19 - Schokoladengespräche

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"Das sind die Fortschritte eures Lernens?", höre ich Nick am nächsten Tag über die Piste rufen, während ich den beiden Turteltauben stolz den Fortschritt des Vormittags zeige, den Jonah und ich gemeinsam erarbeitet haben.

Ich kann jetzt nämlich eine Kurve drehen, ohne sofort mein Gesicht im Schnee zu versenken. Für mich ein wirklich großer Fortschritt, für ihn anscheinend nicht der Rede wert.

Ich sehe, wie Julie ihm warnend ihren Arm gegen die Schulter schlägt. "Das ist toll, Lessy! Bald bist du noch besser als Nick!", ruft sie mir anschließend zu.

"Schön wäre es", meine ich unsicher. "Vielleicht irgendwann in 'ner millionen Jahren."

"Selbst dann nicht", seufzt Nick und setzt sich die Skibrille wieder auf seine Augen. Ich rolle meine Augen und schiebe mich an den Rand der Piste, wo Jonah steht und mir zusprechend einen nach oben gestreckten Daumen zeigt.

"Das wird immer besser", muntert er mich lächelnd auf. Und er hat recht. Niemals hätte ich heute Morgen damit gerechnet, dass es mich dieses Mal im Vergleich nur gut jedes zweite Mal auf die Schnauze legt. Und ich habe keine Ahnung woran es liegt. Schließlich ist es ausgeschlossen, dass sich meine Ski-Superkräfte über die Nächte gewaltig verbessert haben.

"Ja, in zehn Jahren schaffe ich es dann auch zu fahren, ohne einem Baum das Leben zu nehmen", scherze ich und atme tief durch. Skifahren ist anstrengend und ich wette morgen wache ich mit einem fetten Muskelkater auf.

"Darauf arbeiten wir hin", stimmt Jonah zu und zeigt mir sein Lächeln.

Wenn ich daran denke, mit welchem Ausdruck im Gesicht wir uns das erste Mal begegnet sind, haben auch wir große Fortschritte gemacht. Dabei ist das Verrückte, dass ich ihn erst knapp eine Woche kenne.

"Es wundert mich, dass wir es überhaupt hier hin geschafft haben", spreche ich aus. Denn wir sind bereits etwas abseits von den dichteren befahrenen Pisten gelandet. Rechts und links stehen haufenweise Kiefern und andere Nadelbäume, die mit Schnee bedeckt sind.

Es sieht aus wie in einem Märchenwald. Es kommt wirklich märchenhaft rüber. Außer der Teil mit den Skiern eben. Der ist weiterhin ein Alptraum in meinen Augen.

Zu meinem Glück ist die Piste nicht gerade Steil. Sie hat nur eine leichte Absenkung. Perfekte Vorraussetzungen also nicht direkt ins Koma zu fahren.

Und wie wir fahren. Seit neun Uhr morgens schon hänge ich mit den dreien fest. Jonah war nämlich der Meinung, dass ich nur durch meinen Ehrgeiz wirklich lerne.

Irgendetwas hat es anscheinend wirklich gebracht.

"Schau mal! Da vorne ist die Spitze des höchsten Berges hier im Skigebiet!", meint Jonah zu mir und zeigt auf die weiße Spitze eines Berges, ziemlich weit weg von uns.

Ich nicke erkennend und blicke ebenfalls in die Richtung.

"Wow", sage ich weniger erstaunt. Fragend blickt Jonah mich an. Ich ziehe meine Schultern etwas hoch und blicke unschuldig zurück. "Was denn? Ist doch nur ein Berg. Schließlich sind wir umzingelt von Bergen."

Er lacht auf und schüttelt grinsend seinen Kopf. "Ist dir klar, wie enorm krass das eigentlich ist?"

"Die Berge?", frage ich dumm nach.

Er nickt. "Na klar. Das ist ein Wunder. Das ist Natur. Sag' mir ja nicht, dass dir Natur nicht gefällt."

"Ich bin eben ein Stadtkind", sage ich.

"Oh mein Gott", meint er kopfschüttelnd. "Ich bin enttäuscht von dir Alessia."

Ich lache auf. "Ich wusste gar nicht, dass du meinen vollen Namen kennst."

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