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• M A S O N •

Die gesamte Stunde kann ich den Blick meines Lehrers auf mir spüren. Während sich der Rest meiner Klasse fröhlich unterhält, sitze ich auf meinem Platz, den Blick star auf mein Blatt gerichtet und immer versucht die langsam aufkommende Panikattake zu unterdrücken. Mr. Mint ist außerhalb seines Sportunterrichtes ein Lehrer der ganz cool drauf ist. Zumindest sind die anderen dieser Meinung. Vertretungsstunden mit ihm sind immer ziemlich entspannt, weil man nie Unterricht oder ähnliches macht. Jeder darf machen was er will, so lange man nicht das Klassenzimmer verlässt oder anderen groben Unfug macht. Keine Ahnung, wie eine Person einerseits so beliebt und gleichzeitig so unbeliebt bei Schülern sein kann, wie Mr. Mint es ist.
Zu meinem Leidwesen ist jedoch Blake einer, der ihn sowohl im Sportunterricht als auch als Vertretungslehrer mag. Warum auch immer.
Das ist auch einer der Gründe, warum ich es Blake nicht erzählen kann. Mr. Mint ist irgendwie so etwas wie eine Vorbildfunktion für ihn, auch wenn die beiden momentan ziemlich auf Kriegsfuß sind. Weshalb weiß ich jedoch auch nicht genau. Nur irgendetwas mit einem Spiel, das wohl nicht so gut gelaufen ist.

Stella neben mir unterhält sich lachend mit Marie, einem netten Mädchen aus unserem Kurs und im restlichen Stimmengewirr kann ich hin und wieder die Stimmen von Eli und Matt heraushören. Eli unterhält sich lautstark mit jemand anderem, während Matt nur manchmal seinen Senf dazugibt. Ich würde mich gerne zu ihnen setzten und mitreden, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht bei sich haben wollen. Ich seufze und verberge mein Gesicht in meinen Händen. Warum geht gerade alles so schief, obwohl eigentlich alles perfekt ist? Immerhin habe ich Blake und eigentlich auch super Freunde und Schule machte auch Spaß. Aber jetzt ist es zwischen meinen Freunden und mir irgendwie komisch und vor der Schule habe ich Angst wegen Mr. Mint.
Wie konnte mein Leben plötzlich so aus den Fugen geraten?

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und sehe überrascht auf. Mein Sportlehrer Mr. Mint steht hinter Stella und mir und hat jeweils eine Hand auf unseren Schultern liegen.
„Worüber amüsiert ihr euch denn so prickelnd?", lacht er und zeigt dabei eine Reihe schiefer gelblicher Zähne. Beinahe automatisch schüttle ich seine Hand von meiner Schulter und drehe mich etwas weg. Aufstehen kann ich nicht, immerhin steht er genau so hinter mir, dass ich meinen Stuhl nicht zurück schieben kann.
„Nur ein bisschen Mädchentratsch.", lacht Marie und wendet sich wieder Stella zu. Mr. Mint jedoch legt seine Hand wieder zurück auf meine Schulter und drückt sie.
„Mason, das sind doch genau deine Themen." Sein ekelhaftes Grinsen erscheint wieder und sofort steigt die Panik mehr an. Dass er auf meine Sexualität anspielte ist mir ziemlich egal, aber der Fakt, dass er meine Schulter berührt, bringt mich komplett aus dem Konzept.
Ich sage nichts zu seinem Kommentar und hoffe einfach, dass er endlich wieder gehen würde. Und tatsächlich erhörte Gott mich und nach einem Schulterklopfer geht er ins andere Ende des Klassenzimmers ums sich mit den Sportlerjungs zu unterhalten, die dort hinten sitzen.

Ich versuche mich durch gleichmäßiges Ein- und Ausatmen zu beruhigen, was mir eher weniger gelingt. Mit zitternden Händen fische ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suche nach Blakes Kontakt.
Ich musst einfach später mit ihm reden.
Nicht über das mit Mr. Mint, sondern einfach nur mit meinem Freund reden. Ich will bei ihm sein. Bei ihm geht es mir gut.

Hastig, damit Mr. Mint es nicht bemerkt, tippe ich ein ‚Nach der Stunde bei den Toiletten im Erdgeschoss. Ich brauch dich <3'. Hoffentlich liest er es noch rechtzeitig.

„Mason!" Als ich meine Namen höre zucke ich erschrocken zusammen. Die energische Stimme von Mr. Mint hallt in meinem Kopf wider und langsam drehe ich mich zu ihm um. „Keine Handys in meinem Unterricht." Drohend hob er einen Finger und hällt mir dann seine Hand entgegen.
„Du kannst es dir nach der Stunde wieder bei mir abholen.", knurrt er mit seiner autoritären Stimme. Eingeschüchtert nicke ich und lege es so in seine Hand, dass ich diese nicht berühre.

Er nickt und läuft damit vor zum Pult und legt es neben seine Tasche, die auf dem älteren Tisch steht. Sein Blick geht forschend durch den Raum. Mehrere meiner Klassenkameraden sitzen ebenfalls mit dem Handy da. Einige hören sogar Musik und trotzdem sagt Mr. Mint nichts. Er nickt nur und setzt sich dann auf den Stuhl, ehe er eine Sportzeitschrift aufschlägt.
Stellas Ellenbogen drückt sich in meine Seite woraufhin ich zu ihr sehe. „Warum hat er dir dein Handy abgenommen? Die anderen benutzten ihre auch alle."
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung.", flüstere ich und merke wie meine Stimme versagt. Ich stehe so kurz vor den Tränen.

Wenn ich es nach der Stunde abholen soll, dann bin ich wahrscheinlich allein mit ihm in einem Klassenzimmer. Das darf nicht passieren.
Panisch versuche ich eine Lösung zu finden. Ich könnte einfach ohne meinem Handy gehen. Blöde Idee, immerhin brauche ich es.
Ich könnte einfach meine Mum fragen, ob sie es für mich holt. Obwohl nein, dann müsste ich mir nur eine Standpauke von ihr anhören, dass ich abhängig von dem Teil bin und es so dringend zum Überleben brauche, dass ich es sogar im Unterricht benutze.

Okay Mason, keine Panik. Du gehst einfach gleich zum Gong nach vorne und holst es dir noch ehe alle das Klassenzimmer verlassen haben.
Gut, hört sich nach einem Plan an. Ich atme tief durch. Das schaffe ich schon.

Etwa zehn Minuten später klingelt es dann zum Stundenwechsel. Sofort stehen meine Klassenkameraden auf und begeben sich Richtung Tür. Meine Chance.
Ich stehe ebenfalls auf, schultere meine Rucksack und gehe schnurstracks nach vorne.
Noch drei Meter, noch zwei , noch einen und schon stehe ich vor dem Pult. Ich strecke meine Hand nach meinem Handy und hätte es schon fast gehabt, doch dann griff Mr. Mint danach und hindert mich so daran es zu nehmen und abzuhauen bevor alle anderen auch weg sind.
„Wir müssen noch reden.", sagt er ohne von seiner Zeitschrift aufzusehen. „Wo-orüber?", frage ich und könnte mich selber Ohrfeigen dafür, dass ich jetzt anfing zu stottern.
„Warten wir bis alle weg sind.", fügt er hinzu, klappt seine Zeitschrift zu und verstaut sie in seiner Sporttasche. Einige Sekunden später war der letzte Schüler gegangen und Mr. Mint zog die Tür hinter diesem ins Schloss. Sofort wächst meine Panik ins Unermessliche und augenblicklich rinnt der Angstschweiß.

„Also Mason." Das ekelhafte Grinsen legte sich wieder auf seine Lippen, eher mir langsam näher kommt. Verängstigt gehe ich langsam zurück bis ich am Pult anstehe. „Du warst ein böser Junge, dafür musst du jetzt bestraft werden." Er überwindet den letzten Meter und drückt mich mit seinem Körper gegen den Tisch. Mit seinen Händen links und rechts an meiner Taille fixiert er mich. 
„Bi-itte hören S-sie auf.", flehe ich leise und spüre schon die ersten Tränen über meine Wangen rasen. „Ach Mason, du musst doch nicht anfangen zu weinen. Ich tu dir nichts.", flüstert er und streicht mit seiner rauen Hand über meine Wangen um die Tränen zu entfernen.
„Du bist so schön, Tränen machen den Anblick nur kaputt.", flüstert er und eine seiner Hände wandert hinunter zu meinem Hintern. Er fängt an eine Pobacke zu kneten, während seine andere Hand hinunter zu meinem Gürtel fährt.

„Bitte nicht.", schluchze ich und kann spätestens jetzt die Tränen nicht mehr halten. Hemmungslos beginne ich zu weinen und versuche ihn irgendwie von mir weg zu drücken. Er war jedoch größer und stärker als ich und deshalb ließen ihn meine Fluchtversuche auch kalt.
Plötzlich packt er mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. „Hör auf so herum zu zappeln.", knurrt er, ehe er seine Lippen auf meine drückt. Panisch stemme ich meine Hände mit aller Kraft gegen seine Brust, um ihn weg zu drücken.
Tatsächlich weicht er etwas zurück, was ich sofort nutze und aus dem Klassenzimmer renne. An mein Handy und meinen Rucksack die noch im Klassenzimmer liegen denke ich nicht. Ich renne blind vor lauter Tränen durch die Gänge hinauf zum dritten Stock in der Hoffnung, dass dort Blake auf mich wartet.

©ziallhorlikstalker

Blake Parker [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt