II

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Ein schrilles, lautes Fiepen riss Michael unsanft aus dem Schlaf. Missmutig tastete er nach der Uhr auf seinem Nachttisch und drückte auf die Austaste. Einige Sekunden blieb er noch liegen bevor er sich seufzend hochstemmte und sich um sah. Der Raum wurde bereits vom Sonnenlicht erhellt, sodass das Licht anzumachen eine reine Verschwendung wäre. Widerwillig stand er auf und ging zuerst zu seinem Kleiderschrank - aus welchem er sich neue Kleidung entnahm - und danach in die Richtung des Badezimmers. Dabei fiel sein Blick auf das Bett seines unfreiwilligen Mitbewohners, welcher noch in aller Seelenruhe vor sich hin schlief. Achselzuckend ging Michael weiter. Nicht mein Problem.

Als Michael einige Minuten gewaschen und umgezogen das Bad wieder verließ schließ Lucifer noch immer. Der Ältere schüttelte den Kopf.
"Lucifer." Keine Reaktion.
"Lu-ci-fer." Keine Reaktion.
"LUCIFER!" Noch immer gab es keine Reaktion.
Gut ... Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens: Ich könnte ihn einfach ignorieren und schauen ob er von alleine Aufwacht. Die Zweite wie auch wohl amüsantere Möglichkeit wäre die, ihn aus dem Bett zu werfen...
Mit diesem "Entschluss" ging Michael auf das Bett des anderen zu und zog ihm einfach die Decke weg, dadurch wurde Lucifer zwar nicht wach aber sein Zustand kam diesen dann doch schon relativ Nahe. "Was soll das? Gib die Decke wieder her!" Maulte er auch prompt. "Nichts da. Aufstehen, du hast Schule." "Hab ich nicht, es ist Samstag." "Nein, es ist Dienstag." "Arschloch." Mit diesen Worten zog er sich das Kissen über den Kopf und blieb so liegen. "Ich kann nichts dafür, ich habe die Wochentage nicht veranlasst, also gibt es auch keinen Grund mich zu beleidigen." Mit diesen Worten zog er ihm nun auch das Kissen weg, was zur Folge hatte, dass sein Mitbewohner ihn gereizt anfauchte. "Gib mir meine Sachen sofort wieder zurück, Michael!" "Lass mich nachdenken ..." Michael sah auf die Decke und das Kissen in seinen Händen, "Nein."
Daraufhin streckte ihm Lucifer die Zunge heraus, ganz wie ein trotziges Kleinkind, verschränkte die Arme und vergrub seinen Kopf darin. Der schwarzhaarige Junge sah nachdenklich auf den blonden Junge herunter. Ich könnte ihn rausschubsen ... Kaum hatte er diesen Gedanken auch nur genauer formuliert führte er ihn auch schon aus. Er kletterte von der Seite her über das Bettgestell und hockte nun neben jenem auf der Matratze und schubste ihn aus dem Bett. Nun lag Lucifer auf dem Boden und fing gleich an zu jammern. Allerdings nichts aus Schmerzen, sondern weil er gezwungen wurde sein Bett zu verlassen. "Was soll daaas?"  "Ich sorge dafür, dass du am ersten Schultag hier nicht zu spät kommst. Sei mir dankbar." Mitterweile hatte sich der dunkelblonde Junge aufgerichtet. "Dankbar? Dafür, dass du mich pünktlich weckst und ich nicht zumindestens einen Teil des Unterrichtes verschlafe? Vergiss es." Michael verdrehte genervt die Augen. "Dann sieh es wenigstens irgendwie positiv: Ich habe dich in dem Zeitraum geweckt in dem es noch unten im Speisesaal Essen gibt." "Aber ich hasse es mit mehreren Leuten zu Frühstücken." "Du hast auch immer was zu meckern, oder?" Für einige Sekunden wirkte es als würde Lucifer wirklich über diese Frage nachdenken, dann grinste er jedoch und antwortete nur mit einem: "Japp, ganz richtig." Erneut die Augen verdrehend stand Michael auf und ging von dessen Bett herunter. "Wie auch immer, ich gehe jetzt jedenfalls Frühstücken, denn ich habe mich mit dem Schicksal hier abgefunden." "Das Schicksal ist ein verlogener Hurensohn." "Nein, ein mieser Verräter." Mit diesem Zitat eines Buchtitels verließ er auch schon wieder den Raum, jedoch nicht ohne Lucifer mit seiner Decke und dem Kissen zu bewerfen. Er sah keinen Sinn darin sie ordentlich hinzulegen, wo es nicht sein Eigentum war, sondern das seines nervigen Zimmermitbewohners. 

Gut 15 Minuten später betrat er wieder das Internatszimmer, Lucifer wieder im Bett vorfindend. "Sag bloß du schläfst schon wieder ..." "Normalerweise schläft man nicht in Straßenkleidung. Geschweigedenn mit offenen Augen." "Ob deine Augen geöffnet sind konnte ich nicht sehen - und kann ich übrigens noch immer nicht - da ich im Türrahmen stehe und du dich etwa 7 Meter weiter weg befindest." Nun war es Lucifer der genervt die Augen verdrehte. "Klugscheißer." "Woher kennst du meinen zweiten Vornamen?" "Ich dachte der lautete Spießer?" Michael schüttelte den Kopf. "Nein, tut er nicht. Tja, so kann man sich täuschen." Angenervt von Michaels Nervigkeit setzte sich Lucifer die Kopfhörer auf, welche er auf der Kommode neben dem Bett abgelegt hatte. Michael zuckte nur leicht mit den Schultern, ihm sollte es ruhig recht sein, wenn dieser freiwillig den Mund hielt. So wurde er wenigstens nicht genervt. Die restliche Zeit bevor der Unterricht begann wollte er mit lesen verbringen.

Die Zeit die Michael daraufhin mit lesen verbrachte, verbrachte Lucifer hingegen auf einer Plattform auf der bereits mehrere Jugendliche - wenn nicht sogar beinahe alle - ihre Zeit verschwenden. YouTube. Jedoch stellte er nach einiger Zeit fest, dass er sich eventuell doch damit abfinden muss mit mehreren Leuten in einem Raum zu Frühstücken, denn aufgrund der Tatsache, dass er seit gestern Morgen nichts mehr gegessen hatte beschlich ihn doch das Hungergefühl. Leicht genervt setzte er die Kopfhörer ab, stöpselte sie aus dem Handy aus und verließ wortlos das Zimmer.
Kaum hatte der andere das Zimmer verlassen, holte der andere seinen Laptop aus der Schublade und machte diesen an. Wollen wir doch mal sehen ob der hier überhaupt Notentechnisch zugelassen werden sollte oder ob es doch nur aus Mitleid war ... Als dieser hochgefahren war sah sich Michael kurz etwas paranoid um bevor er die Dateien abrief welche in den Schulakten gespeichert waren. "Danke Charlie ..." Murmelte er leise. Charlie war die Person der er es verdankte zu wissen wie so etwas funktionierte. Leider war sie mittlerweile nicht mehr hier, da man sie bereits auf eine Universität zum Studieren geschickt hatte.
Lange musste Michael in den Akten jedoch nicht suchen, schließlich kam keine zweite Person auf die irre Idee ihr Kind Lucifer zu nennen. Als er jedoch die Informationen die er gesucht hatte fand sah er aus als wäre gerade eben ein Teil seines Weltbildes eingestürzt. Wie kann ein Minderbemittelter Idiot wie er einen Durchschnitt von 1,2 haben? Mindestens zwei Minuten starrte Michael auf den Bildschirm bis er sich wirklich sicher war, dass er weder in der Zeile verrutscht, das Komma verschoben wurde, noch das diese Daten falsch waren.
Das hatte zur Folge, dass er nicht bemerkte wie der Junge zu dem jene Informationen gehörten den Raum wieder betreten hatte. "Was hast du für verstörende Websiten aufgerufen, sodass du so guckst als hätte man dir offenbart, dass der Weltuntergang morgen bevor steht? Etwa Tumblr?" Erschrocken sah der dunkelhaarige Junge auf und knallte den Laptop zu. "Nichts, nichts!" Skeptisch sah sein Gegenüber ihn an. "Nichts? Wie sieht denn bitte eine Website voll mit nichts aus?" "Interessant. Gut, Tschüss, ich muss zum Unterricht." Etwas hektisch packte er den Laptop weg, nahm sich seine Bücher und verschwand aus dem Zimmer. Zurück ließ er den etwas perplexen Lucifer.


If Heaven falls for hell [Michifer]Where stories live. Discover now