mir eine Kommode und sein Arm den Weg. Und zu meiner linken, stützt Zayn seine Hand an der Wand ab, damit mir auch hier die Flucht verwehrt ist. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihn anzusehen. Ein bereits vertrauter Geruch von Moschus kitzelt mich in der Nase. Meine Kopfhaut prickelt und die Härchen auf meinem Rücken richten sich auf. Ich schöpfe einmal tief Luft und sauge seinen Duft in mich auf. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich ab jetzt nie wieder an Weihnachten denken kann, ohne es automatisch mit Zayn in Verbindung zu bringen. Und während er mit seinen azurblauen Augen, jede Regung meines Gesichtes zu mustern scheint, bin ich mir plötzlich nicht mal mehr sicher ob das wirklich so schlimm wäre. Ein schwaches Lächeln nimmt seine Mundwinkel in Besitz. "Warum hast du nicht einfach gesagt, das du mit deinem schwulen besten Freund telefoniert hast?" Betonung auf schwul.

Ich überlege einen Moment. "Weil es dich nichts angeht."

Meine Antwort scheint ihn nicht so recht zu befriedigen, doch er belässt es dabei. Schleichend entfernt er seine Hand von der Kommode und legt sie sanft auf meine Taille. Ich sehe nicht hin, doch die Stelle scheint zu brennen. "Was tust du?"

Mein Herzschlag, scheint nun einige Takte schneller zu pochen.

"Ich lege meine Hand auf deine Taille." Während er das sagt, liebkost sein Atem zärtlich meine Wange.

Und noch schneller.

"Warum?" Frage ich atemlos, ehe meine Stimme versagt.

"Weil ich dein Kleid berühren will." Jedes seiner Worte haucht er in mein Ohr und beschert mir damit einem angenehmen Schauer. "Darf ich das?"

"Du darfst.", höre ich mich sagen, ohne überhaupt über die Bedeutung meiner Worte nachzudenken.

Er tut es. Seine zweite Hand nimmt er sich zu Hilfe und er lässt sie sanft über den Stoff meines Kleides gleiten. Eine Hand befindet sich auf meinem Rücken und die andere schlängelt sich ihren Weg nach unten, entlang meiner Lenden, bis hin zum Ende meines Rocksaums. Vorfreude auf seine kommende Berührung unterhalb meines Kleides, lässt meinen Körper verrückt spielen. Doch dazu kommt es nicht, kurz davor stoppt er die sanften Streichbewegungen seiner Hand und ändert ihre Richtung. Gemächlich wandern sie den selben Weg zurück nach oben. In meinem Unterleib zieht sich alles zusammen, meine Brustwarzen verhärten sich und meine Haut steht in Flammen. Ich erinnere mich an das Gefühl, so ähnlich hat er sich angefühlt bevor Josh und ich damals zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Nur war dazu viel mehr nötig und es es war nicht einmal annähernd so intensiv wie jetzt. Noch nie hat mich jemand mit so wenig Berührung so sehr erregt. Sein Körper drückt sich dicht an meinen, sodass nur noch unsere Kleidung zwischen uns liegt.

"Und wie fühlt sich mein Kleid an?", frage ich erwartungsvoll und schaue auf seine wohlgeformten Lippen, die meinen immer näher kommen.

"Weich. Gute Qualität." Er schluckt und leckt sich über die Lippen. "Ich würde es mir wirklich gerne ausleihen." Fragend blicke ich empor in seine Augen. "Aber vorher solltest du es vielleicht ausziehen, sonst dürfte der Transport schwierig werden." Ich bringe nur ein schwaches Nicken zustande. Ohne das sich unsere Lippen berühren, vermischt sich sein Atem mit meinem. Ich halte es kaum noch aus. Ich stemme ihm meine Hüften entgegen und drücke meine Brüste an seinen muskulösen Oberkörper. Noch während ich das tue, frage ich mich, was eigentlich in mich gefahren ist. Zayn stöhnt auf. Gott klingt das heiss. Mein Körper reagiert sofort darauf und übernimmt etwas mehr das Kommando. Mit meinen Armen umfasse ich seinen Hals und mit meinen Lippen streife ich zärtlich seine Wange. Da hab ich's, sein Drei-Tage-Bart ist rau, kratzt aber kein bisschen. Zayn's Atem geht jetzt schwerer, so wie meiner schneller. Ich drücke mich noch enger an ihn, wenn das überhaupt möglich ist. Er umschlingt mit seinen Armen meinen Körper. Seine Augen hat er geschlossen, ich tue es ihm gleich. Ich weiss jeden Augenblick werden wir uns küssen. Ich frage mich wie sie sich wohl anfühlen, seine Lippen.

"Wir sollten das nicht tun.", säuselt er leise an meinen Mund.

"Du hast vollkommen recht.", wispere ich zurück.

Und dann taten wir es.

***
Würde mich sehr über ein kleines Feedback freuen. 😅 Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag! 😴

D_Lina ❤️

Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt