8 - Le Present

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"Du wolltest ja nicht damit aufhören", murmelt Jonah neben mir leise und drückt sich mit verzerrtem Gesicht den kühlen Lappen auf die Augenbraue.

Ich zucke mit den Achseln. "Du hast immerhin angefangen. Ich gebe nicht auf."

"Du gibst also nicht auf? Nie?", fragt er mit herausforderndem Ton, hört aber sofort damit auf, als ihn ein erneuter Schmerz durch den Kopf zieht.

"Niemals", bestätige ich ihm nebenbei und nehme sein Kinn in die Hand, ohne groß weiter darüber nachzudenken. Mir wird nicht klar, dass ich so nun das Kinn eines, sozusagen, fremden Menschen in den Händen halte.

"Zeig' mal her", murmele ich jedoch nur und drehe seinen Kopf nach rechts, damit ich die kleine Platzwunde sehen kann, die sich unter seiner linken Augenbraue befindet. "Ist glaube nicht so schlimm."

"Tut aber weh", murrt er nur und blickt mich einen Moment kurz an, ehe er wieder nach unten schaut.

"Du wirst schon nicht dran sterben", versichere ich ihm unbeeindruckt und erhebe mich aus meiner Hocke wieder zurück auf die Beine. "Außerdem hast du es verdient."

Unsere Schneeballschlacht war eigentlich ziemlich witzig, bis in einem unserer Schneebälle ein Steinchen mit drin war und Jonah am Kopf getroffen hat.

Jetzt heult er herum, als würde er gleich sterben.

Auch er ist aufgestanden, hebt sich den Lappen allerdings weiterhin auf die Schläfenregion.

"Geht's? Oder muss ich deine Mama anrufen?"

"Ruf' du lieber deine an", meint er verschwörerisch.

"Warum? Ich verhalte mich nicht wie ein kleines Baby."

"Vielleicht zeige ich dich deswegen an. Dann wäre die Präsenz deiner Mutter deutlich vorteilhaft."

"Schwachsinn", meine ich nur kopfschüttelnd und lache auf. "Lass' uns in die Stadt gehen, bevor die Läden schließen."

Er legt seinen Kopf etwas schief, dann nickt er doch zustimmend und zusammen laufen wir das kleine Stück ins Innere des kleinen Städtchens, in dem unsere Unterkunft ist.

"Was willst du eigentlich kaufen?", frage ich ihn.

"Weihnachtsgeschenke."

"So früh?"

Er schüttelt widersprechend den Kopf. "Sonst bin ich eigentlich immer noch später dran. Für meine Verhältnisse ist das eigentlich ziemlich früh."

"In vier Tagen ist schon Weihnachten", erinnere ich ihn.

Er nickt. "Stell dir vor, ich kann einen Kalender ziemlich gut lesen. Ich weiß, dass in vier Tagen Weihnachten ist."

"Anscheinend nicht. Sonst würdest du deinen Hintern früher in irgendwelche Läden schleppen."

"Ordnung ist langweilig", meint er nach einer kurzen Stillephase zwischen uns. "Ich mag es, unordentlich zu sein. Unstrukturriertheit ist etwas, dass dich leben lässt."

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