Kapitel 6: Die Auroren

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In meinem Zimmer angekommen, packte ich meine letzten Schulbücher und das kleine Päckchen ein. Das Päckchen hatte Oma mir gestern Abend noch neben mein Bett gelegt und dazu geschrieben, dass ich es erst in der Schule öffnen soll.

Einerseits freute ich mich tierisch darauf, meinen besten Freund Albus wiederzusehen und ihm erzählen zu können, was seit gestern alles passiert ist. Auf der anderen Seite, hatte ich keine Lust zurück nach Hogwarts zu fahren, da es mir dort ganz und gar nicht gefiel. Immer wieder diese blöden Sprüche, von wegen 'Voldemorts Sohn' bla bla. Naja - wenigstens teilte er diese Ansicht zutiefst mit Albus.

Dann setzte ich mich auf mein Bett und dachte darüber nach, was passieren würde, wenn Voldemort wirklich wieder zurückkehren würde. Oma hatte Recht. Er würde sich unendlich an uns rächen. Immerhin waren mein Vater und meine Großeltern damals im Kampf um Hogwarts geflohen. Sie haben dem dunklen Lord somit den Rücken zugedreht und waren in Voldemorts Augen Verräter. Vor allem Oma, da sie ihn damals anlog und sagte, dass Harry Potter tot war, obwohl Oma genau wusste, dass er nicht tot war. Das hat sie schließlich nur gemacht, um meinem Vater somit zu helfen.

Und mal ehrlich: Wenn Oma damals die Wahrheit gesagt hätte - also, dass Harry eben nicht tot ist - dann hätte ich Albus auch nie kennen gelernt. Und ich will nicht wissen, wie ich Hogwarts dann die letzten Jahre überlebt hätte. Wer weiß, vielleicht wäre ich selbst gar nicht entstanden, wenn Oma damals die Wahrheit gesagt hätte. Dann wäre Voldemort wahrscheinlich immernoch am Leben und die Welt wäre nicht mal annähernd so friedlich wie jetzt.

Narzissa klopfte an der Tür und öffnete sie vorsichtig, nachdem ich keine Antwort gegeben hatte.

Ich war tatsächlich nochmal eingeschlafen - und das hatte ich auch wirklich nötig. Oma hockte sich vor mein Bett und strich mir sanft über die Wange. Als ich die Augen endlich offen hatte, konnte ich ihr zufriedenes und gleichzeitig besorgtes Gesicht sehen.
„Scorp - es wird langsam Zeit. Wir müssen bald los. Ach ja - hast du ein - also, ist es für dich ein Problem, wenn ich heute mal mit zum Bahnsteig komme. Ich war schon so lange nicht mehr da", sagte Oma.
Ich nickte ihr mit zu. „Wer weiß denn schon. Vielleicht sehen wir uns ja sonst nie wieder. Es könnte immerhin das letzte Mal sein."

„Du sollst so nicht reden. Natürlich wirst du uns alle wieder sehen. Die Oma, mich und auch...", platzte es aus Dad heraus, der - wie auch immer - urplötzlich in meinem Zimmer, neben meinem Schreibtisch stand. „... den Opa. Aber jetzt raus aus den Federn und iss endlich was. Wir müssen in einer halben Stunde los, wenn du den Hogwarts-Express nicht verpassen willst."

Oma stand auf und beide verließen das Zimmer. Gemütlich schlenderte ich den beiden die Treppe runter hinterher.
In der Küche, an dem Platz, an dem ich eben schon saß, stand jetzt ein Spiegelei, das Oma für mich gemacht hatte.

Nach dem Frühstück verließ ich die Küche, um nach oben zu gehen und meinen Koffer zu holen. Aber das war, wie ich schmerzhaft feststellte nicht mehr nötig.

Dad war bereits oben gewesen und wollte den Koffer gerade vor der Küchentür abstellen, als ich heraustrat und er mir den Koffer, auf meinen blanken Fuß stellte.
Er hatte nicht gemerkt, dass ich aus der Küche kam. Ich jaulte auf und hörte mich an, wie ein Welpe, dem man auf den Schwanz getreten hat.
Dad musste sich zusammenreißen nicht laut zu lachen, während ich mir schmerzend den dicken Zeh rieb.

„Oh, Scorp. Tut mir Leid großer. Hab dich nicht gesehen. Geht's, oder müssen wir amputieren?", fragte Dad mich mit so viel Ironie, wie es bei einem Malfoy eben ging.

„Wenn ihr noch lange braucht, wird nicht amputiert, sondern apperiert, sonst bekommen wir den Hogwarts-Express nämlich nicht mehr", machte sich Oma über uns lustig.
„Wir?", fragte Dad empört. „Ich glaube nicht, dass du und ich noch mitfahren. Ich hab eigentlich nicht vor gehabt mit in dem Zug einzusteigen. Da muss mein Sohn schon alleine durch. Obwohl, wenn ich's mir Recht überlege - wenn ich mitfahre, seh ich auch, wem du den Amortentia gibst. Aber ich glaub ich weiß es sowieso."

Jetzt mussten wir doch alle lachen. Zwar nicht so inbrünstig wie sonst, aber den Verhältnissen entsprechend. Schließlich waren die Umstände, mit denen wir jetzt leben mussten, alles andere als glücklich.
Ich holte mir meine Tasche vom Boden, zog sie über und wir verließen gemeinsam das Haus.

Scorbus | Father And Son - Erbe der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt