22 - falsche Tochter

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(Momentanes Lieblingslied gerade. Könnt ihr gerne zu diesem Kapitel anhören!)

"Verdammt!", rufe ich aufgebracht und fahre mir überfordert durch meine völlig verstrubbelte Mähne. Mal ehrlich - wieso müssen Haare auch immer verfilzen, wenn sie mit Schalen in Berührung kommen?

Ich ignoriere Finns verwirrten Blick und die großen Augen meiner Schwestern, als ich mich neben ihnen in den Schnee setze und vor mich hin schmolle.

"Was ist denn los Lessy?", fragt mein Vater mich auch schon. Dass er dabei sichtlich uninteressiert klingt, zeigt mir nur ein weiteres Mal, was für ein Trottel er ist.

"Ich bekomme diese bescheuerte Drehung nicht mehr hin! Mit den anderen habe ich es geschafft!"

"Du klingst wie deine beleidigten, kleinen Geschwister", höre ich meine Mutter nur rufen, als sie an uns vorbei saust, den Berg hinunter.

Ganz richtig. Ich bin wieder in der Hölle angekommen. Wieso weiß ich auch nicht ganz genau. Vermutlich, um heute einfach nicht Jonah's vorwurfsvollen und Nicks siegessicheren Blick sehen zu müssen.

Mir ist klar geworden, welche Absicht Nicks vermeintliche 'Entschuldigung' hatte, aber wie Jonah schon gesagt hat - wieso sollte er mir glauben?

Dieses Arschloch will ich noch viel weniger zu Gesicht bekommen. Deswegen wohl der Trip hier her.

"Was auch immer", murmele ich nur und rappele mich wieder auf die Beine. Mal wieder nervt mich der dicke Schneeanzug nur noch viel mehr.

"Kommst du mit uns mit?", fragt mich mein Vater, dem meine schlechte wohl auch aufgefallen ist. Das würde zumindest erklären, warum er auf einmal so nett zu mir ist. "Wir fahren die rote Piste dahinten herunter."

Ich blicke ihn stumm an.

"Ich denke das bedeutet nein", schlussfolgert er und zieht sich die Handschuhe an.

"Ich würde nur 'ne Massenkarambolage verursachen", sage ich etwas netter. "Geht nur ohne mich. Ich komme klar."

"Wer bist du, und was hast du mit meiner Tochter gemacht?", sagt mein Vater nur mit großen Augen und fasst sich gespielt getroffen ans Herz.

Ich verdrehe lachend die Augen. "Wäre immerhin nicht das erste Mal."

"Da ist sie ja!", meint er daraufhin und klopft mir einmal ermutigend gegen die Schulter, ehe er sich in Bewegung setzt. Meine Geschwister ihm hinterher. Ich starre ihnen einen Moment nur seufzend hinterher, ehe ich selbst nach meinen Stöcken greife und mich langsam in Bewegung setze.

"Hier bin ich", flüstere ich die völlig überflüssige Antwort, die an meinen Vater bestimmt wäre, vor mich hin und mache das, was wohl niemand von mir erwartet hätte.

Ich übe das Skifahren.

Ja, krass. Ich weiß. Ich hätte es wohl selbst nicht erwartet. Aber die Alternative klingt nicht viel besser in meinen Ohren. Genau genommen habe ich also nicht wirklich eine andere Wahl.

Ich übe und übe und übe, bis es irgendwann völlig überraschend dunkel wird. Ich bemerke es erst, als das Flutlicht angeht und mich dermaßen blendet, dass ich das Gleichgewicht verliere und auf dem Hintern lande.

Völlig überrascht von der Tatsache, dass die Sonne mittlerweile schon gegangen ist, halte ich inne und blicke mich um. Nur noch vereinzelt fahren ein paar Leute im Blitztempo an mir vorbei. Und ich habe keine Ahnung wo ich bin.

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