Kapitel 25

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Ava's P.O.V

Wir kamen bei ihm an. Das wusste ich, weil der Wagen hielt und meine Tür geöffnet wurde, wodurch mir ein kühler Wind ins Gesicht blies. Ich öffnete jedoch meine Augen nicht, weil sich mein Körper so schlapp und träge anfühlte, als würden 100 Kilo Zementblöcke auf mir liegen. Mir war durchaus bewusst, dass meine Selbstentlassung Risiken mit sich brachte, aber ich hielt es dort keine weitere Minute aus. Ständig traten diese Bilder vor mein geistiges Auge. Diese Bilder, die ich eigentlich vergessen wollte, aber nie konnte. Die Kühle ließ nach und ich spürte wie mein Körper hin und her wippte, was wohl ein Zeichen dafür war, dass Jayden mich in seine Wohnung trug. Ich öffnete meine Augen langsam, als ich spürte wie weiches Leder unter mir nachgab und sah ihm direkt in die Augen, die so viele Gefühle widerspiegelten. Angst, Trauer und Freude waren aber wohl die, die am meisten herausragten. „Danke", krächzte ich und legte meine Hand an seine Wange. Er sagte nichts mehr blickte mich einfach an und verlor dabei eine einzelne Träne, die ein Meer von Gefühlen preisgab. Ohne etwas zu sagen zog er mich einfach in seine Arme und hielt mich so fest, als würde er drohen ohne mich in seinen Gefühlen zu ertrinken. „Tu das nie wieder. Ich kann nicht ohne dich", platzte es aus ihm heraus und da konnte auch ich mich nicht zurückhalten, begann zu weinen und mich an ihm festzuklammern, als würde ich mich von ihm für eine halbe Ewigkeit verabschieden, doch das war das letzte was ich wollte. Und so saßen wir eine halbe Ewigkeit da. Niemand sagte etwas, keiner bewegte sich. Aber das brauchten wir auch nicht, weil wir uns in diesem Moment völlig ohne Worte ausdrücken und verstehen konnten.

Langsam begann ich zu frieren, was er zu bemerken schien, da er sich von mir löste und mir eine Decke brachte, bevor er den Kamin anzündete. „Ava, ich weiß, dass es vielleicht nicht der beste Moment ist, aber ich möchte dich nach wie vor heiraten. Aber nicht weil ich das Gefühl habe damit das Richtige zu tun, sondern weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich jemals jemanden so sehr lieben werde wie dich und ich will, dass jeder weiß, dass du an meine Seite gehörst und sonst zu niemanden", begann er zu sprechen und sorgte damit dafür, dass sich wieder Tränen in meinen Augen ansammelten. Und als hätte das nicht schon ausgereicht damit ich ja sagte überreichte er mir eine kleine blaue Schachtel, die ich öffnete. Man sollte erwarten, dass mir jetzt der größte Klunker entgegen sprang, aber das tat es zum Glück nicht. Der Ring war silber und hatte einen kleinen Stein von einem Durchmesser von 1,5 Millimeter. Darunter befanden sich auf beiden Seiten drei etwas kleinere Steine, die in eine aus Steinen besetzten Unendlichkeitsschlaufe verlaufen. Er hat sich also wirklich Gedanken darüber gemacht was ich wollte und nicht darauf geachtet, dass er so auffällig wie nur möglich war. „Ja!", war alles was ich völlig erstaunt über meine Lippen brachte. „Er ist wunderschön", fügte ich anschließend hinzu als ich wieder Fassung fand. Er zögerte keine Sekunde und zog mich wieder freudestrahlend in seine Arme. „Und was jetzt?", kicherte ich langsam vor mich hin. „Was soll jetzt schon sein? Wir können ja schlecht darauf anstoßen, da du Strenggenommen ja immer noch im Krankenhaus liegen solltest. Also schlage ich vor, dass wir uns jetzt einen Film aussuchen und diesen dann gemeinsam schauen und danach geht es für dich ins Bett meine Liebe", erklärte er mir den Ablauf für den restlichen Tag, was mich eher weniger begeisterte, aber er hatte ja Recht, dass ich mich schonen musste.

„Dann darf ich aber den Film aussuchen", sagte ich und sprang von der Couch, was sich jedoch als fataler Fehler erwies. Alles um mich herum wurde schwarz und ich verlor beinahe das Bewusstsein. „Ruhig. Lege dich wieder hin. Ich lese dir vor, was ich da habe und du sagst Stopp bei einem der dich interessiert", tadelte er meinen Tatendrang und drückte mich wieder zurück auf die Couch. Die schwarzen Punkte verschwanden wieder aus meinem Sichtfeld und Jayden begann mir die verschiedensten Filmtitel vorzulesen, aber keiner sagte mir wirklich zu. „Vielleicht sollten wir einfach ins Bett gehen", schlug ich deshalb nach 15 Minuten des sinnlosen Suchens vor. Weshalb er etwas enttäuscht auf mich zukam und ins Bett trug. Eigentlich sollte ich das ja süß finden, aber ich fühlte mich dadurch als wäre ich eine Invalide, die nichts mehr alleine auf die Kette bekommt. Aber die Gänsehaut, die seine bloßen Hände auf meinem Körper hinterließ sorgte dafür, dass ich keine Sekunde wollte, dass er mich herunterließ und ihn aus diesem Blickwinkel eine Minute lang ganz gespannt zu beobachten hatte auch seine Vorteile. Ich hatte wohl den mit Abstand schönsten Mann an meiner Seite und hierbei spreche ich nicht von seinen Muskeln, seinen unglaublich durchdringenden Augen oder von ihm als optisches Gesamtbild. Nein, er war der wohl schönste Mann aufgrund dessen, dass er alles für die Menschen tat, die ihm etwas bedeuteten, dass er egal wie schlecht es einem ging immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte, durch den man sich besser fühlte und weil er einem ein Zuhause ausstrahlte. Ich liebte diesen Mann für das was er verkörperte, was er war und nicht für das wie er aussah.

Langsam legte er mich auf dem Bett ab und ich spürte wie der Seidenstoff unter mir nachgab und bevor er auch nur dran denken konnte sich von mir zu entfernen umklammerte ich seinen Nacken und legte meine Lippen auf seine, bis er das Gleichgewicht verlor und auf mich fiel. Er sah mich sofort besorgt an und schaute ob er mich verletzt hatte, doch ich brauchte einfach seine Nähe. Ich wollte ihn in meiner Nähe fühlen, wollte seine Präsenz vollkommen wahrnehmen, weil mein Herz dann jedes Mal anfing zu pochen, mein Haut sich anfühlte als würde sie brennen und gleichzeitig von einer Gänsehaut überzogen und das Lachen, dass seine Augen auf meine Lippen zaubern konnten waren wohl die schönsten Gefühle, die ich je hatte, bis ich anfing zu weinen. Ich wusste nicht genau ob ich weinte, weil ich so glücklich war oder weil mir erst jetzt auffiel, dass ich das ganze schon viel früher hätte haben können. „Was ist los?", er umfasste besorgt mein Gesicht mit seinen Händen und zog mich auf seine Brust, auf der ich dann nicht mehr an mir halten konnte und weinte wie eine Verrückte. Ich spürte seine Hand, die sich auf meinen Hinterkopf legte, wie bei einem Neugeborenen und wie er mir beruhigende Dinge zuflüsterte. „Liebling, egal was passiert ist, ich bin da. Ich werde dich nie drängen darüber zu reden, aber wenn du jemand brauchst, der mit dir darüber redet habe ich immer ein offenes Ohr für dich. Du wirst niemals von mir verurteilt, da habe ich gar kein Recht für, aber ich will und kann dich nicht mehr weinen sehen", seine Worte sorgten nur dafür, dass die letzte Barriere brach und ich sein Hemd in meinen Tränen ertränkte. Doch so als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wischte ich mir die Tränen weg und küsste in mit jedem Gefühl, dass ich gerade empfand und plötzlich begann er zu kichern. „Du bist salzig", kicherte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Und du bist heiß", gab ich wieder und biss mir auf die Lippe, weil ich wusste wie nervös ihn das machte. „Ist das so?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue und stützte sich über mich. „Ja!", stieß ich aus und zog ihn zu mir runter. Auch er konnte nicht mehr an sich halten und Küste mich mit einer Leidenschaft, die glaub ich nur wenige Menschen in ihrem Leben spüren dürfen. Mit jedem Kuss wirde mir wärmer und irgendwann reichte mir das nicht mehr, weshalb ich sein Hemd aufknöpfte und hoffte, dass er mich nicht aufhalten würde, aber das tat leider. „Du weißt gar nicht wie gerne ich das jetzt tun würde, aber du musst erst einmal wieder fit werden und glaub mir dann holen wir das alles nach", stieß er atemlos aus, was ich mit einem Schmollmund quittierte, was er gekonnt ignorierte, als er mir in die Lippe biss und sagte er geht duschen, ich sollte mich ausschlafen und danach den Raum verließ. War das sein Ernst? Jeder Mann der Welt hätte alles getan nur sich nicht verdrückt, aber nachdem der erste Ärger verflogen war fand ich es dann doch ganz süß von ihm. Da das Bad direkt neben dem Schlafzimmer war konnte ich hören, wie er das Wasser anmachte, aber ich war viel zu aufgekratzt, um schlafen zu gehen. Da kam mir eine meiner Meinung nach umwerfende Idee. Ich machte Ed Sheeran's „Thinking Out Loud" an und schlich mich ins Badezimmer. Ich konnte nur sein Rücken sehen, aber der war schon so beeindruckend, dass ich weiche Knie bekam als ich mich ihm näherte. Schnell zog ich meine Kleidung aus, bevor er mich bemerkte und schlich mich zu ihm unter die Dusche. Er sah mich einen kurzen Moment schockiert an, lächelte dann aber. „Ich glaube wir sollten noch ein bisschen üben. Wir wollen uns doch nicht blamieren vor all den Kindern oder", grinste ich ihn an und ohne ein Wort zu sagen schloss er mich in seine Arme und begann sich mit mir zu bewegen. „Vielleicht sollte ich mir das mit der Ehe doch nochmal überlegen. Es scheint so als wäre es eine körperlich sehr schwere Aufgabe dein Ehemann zu sein", lächelte er mich an und drehte mich auf den nassen Fließen. „Tuen wir einfach mal so als wüsste ich nicht, dass du dich darauf freust", grinste ich ihn verschmitzt an und resigniert verdrehte er die Augen. „Also meine Liebe, dann lass uns doch mal für was anderes üben", hauchte er mir entgegen bevor er mich küsste. Endlich! War das einzige was ich dachte.

Mein Boss, der Player!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt