7 - "Auslachen"

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Als ich frisch umgezogen wieder nach draussen trete, sind Zayn, Jay und ihre Begleiterinnen verschwunden. Der Boden ist geputzt und die leeren Gläser befinden sich zusammengeräumt auf dem Tresen. Genau so wie Geld, für die verschütteten Getränke. Seufzend verräume ich alles und versuche mein bestes, um diese schrecklich peinlichen Szenen nicht immer wieder Revue passieren zu lassen.

Doch ich kann nichts dagegen tun, selbst drei Tage später quält mich noch immer die Blösse dieses demütigenden Nachmittags. Zayn und ich sollten heute wieder den selben Kurs zusammen haben, doch um ein Aufeinandertreffen zu vermeiden, habe ich bereits einen Schlachtplan ausgetüftelt. Erst eine Minute vor beginn der Stunde betrete ich den Hörsaal. Genau wie ich es mir erhofft hatte, hat sich Zayn bereits einen Platz ausgesucht. Schnell verkrieche ich mich ans Ende irgendeiner Sitzbank, auf der anderen Seite des Raumes. Das dürfte wohl genug Distanz sein. Obwohl, kann man denn je genug Distanz zwischen sich und den Teufel bringen?

Als unser Dozent seine letzten Worte spricht und uns entlässt, packen alle ihre Sachen zusammen. Ausser ich, ich habe bereits gepackt und brettere bereits in vollem Karacho zum Ausgang. Doch die aufkeimende Freude darüber, dass ich es geschafft habe ihm aus dem Weg zu gehen, ist mindestens so schnell wieder weg, wie sie aufgetaucht ist. Denn ich bin nicht allein, Zayn geht lockeren Schrittes neben mir her, als hätten wir die ganze Zeit geplant, so schnell wie möglich Zusammen einen Abgang zu machen.

"Ich habe den Eindruck du gehst mir aus den Weg Haley." Ich hätte ihn besser nicht angesehen, denn alles was ich vorfinde, ist nur Zayn's dämliches Grinsen.

"Komisch, wie kommst du nur darauf?", frage ich mit einer gewaltigen Portion Sarkasmus in der Stimme. "Wo wir doch so dicke Freunde sind." Zuckersüss lächle ich ihn an und zuckersüss lächelt er zurück. Zumindest versucht er es. Aber dieser Blick ist einfach keinem Jungen vorbestimmt. Leider Gottes entweicht meiner Kehle ein kleines Kichern, weil es einfach zu witzig aussieht.

Verdutzt blickt er mich an. "Sie kann ja doch Lachen."

"Auslachen", verbessere ich bis über beide Ohren Grinsend. Er tut es wieder, ahmt mich nach. Schnell presse ich die Lippen aufeinander um nicht loszuprusten.

"Dieser Blick und dieses Lächeln sieht bei dir leicht Schwul aus."

Schockiert starrt er mich an, was meinen Brustkorb erneut erbeben lässt. Und ehe ich mich versehe, breche ich in ein Gelächter aus, dass in einem ausgewachsenen Lachflash enden sollte. Zayn kann nicht lange an sich halten und stimmt kurzerhand mit ein. Hätte mir jemand vor zwei Wochen erzählt, dass ich mal aus vollem Halse lachend, mit Zayn Michaels durch die renommierten Hallen der Columbia spaziere, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich wusste schon gar nicht mehr was ich eigentlich so verdammt witzig fand, doch es war ein überraschend angenehmes Gefühl ausgelassen mit ihm zu lachen.

"Na, was ist so lustig?", unterbricht uns die quirlige Stimme meines besten Freundes Eliot. Aufmerksam fixieren seine wachen Augen zuerst mich und dann Zayn. Schamlos dem wissenden Blick meines besten Freundes ausgeliefert, ist es mir aus irgendeinem Grund, plötzlich unangenehm mit Zayn gelacht zu haben. Ich fühle mich irgendwie ertappt und als müsste ich mich rechtfertigen. Warum kann ich nicht sagen, doch mir fällt auch plötzlich wieder ein das ich Zayn eigentlich nicht mal mag.

"Gar nichts.", teile ich kurz und bündig mit. Ich räuspere mich und hacke mich bei Eliot unter. Zayn's Blick weiche ich aus während wir uns von ihm entfernen.

Doch als wir gerade mal drei Schritte gegangen sind, äussert Eliot mit vollem Elan seine neue Erkenntnis . "Ihr habt zusammen gelacht, Betonung auf gelacht. Und es sah aus als hättet ihr spass gehabt."

Reflexartig werfe ich einen Seitenblick zurück, um nachzusehen, ob Zayn es gehört hat. Und was für eine Überraschung, natürlich hat er das. Das erkenne ich an dem verzückten Siegerlächeln das zwei perfekte Zahnreihen entblösst. Na super. Und ich musste bis vor drei Jahren, noch eine bescheuerte Zahnspange tragen.

Zayn bleibt zwar stehen, wendet sich allerdings an Eliot um ihm etwas hinterherzurufen. "Wir hatten auch Spass, selbst wenn sie das noch nicht zugeben will."

"Ich habe über dich gelacht und nicht mit dir, da gibts einen Unterschied.", berichtige ich seine Aussage in der selben Lautstärke und zerre meinen besten Freund, gewaltsam um die nächste Ecke, weg von Zayn.

Eliot lasse ich wieder los. Ich weiss ohnehin das er mir folgen wird, um mich mit Fragen zu löchern, die ich sowieso nur alle verneinen und mit einer Handbewegung abtun werde.

Weil das nämlich nichts zu bedeuten hatte, und ganz bestimmt nicht wieder vorkommen wird.

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