12 - Baum Ahoi

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"Und? Was haben deine Eltern zu deinem neuen Lidschatten gesagt?", fragt mich Jonah am nächsten Tag auf der Piste, zu der meine Eltern mich doch tatsächlich trotz Verletzung mit hinauf gezogen haben.

Motzig schmeiße ich meine unangeklipsten Skier neben ihn in den Schnee und beginne meine Handschuhe aggressiv anzuziehen.

"Die gute Nachricht ist, dass sie mir die Ausrede mit der Dusche tatsächlich abgekauft haben."

"Und die Schlechte?"

"Ich liege gerade nicht in meinem Bett."

Er nickt verstehend. "Verstehe."

"Nein, tust du nicht!", wende ich überfordert ein.

"Verstehe ich nicht?", fragt Jonah überrascht. So nebenbei fällt mir außerdem auf, dass seine Haare mal wieder perfekt sitzen. Wie bekommt er das hin? Er klatscht sich doch nicht etwa eine Tonne Haargel in seine Mähne, oder? Und wieso sind sie überhaupt so gestylt? Die werden doch später sowieso wieder durch seinen Helm zerquetscht werden!

"Nein. Schließlich hasst du es nicht auf den Berg zu gehen und auf Brettern 'nen Abhang herunter zu fahren."

"Dafür bin ich viel zu schüchtern mich mit alten Damen anzulegen", versucht er mich aufzuheitern. Soll das ein Argument sein um an mich zu glauben?

Mein Blick verrät ihm wohl meinen Gedanken.

"Ich meine damit, dass du mutig bist. Du lässt dich nicht von Rentnern herunterziehen, also schaffen es ein Paar Skier ebenfalls nicht."

"Die schaffen das schon sieben Jahre lang. Und die Rentner haben auch zurückgeschlagen."

So gut es geht, habe ich mein blaues Auge unter meiner Skibrille versteckt, allerdings drückt die Brille so darauf, dass ich es kaum aushalte. Ich will mir nicht vorstellen, wie es aussehen muss, wenn ich mit einem Veillchen die Piste herunter fahren muss. Na ja, ich muss erst einmal das Fahren hinbekommen.

Daran wird es in erster Linie schon scheitern.

Wie ich mit einem Veilchen die Piste hinunter kugele?

"Sieben Jahre und keines mehr!", sagt er.

"Wow", murmele ich kopfschüttelnd. "Du solltest echt Politiker werden. Deine Reden motivieren einen ja enorm."

"Dann halt eben die Klappe und stell dich auf die Ski", seufzt er und steht auf, klopft sich den Schnee von seinem Anzug ab.

Ich gehorche ausnahmsweise. Nicht, dass er mir auch noch eine schießt.

"Wie ist es eigentlich möglich, dass deine Eltern dich alleine fahren lassen, wenn sie wissen wie schlecht du bist?", fragt er ungeheuerlich feinfühlig.

"Wow."

"Dass du nicht die beste Fahrerin bist?", rettet er sich grinsend.

"Die sind froh, wenn ich ihnen nicht wie ein Klotz am Bein hänge."

"Die werden mir immer symphatischer", meint er lachend. Ich blicke ihn leicht lächelnd an. "Warte ab. Heute Abend ändert sich das sicherlich enorm schnell."

"Warum überhaupt heute Abend?"

"Weil morgen Heilig Abend ist. Da ist ein Streit unvorteilhaft."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schlimm wird", wirft er seinen Gedanken ein.

"Dann warte einfach ab. Du wirst es schon sehen."

Er lacht ungläubig auf und kommt etwas näher an mich heran getappt.

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