13 - Robin Hood

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Kerzen, im Hintergrund ein brennender, wärmender Kamin mit ein paar aufgehängten Socken, ein schön geschmückter Tannenbaum in nächster Nähe. Schneeflocken, denen man von drinnen beim Fallen zusehen kann. Glockenläuten, der Duft nach warmer Schokolade und gerösteten Marshmellows. Buntes Geschenkpapier, Lichterketten.

Weihnachten kann so schön sein.

Kann.

Nicht in meiner Familie. Nicht, mit einem Spiel wie Monopoly.

Schon nach einer guten halben Stunde habe ich das Gefühl, gleich in die Psychatrie eingeliefert werden zu müssen. Ich glaube mittlerweile hat sogar Jonah eingesehen, dass ein Spieleabend mit den beiden großen Kindern überhaupt kein Spaß ist. Geschweigedenn Entspannung oder ähnliches.

Es ist wohl eher die reinste Hölle.

"Mum, vielleicht solltest du die Vase einfach dort stehen lassen, klingt das nicht nach einer super Idee?", versuche ich verzweifelt auf meine tobende Mutter einzureden, die nach einer unschuldigen Aufbewahrungsmöglichkeit für Blumen gegriffen hat und bereit ist, diese achtlos nach meinem Vater zu werfen.

Weil er ihr anscheinden einen Bahnhof weggeschnappt hat. Den, den sie noch als einzigen benötigt.

Tragisch.

Man sieht, woher ich meine Aggressivität auf jeden Fall geerbt habe.

"Wow", höre ich Jonah überfordert murmeln. Er sitzt ein paar Meter von meiner Mutter weg und starrt beeindruckt auf die Vase in ihrer gehobenen Hand.

"Ich habe dich geheiratet, und was machst du? Du betrügst mich einfach!", schreit meine Mutter aufgeregt.

"Herr Gott, Marion! Es ist ein Brettspiel!", ruft er genervt aus und fährt sich durch sein Gesicht. "Und ich habe dir schon zehn mal gesagt, dass ich nichts dafür kann, dass meine Würfel eben genau die richtige Augenzahl werfen, die ich zu diesem Feld brauche!"

"Nur weil du drauf kommst, heißt es ja nicht, dass du es auch kaufen musst!", erinnert sie ihn.

Mit den Nerven am Ende schüttele ich einfach nur meinen Kopf und beginne, mich mehr für meine Schuhe zu interessieren, als für das Gestreite meiner Eltern.

Wieso habe ich überhaupt zugestimmt hier zu sein?

"Aber wenn ich es nicht kaufe, dann wirst du es machen! Und dann zockst du mich ab!"

"Ach? Wo liegt das Problem? Bist du etwa der Meinung von einer Frau abgezockt zu werden ist peinlich?"

"Das habe ich doch gar nicht gesagt!", wütet mein Vater zurück. "Aber ja. Das ist es."

"Unfassbar!", schnaubt meine Mutter aus. Ich hingegen seufze gelangweilt und lege meinen Kopf auf meine Hand, die diesen abstützt.

"Das ist echt besser als jeder Weihnachtsfilm", flüstert Jonah mir leise zu, damit auch ja keiner der beiden etwas mitbekommt.

"Noch", meine ich bestimmt. "Spätestens wenn sie anfangen sich mit Gegenständen abzuwerfen wird es gefährlich."

"Gegenstände?", wiederholt er fragend.

Ich nicke. "Letztes Mal musste unser Toaster dran glauben. Und mein Vater hatte ein Aua am Hinterteil. Stell dir vor, was wir der behandelnden Ärztin im Krankenhaus sagen mussten, als er eingeliefert wurde."

"Lessy!", ruft mir mein Vater warnend zu und zeigt untermalend mit seinem Finger auf mich. "Keine Geschichten über mein Hinterteil an fremde Leute weitererzählen!"

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