Stöhnend schleppte ich mich zu den Waschräumen und warf mir eine große Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht.
Wieder einmal hatte ich eine schlaflose Nacht hinter mir, welche tiefe Augenringe in mein blasses Gesicht zeichnete.
Warum? Ich tat so viel Gutes, doch das Schicksal quittierte mir dies nur mit einem Tritt in den Hintern. Was machte ich nur falsch?
Immer wieder erschienen die Bilder vor meinem inneren Auge und ließen mich verstört zusammen zucken. Doch nun mischten sich auch die Erinnerungen aus den vergangenen Jahren dazu.
,,Lass mich nicht fallen Ashlynn, bitte!" tränenüberströmt klammerte sie sich an mein Handgelenk, während die Wellen gegen die Meeresbrandung schlugen.
Schmerzverzerrt wendete ich meinen Blick von ihr ab und antwortete leise: ,,Ich habe dich nie fallen gelassen, du mich aber schon des Öfteren. Immer wieder habe ich dich in Schutz genommen, doch das hat jetzt ein Ende. Evelyn, durch dich starben mehr als 300 Menschen zu Unrecht und du schämst dich nicht einmal!"
Während ich kopfschüttelnd ihre Hand von mir nahm, brüllte sie mir verzweifelt entgegen, jedoch sperrte ich ihr Flehen aus und blickte sie mit einem eisernen Gesichtsausdruck an.
Weinend versuchte sie nach meinem Knöchel zu fassen, doch ich verpasste ihr nur mit meinem Fuß einen harten Stoß zwischen die Rippen, wodurch sie kreischend die Klippe hinab stürzte und mich verfluchte für das was ich tat.
Schwere Schritte durchbrachen die schweigsame Stille und der Boden vibrierte leicht unter meinen Füßen. Nachdem eine Scharr von gleichaltrigen Mädchen den Raum betrat, verstummte ihr Gespräch augenblicklich, als sie mich am Waschbecken entdeckten. Ich warf ihnen einen finsteren Blick zu, bevor ich an ihnen vorbei rauschte und ein unverständliches "Dumme Gören" zischte.
Schwer atmend setzte ich mich aufrecht in mein Bett und kramte die Chronik von Sean heraus.
Ich wusste nicht, was das war, aber seine Geschichte fesselte mich und es fühlte sich so an, als wären wir irgendwie miteinander verbunden.
2.Januar 7077
Eigentlich war unsere Nachbarschaft einer der ruhigensten Orte in ganz London, doch diese Nacht wird uns immer in den Knochen stecken bleiben. Schreie hallten in meinen Ohren wieder und ich fuhr aufgeschreckt hoch. Kerzengerade saß ich in meinem Bett und das Pochen meines Herzens wurde immer stärker. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, schlich ich vorsichtig zum Fenster und wagte einen kurzen Blick hinaus. Was ich jetzt sah, ließ mich schweißgebadet zusammen zucken. Mrs Thompson lag blutüberströmt auf dem kalten, steinigen Asphalt und hielt die Hand ihres Mannes. Ein großes Loch klaffte in ihrem Bauch und sie schrie sich verzweifelt die Seele aus dem Leib. Mit geweiteten Augen betrachtete ich das Geschehen, bis mein kleiner Bruder panisch in mein Zimmer stürmte und seine kleinen Arme um mein Bein schlang. Verdutzt fragte ich ihn: ,,Was ist los Kleiner?", ,,Mrs Thompson is los Sean, was passiert da mit ihr?" entgegnete er ängstlich. Beschützend nahm ich ihn in den Arm und trug ihn zu Mom und Dad, die ihn gleich zu sich zogen, während sie mir fragende Blicke zu warfen. Ich zerrte meinen Vater zu meinem Schlafzimmerfenster und wartete auf seine Reaktion. Er zog scharf die Luft ein, bevor er schweigend zurück rannte und meiner Mom ein ,, Es ist wieder so weit." ins Ohr flüsterte. ,,Was ist wieder so weit?" entgegnete ich verwirrt, doch er schob mich aus den Zimmer und verschloss unsere Eingangstür. ,,Das werde ich dir später erklären, wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen, hier ist es jetzt viel zu gefährlich!" zischte er aufgebracht. Mein Bruder Quinn lag weinend in Mom's Armen und klammerte sich verängstigt in ihr Nachthemd. Ich strich ihm sanft über die Haare und wisperte: ,,Alles wird gut." Nach einer Weile beschloss ich mich wieder hinzulegen, doch gleichdarauf wurde ich durch einen aufheulenden Motor unwirsch aus den Träumen gerissen. Genervt grummelte ich vor mich hin, während sich meine Beine zum Fenstersims schleppten. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass hier etwas ziemlich falsch lief und ich musste dem so schnell wie möglich auf den Grund gehen.....
Sean Anderson
Während ich vertieft zwischen den alten Seiten umher blätterte, wurde ich plötzlich stürmisch in eine feste Umarmung gezogen. Ein metallischer Geruch stieg mir in die Nase und ich drehte mich energisch zu Val um. ,,Blutest du?"
Mit verwirrten Blick starrte sie mich an. ,,Nein wieso?"
Entsetzt schleuderte ich sie von mir runter und lief in eines der angrenzenden Zimmer. Es dauerte eine Weile bis ich den Hauptauslöser des Geruches orten konnte, doch ich fand ihn.
Faye ein Mädchen in meinem Alter lag reglos auf dem weißen Plüschteppich. Unter ihr bildete sich eine große Blutlache, welche einen metallischen Geruch verströmte.
,,Warum ?" Perplex starrte ich auf das kreidebleiche Gesicht des Mädchen und wagte kaum zu Atmen. Mir gefror das Blut in den Adern, sodass ich wie erstarrt einfach nur da stand und hoffte das Alles wäre nur ein Traum aus dem ich endlich erwachen würde.
Doch nichts geschah. Val blickte mir mit geweiteten Augen über die Schulter, bis sie schockiert aufschrie.
Auf einmal ging alles so schnell, Menschen strömte in das Zimmer und der Alarm wurde ausgelöst. Doch ich bekam davon nichts mit, alles fühlte sich so weit entfernt an. Wie als wäre ich am Grunde des Ozeans und die Anderen an der Oberfläche. Als würde ich die Stimmen nur gedämpft wahrnehmen und die Bewegungen in Zeitlupe. Es fühlte sich an, als wäre ich schon vor langer Zeit ertrunken und niemanden kümmerte es, weil mein Äußeres noch lebte.
Mit einem harten Stoß gegen meine Schulter, holte mich Val wieder zurück in die kalte Realität. Verdutzt zuckte ich zusammen, bevor ich auf meinem Absatz kehrt machte und aus dem Zimmer lief.
,,Warte doch! Du kannst jetzt nicht einfach gehen!" Ich kniff meine Augen zusammen und schlug die Tür hinter mir zu. Natürlich komnte ich es und niemand würde mich daran hindern.
Meine Schritte hallten von den eisernen Wänden wieder und ich ließ die erregten Stimmen der Rebellen hinter mir.
Mir wurde bewusst, das schwere Zeiten für uns anbrechen würden und mein Team eine wahre Anführerin brauchte, die zu jedem Zeitpunkt hinter ihnen stand. Doch dieser Teil in mir starb, als auch Andrew mich verließ. Ich war nichts anderes mehr als ein Haufen Elend mit glorreicher Vergangenheit.
Klar die Rebellen glaubten an mich, doch ich war nicht mehr die, die ich vorgab zu sein. Starke Fassade, aber zerbrechliches Herz. Nur weil ich verdammt dazu war zu verlieren, schaffte ich es nicht einmal, die Menschen die ich liebte vor dem Tod zu wahren.
Tränen flossen mir in Strömen über die Wange und ich griff zerstreut nach meiner Maske, welche sich zischend um meinen Kopf legte.
Val stand am Ende des Ganges und starrte mir mit verletzter Miene entgegen .
,,Du lässt uns alleine?"Ich hob meinen Kopf, doch wendete so schnell wie ich sie auch gesehen hatte, meine Blick wieder ab. ,,Nein, ich werde euch nicht im Stich lassen. Doch versteh mich bitte, das Alles hier, wird mir einfach zu viel. Ich brauche Abstand."
Mit diesen Worten lief ich zur Eingangstür und ließ sie polternd ins Schloss fallen.
Die Stille umschloss mich und das Funkeln der Sterne erfüllte mich mit Ruhe, sowie Gelassenheit.
Erleichtert atmete ich aus und setzte meinen Weg fort... weit weg vom Hier und Jetzt....
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Oftmals muss du erst lernen dich selbst zu akzeptieren, bevor es anderen tun.
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No human love
Science Fiction,,Wie definiert man Schmerz?" verwundert drehte ich mich in seine Richtung und warf ihm einen eindringlichen Blick zu. ,, Du wirst es nie erfahren und das ist das Schöne daran unmenschlich zu sein!"- ,,Nein ist es nicht, denn ich will nicht nur eine...