XVIII

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Michael war leicht nervös, als er sich mit Lucifer auf den Weg runter, zu Gabriel machte. Zwar hatte Gabriel ja offensichtlich kein Problem damit, dass er einen Freund hatte, aber er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, wie unangebracht einige seiner Kommentare oder Antworten waren. Gut, objektiv betrachtet war Lucifer, was so etwas betraf, wohl auch kein Unschuldsengel, aber Gabriel war doch einen Tick schlimmer. Einen ziemlich großen Tick, wenn er ganz ehrlich war. Er sah leicht verstohlen zu Lucifer, welcher eher neugierig wirkte und fragte sich, wie gut die beiden wohl miteinander zu recht kommen würden. Ich hoffe mal ja ... Nach einiger Zeit des Schweigens kamen die beiden 17-jährigen endlich unten, bei Gabriel an, welcher an einem Baum lehnte. „'Sup, Fuckers." „Gabriel, achte auf deine Ausdrucksweise." Kam es auch sofort von Michael zurück. Gabriel verdrehte die Augen. „Man, manchmal merkt man echt, dass Vater dich nahezu alleine erzogen hat." Er drehte seinen Kopf zu Lucifer und musterte diesen leicht grinsend. „Hi, ich bin Gabriel, der kleine Bruder dieses Typen." Er hielt ihm die Hand hin und musterte ihn weiterhin mit schiefgelegtem Kopf. „Ist er dir gegenüber auch immer so, als hätte er einen Regenschirm im Arsch? Oder ist es gleich der ganze Schirmständer." „Gabriel!" Erneut wies Michael seinen kleinen Bruder zurecht und sah ihn streng an. „So etwas sagt man nicht, schon gar nicht vor fremden. Und außerdem: wieso behauptet jeder, dass ich 'nen Stock im Arsch hätte?" „Ich sagte Schirm." „Also, ich mag ihn." Gab Lucifer dann überraschenderweise von sich, während er von Gabriel zu seinem Partner sah. „Tust du?" Darüber war der dunkelhaarige Junge sichtlich erstaunt. Er wusste ja, dass Lucifer manchmal etwas merkwürdig sein konnte – okay, sehr merkwürdig – aber, dass Gabriel ihm nicht innerhalb der ersten zwei Minuten bereits auf die Nerven ging, das war doch auch schon wieder überraschend. Derweil grinste Lucifer kurz leicht, legte zwei Finger unter Michaels Kinn und klappte es nach oben, was Michael dazu brachte seinen Kopf in Verlegenheit abzuwenden, da er nicht bemerkt hatte, dass er mit offenem Mund dar stand. „Uhm ... Danke ..." „Nix zu danken und ja, ich mag ihn. Er ist schräg." „Magst du schräge Leute?" Der kleinere meldete sich wieder zu Wort, nachdem er die beiden leicht amüsiert beobachtet hatte. „Ja, tue ich." „Wieso datest du dann meinen Bruder? Reines Interesse." Er deutete zeitgleich auf Michael, welcher sich gerade leicht verraten fühlte. „Mickey ist auf seine ganz eigene, wie auch besondere Art und Weise schräg." Gut, das Gefühl des Verrates verschwand wieder. Danke Lucifer ... „'Mickey'? Du lässt dich so nennen?" „Naja ..." „Er liebt es." „Tue ich nicht, er hört einfach nur nicht auf, mich so zu nennen." „Nein, du liebst es, aber willst es dir nicht eingestehen." „Lucifer, das denkst du nicht wirklich?" „Wer weiß ..." Michael winkte nur ab, das würden sie später ausdiskutieren. Wobei, wenn er ganz ehrlich war, so schlimm fand er den Spitznamen nun auch wieder nicht. Es ging ihm eher um seine Ehre und seinen Stolz. „Okay, darum geht es jetzt auch gar nicht. Viel interessanter ist nun: Was machst du hier Gabriel?" „Ich ziehe hier ein." Etwas verwirrt schaute der Älteste den Jungen mit den goldenen Haaren an. „Wie bitte?" „Ich bleibe ab jetzt hier. Das habe ich jedenfalls so beschlossen und da du mein Bruder bist und hier zur Schule gehst, dich zufälligerweise auch sehr gut mit Computern auskennst, da dachte ich ..." Er setzte eine Unschuldsmine auf und schaute seinen Bruder mit einem Dackelblick an. „Du dachtest, dass ich dir einfach so einen Platz in der Schule besorge und dich zur Not irgendwie da Technisch eintrage, damit es nicht auffällt, dass Mum und Dad dich nicht angemeldet haben, richtig?" Er setzte ein Lächeln auf, welches aber eindeutig nicht durch Fröhlichkeit entstanden war. „Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, Gabe, aber ... Wie soll ich dir das sagen? Das ist Illegal." „Aber Michael ..." Gabriel fing leicht an zu betteln. „Wo soll ich denn sonst hin?" Nachhause. Dort werde ich dich übrigens auch jetzt hinbringen." „Du schwänzt?" Lucifer, welcher die Situation in den letzten paar Sekunden schweigend gemustert hatte, meldete sich auch wieder zu Wort. Scheiße, ich hab ja um 12 Uhr Unterricht ... „Ich uhm ... Denke ... Ja ..." Stolz darauf war er nicht, aber er musste seinen kleinen Bruder nachhause bringen, sonst würde er sich erst einmal sicher sein können, ob dieser nicht einfach woanders hin verschwunden war. „Gut, dann komme ich mit!" Lucifer klatschte leicht in die Hände und sah Michael begeistert an. „Man könnte ja meinen, dass du darauf gehofft hattest ..." „Das nicht, aber wenn du sowas einmal freiwillig machst, dann will ich Aufjedenfall dabei sein!" Michael seufzte leise, bevor er nur nickte. Ihm war bereits klar, dass es nicht möglich wäre Lucifer umzustimmen, dafür kannte er ihn bereits zu gut.


Etwa eineinhalb Stunden später befanden sich Michael, Lucifer und Gabriel vor dem Haus der Familie Milton. „Muss das wirklich sein, Michael?" Gabriel sah seinen Bruder zum gefühlt 1000-mal bettelnd an. „Ja, Gabriel. Es muss sein. Ich verstehe natürlich, dass es dir nicht so gut gefällt, aber es muss leider sein. Keine Sorge, bald sind Ferien, dann bin ich wieder bei euch ..." Michael seufzte leise, bevor er die Tür aufschloss und seinen kleinen Bruder in den Hausflur schob und Lucifer am Arm mit sich zog. „Okay, Lucifer, nimm es mir bitte nicht übel, aber verhalte dich bitte etwas vorbildlicher, ja?" Murmelte er ihm derweil leise zu. „Meine Familie ist sehr ... Voreingenommen ..." „Geht klar, Michael." Der dunkelhaarige sah den blonden Jungen ziemlich perplex an. „So einfach nimmst du das hin?" Der jüngere nickte. „Oh ehm ... Okay ... Danke!" Er lächelte ihn begeistert an, bevor er abgelenkt wurde. „Michael, was tust du hier?" Das war die Stimme seines Vaters, welcher aus seinem Bürozimmer getreten war und ihn, wie auch Gabe und Luce streng musterte. „Oh ..." Er räusperte sich leicht, bevor er ihm antwortete: „Gabriel kreuzte heute Morgen im Internat auf und ich dachte, dass es besser wäre, wenn ich ihn zurück bringe." „Hast du keinen Unterricht?" „Oh ehm ... Doch ... Aber erst später!" Den letzten Part fügte er leicht hektisch hinzu, als er sah wie sich der Blick seines Vaters verfinsterte. „Gabriel, du gehst sofort in dein Zimmer, wir reden später über dein Verhalten." Mit wenig begeisterter Miene verzog sich der Junge mit den goldenen Haaren in eines der hinteren Zimmer und schloss die Tür geräuschvoll. „Michael, was fällt dir ein, den Unterricht wegen solchen unnötigen Vorfällen ausfallen zu lassen." „Vater, ihr würdet Gabriels auftauchen wirklich als „unnötigen Vorfall" bezeichnen?" „Ja, Michael, das würde ich ..." Erst jetzt schien er Lucifer wirklich zu bemerken. „Und wer ist das?" „Das ist-" „Gestatten? Lucifer Shurley." Michael sah etwas perplex zu seinem Freund, da er diesen gar nicht so höflich kannte, dankte ihm jedoch innerlich dafür. „Und was tun sie hier?" „Ich habe ihren Sohn begleitet, so hatte ich auch gleich die Chance seine Familie kennen zu lernen." „Wieso sollte dies denn nötig sein?" „Er ist ..." Michael schluckte leicht, bevor er etwas zögerlich weiter sprach: „Nun ja ... Mein Freund." „Für Freundschaften hast du keine Zeit, Michael." „Er ist nicht ein Freund, Vater. Er ist mein Freund." Nun sah der Erwachsene seinen Sohn sichtlich erstaunt an. „Wie bitte?" „Er ist mein Freund. Mein fester Freund." „Du bist in einer Beziehung, mit dem gleichen Geschlecht und die Person trägt noch dazu den Namen Lucifer?" „Die Person steht auch immer noch im Raum." Kam es trocken von Lucifer, welcher mittlerweile die Arme verschränkt hatte und Michaels Vater musterte. Er mochte die Art nicht, wie er mit seinem Freund umging. Michaels Vater überging dies jedoch einfach nur. „Michael, was ist in dich gefahren? So etwas dulde ich nicht und das weißt du. Ich bin wahrlich enttäuscht von dir. Deine Noten lassen zu wünschen übrig, du schwänzt den Unterricht, du gehst eine Beziehung mit ... So jemandem ein ... Michael, ich bin enttäuscht von dir." Nun mischte sich Lucifer erneut ein, als er sah wie Mike den Kopf senkte. „Ehm, Verzeihung aber ... Sind sie ganz bei Trost? Michael ist Stufenbester. Er ist der zuverlässigste Schüler den ich kenne und wen er liebt, das tut doch nun wirklich nichts zur Sache. Schließlich ist es nicht illegal." „Das sollte es aber sein. Früher hätte man Leute wie euch hingerichtet." „Früher hätte man sie aufgrund von ansteckendem Intelligenzverlust eingesperrt." „Das muss ich mir von so jemandem nicht sagen lassen. Verlass sofort mein Haus." „Das tue ich nur allzu gerne." Meinte Lucifer, mit einem kalten lächeln, woraufhin er sich umdrehte und Richtung Tür ging. „Michael, du bleibst hier. Wir haben uns zu unterhalten." „Nein, das haben wir nicht." Das kam so überraschend, dass Lucifer mitten im Gang stehen blieb und sich perplex zu seinem Freund umdrehte. „Du tust mir nicht gut, das hat Lucifer mir nur allzu deutlich vorgeführt. Gabriel ist aus gutem Grunde gegangen und ganz ehrlich. Ich denke das sollte ich auch tun." Der dunkelhaarige Junge griff nach der Hand Lucifers und verließ mit ihm das Haus.
„Ich kann kaum glauben, dass du das gerade eben gesagt hast." „Ich auch nicht ..." Michaels braune Augen waren vor Schreck geweitet und er schien erst jetzt wirklich zu realisieren, was er da eben gesagt hatte und was es womöglich für Konsequenzen für ihn haben würde. Lucifer legte vorsichtig die Arme um seinen Geliebten. „Beruhig dich bitte. Alles wird gut." „Versprich es mir ..." „Ich verspreche es ..."

If Heaven falls for hell [Michifer]Where stories live. Discover now