Kapitel 2

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Dicht gefolgt von Andrew und Clay, bog ich scharf um die Ecke. Ihr heißer, unruhiger Atem strich mir über die Nackenhaare und ließ mich erschaudern. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe, bis sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Angewidert verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse und schluckte mein Blut widerwillig den Rachen hinunter.

Die Eingangshalle war leer und unbewacht, weit und breit keine Anzeichen von unbekannten Eindringlingen. Mit einer knappen Handbewegung verordnete ich meine Leute anzutreten, da die Luft rein war . Lautes Getrampel hallte durch die Gänge, bevor sich die Mannschaft gleichmäßig in Sektionen aufteilte.

Während mein Blick prüfend über die Menge wanderte, hatte bereits jeder seine Waffe schussbereit und die Maske gesichert über dem Kopf platziert.

Benebelt blendete ich die wirren Stimmen der Anderen aus und blickte starr zu der verschlossenen Eisentür, die so nah war, dass ich sie beinahe mit meinen erstarrten Fingerkuppeln berühren konnte. Perplex setzte ich einen Fuß vor der Anderen und presste meinen Atem stoßweise hervor, sodass es mir die Kehle zuschnürte.

Das Kratzen wurde immer lauter, sowie auch die schmerzhaften Stöhne und Schreie außerhalb unserer sicheren Mauern. Je weiter ich mich näherte, umso mehr traten mir die Schweißperlen an die Stirn. Mein Herz pochte ununterbrochen gegen meinen Brustkorb und ich legte schlotternd meine verschwitzte Hand an den Hebel und drückte ihn zögerlich runter.

Meine Furcht davor, was jetzt kommen möge war groß, doch als ich einen kurzen Blick nach hinten warf und die vielen ermunternden Gesichter sah, wurde mir plötzlich klar, dass es einen wahren Grund gab, um zu kämpfen.

Angestrengt stemmte ich meine Beine in den Fußboden und hielt meine Waffe schützend vor mich. Was jetzt auch kommen mochte, ich hatte schon zu vieles gesehen, um davor noch Angst zu haben! Also kniff ich meine Augen zusammen und blickte meinen Schicksal trotzig entgegen.

Ein Zucken durchfuhr mich und ich spürte wie Andrew seine warme Hand auf meine Schulter legte. Entschlossen bohrten sich seine Augen in Meine und er beteuerte stolz: ,,Wir sind ein Team Ashlynn und wenn du in den Krieg ziehst, dann tue ich das auch! Ich kämpfe an deiner Seite, um gemeinsam mit dir unsere Feinde zu besiegen und Frieden zu schaffen! Einmal ein Herz und eine Seele....."
„....Immer ein Herz und eine Seele" wisperte ich lächelnd. Mir standen die Tränen in den Augen und eine wohliger Schauer überkam mich. Nickend senkte ich meinen Blick und griff nach seiner Hand, unsere Finger verkreuzten sich ineinander und wir brachen somit feierlich unsere Feindes-Fehden.

Die Türen öffneten sich quietschend und stöhnende Seuchenkranke krabbelten gierig in die Eingangshalle. Ein verfaulter Geruch stieg mir in die Nase, sodass mich ein Würgereiz überkam.

In weniger als nur drei Sekunden wurde ich unerwartet an den Fußknöcheln gepackt und zu Boden gerissen. Erschrocken stieß ich meinen Angreifer weg und schlug ihn schnaubend in sein blutverschmiertes Gesicht. Als mich Andrew wieder hoch zog, erschoss er diesen mit nur wenigen gezielten Schüssen und nahm mich beschützend in den Arm.

Weitere blutunterlaufene Augen starrten uns närrisch entgegen und warteten sehnlichst darauf uns zu zerfleischen.

Noch bevor es dazu kommen konnte, stürzten sich die Rebellen brüllend in die Menge und schossen die Infizierten blutrünstig nieder.

Andrew warf mir immer wieder besorgte Blicke zu, doch ich war bereits im Getümmel untergegangen und kämpfte wild entschlossen gegen die Seuche. In der Hoffnung ich könnte sie ein wenig aufhalten und der Welt einen Funken Hoffnung schenken.

Für einen kurzen Augenblick lugte ich zu ihm herüber und sah wie er gleichzeitig gegen zwei der Infizierten kämpfte, ohne zu bemerken wie sich ein Dritter ihn langsam von hinten näherte. Alarmiert brüllte ich durch die Menge:„Pass auf!" Doch er schien mich, durch den präsenten Lärmpegel nicht zu hören.

Keuchend rang ich mich durch das Gemetzel und stürzte mich auf den Infizierten, welcher Andrew gefährlich nah gekommen war. Rechtzeitig bohrte ich meine Waffe in seinen Hinterkopf und schoss.

Doch ich kam zu spät, er lag bereits reglos am Boden und die Infizierten stürzten sich gierig über ihn. Kreischend erschoss ich sie und nahm ihn beschützend in den Arm. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, doch ich konnte es nicht. Sie strömten mir in Flüssen über die Wange und ich vergrub mein errötetes Gesicht in seinen Hals. „Verlass mich nicht, es tut mir leid. Alles, dass ich deine Eltern erschossen habe, auch wenn ich wusste wie sehr du sie liebtest. Oh Gott es tut mir so aufrichtig leid. Nur bitte, ich flehe dich an geh noch nicht! Ich habe dir nie gesagt wie wichtig du mir eigentlich bist und jetzt bleibt mir gar keine Wahl!" schrie ich verzweifelt in sein erblasstest Gesicht. Seine braunen Haarsträhnen klebten ihm durchnässt im Gesicht und ich strich ihm sanft über die Wange. Eine einsame Träne löste sich aus meinen Augenwinkel und tropfte auf sein schwarzes Hemd. Ich schloss die Geräusche meiner Umgebung aus und richtete meine Konzentration nur auf Andrew.

Der Sturm hatte sich gelegt und die infizierten Biester waren besiegt. Triumphierende Rebellen umarmten sich glücklich, doch als sie mich an seinem unbeweglichen Körper lehnen sahen, verstummte ihre Freude und sie warfen mir mitleidige Blicke zu.

Andrew sollte nicht sterben, sondern ich! Er hatte das nicht verdient. Weinend warf ich meinen Kopf zur Seite und senkte niedergeschlagen meinen trüben Blick.

„Hey, wenn ich sterbe, dann schau mich doch wenigstens an." flüsterte Andrew mit brüchiger Stimme. Ich blickte in seine ozeanblauen Augen und klammerte mich verloren an seinen Arm.
„Es tut mir auch leid, ich liebe dich Ashlynn, du wirst unsere Rebellen gut leiten und ich bin mir sicher dass du es auch ohne meine Hilfe meistern wirst! Einmal ein Herz und eine Seele..." Mit diesen Worten schlossen sich seine Augenlieder und er ließ mich alleine im kalten Regen stehen. „Immer ein Herz und eine Seele, ich liebe dich auch Andrew und merke dir, dass ich dich nie vergessen werde, denn du bist zu Einzigartig!" raunte ich ihm leise ins Ohr, doch er war bereits fort, weit entfernt vom hier und jetzt.

Andrew's Sicht:

Und plötzlich wurde alles still. Die Zeit gefror und meine Bewegungen fühlten sich zäh und langsam an. Ashlynn saß neben meinen Körper, aber warum konnte ich mich selbst sterben sehen? War ich etwa tot?

Ich stellte mich hinter sie und berührte sanft ihre Schulter, aber sie nahm mich nicht wahr. Ich drehte ihr Tränen überströmtes Gesicht in meine Richtung und flüsterte ihr beruhigend zu.

,, Shhht. Alles ist gut. Tut mir leid, dass ich so ein Arsch war. Ich liebe dich, aber ich kann nicht verhindern was passiert ist. Ich werde immer ein Teil deines Lebens bleiben und als Schutzengel über dich wachen. Leb wohl..."

Ashlynn's Sicht:

Ein leichter Hauch striff meine Lippen, dann spürte ich, dass er weg war, für immer...
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Manchmal sind es die unerwarteten Dinge, die einem am meisten weh tun.

No human love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt