Kapitel 7

4.9K 170 33
                                    


Kaum waren wir zurück an der Firma ging von Jayden wieder diese Kälte aus. Sein Blick wurde undurchdringlich, das Lächeln auf seinen Lippen verschwand und wurde durch dieses sexistische Schmunzeln ersetzt, wenn eine Mitarbeiterin in zu kurzem Rock oder zu weit aufgeknüpfter Bluse uns entgegen kam. Bis vor ein paar Tagen war ich noch fest davon überzeugt, dass das einfach seinem widerwärtigen Wesen entsprach, aber heute war ich mir da gar nicht mehr so sicher. Aber er faszinierte mich gerade deshalb, er war ein Mann mit vielen Fassetten, der in jeder Situation wusste wie er sich zu verhalten hatte, wie er sich der Gesellschaft gegenüber geben musste und dennoch war ich mir sicher, dass er den Tod seines Vaters nicht so einwandfrei meistern würde, auch wenn er danach seine Firma problemlos leiten würde. Jayden Scott war ein Buch mit sieben Siegeln, aber genau deshalb interessierte er mich so. Der Gedanke auch nur einen Hauch an Interesse für ihn zu empfinden erschreckte mich, jedoch nicht ansatzweise so sehr, wie die Worte mit denen er mich aus diesen Gedanken riss. „Du starrst mich an, Ava. Ich würde zu gerne wissen was in deinem Kopf dabei vorgeht", sagte er mit dem für ihn typischen Schmunzeln, aber zum ersten Mal dachte ich, dass er das was er sagte auch wirklich ernst meinte, da sein Blick etwas forschendes hatte. Es fühlte sich an als würde er in meinen Augen lesen können was ich dachte und das er mir mitten in die Seele blickte, doch sein Kopfschütteln verriet mir, dass er anscheinend keine Antworten in ihnen fand.

Das erstaunte mich, denn meine Augen waren normalerweise ein Fenster, nein eine Tür direkt in mein Inneres. Egal wie hart ich nach außen wirken mochte oder zumindest versuchte, meine Augen verrieten mich, sie legten meine Sensibilität frei, mein großes Herz, aber auch die Verletzlichkeit und das Leid, dass ich in meiner bisherigen Lebzeit schon hatte durchstehen müssen. Wir kamen in seinem Büro an, wo Jessi's Vater bereits auf uns wartete und sie freudestrahlend in seine Arme schloss. „Danke ihr beiden, dafür dass ihr auf sie aufgepasst habt. Das mit diesem Wochenende steht, Jayden?", sagte er danach mit der Kleinen auf dem Arm, während Jayden nickte. Ich fragte mich zwar was damit gemeint war, aber wollte meiner Neugier nicht nachgehen, da ich nicht aufdringlich wirken wollte. Da ich mich immer unwohler fühlte, drehte ich mich um, um sein Büro zu verlassen, doch seine Stimme hielt mich auf. „Wo willst du hin? Sobald die beiden Quälgeister weg sind gehen wir beide zu mir. Wir müssen noch eine Menge trainieren", zwinkerte er mir zu und bei dieser zweideutigen Anspielung begann ich unwillkürlich mit den Augen zu rollen, aber gleichzeitig auch zu Grinsen.

Alec verstand seine Anspielung anscheinend auch falsch, weshalb er schnellstmöglich mit Jessi, die uns zum Abschied zuwinkte das Büro verließ. Er schloss die Tür hinter den beiden und ließ mich somit mit Jayden allein. Ich dachte er wollte sofort los, doch er blieb einfach stehen und starrte mich an. „Du bist wirklich ein Rätsel für mich. Ich dachte immer du wärst einfach von Natur aus zynisch, störrisch und menschenverachtend, dann dachte ich du würdest einfach nur mich hassen, aber wenn du mich so ansiehst wie heute, frage ich mich ob es töricht ist zu glauben, dass du mich jemals mögen könntest", platzte es aus ihm heraus und wir schauten uns beide erstaunt an. „In Momenten wie heute fasziniert mich einfach, dass in die doch noch ein Stück Menschlichkeit steckt. Die Liebe die du Jessi gegeben hast fand ich genauso überraschend wie schön", erwiderte ich und ein ehrliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Komm lass uns gehen", sagte er und legte seinen Rechten Arm um meine Taille, mit dem er mich langsam zum Ausgang führte. In der Firmeneigenen Tiefgarage holte er seinen Schlüssel aus dem Jackett und ließ wieder die Lampen seines R8 aufblitzen. Gemeinsam mit mir lief er auf die Beifahrerseite und öffnete mir die Tür. Lächelnd nahm ich Platz und wartete darauf, dass er ums Auto lief und einstieg. Er fuhr los und kurze Zeit später kamen wir wie letztes Mal vor einem riesigen Penthouse zum stehen und fuhren hoch in sein Apartment. Der Aufzug öffnete sich wieder mitten in seinem Wohnzimmer und mit einem Knopfdruck ertönte wunderschöne klassische Musik.

Mein Boss, der Player!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt