Kapitel 16

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Neville hatte uns sein Büro zur Verfügung gestellt, da er sowieso in den Unterricht musste, um den Zweitklässlern die Aufgabe und den Umgang von Alraunen beizubringen. Wir traten in Nevilles Büro ein. Es war ein kleiner Raum mit großen und vielen Fenstern. Überall verteilt standen die unterschiedlichsten Pflanzen. Sein Schreibtisch stand ziemlich weit hinten im Raum. Granger und ich setzten uns auf die nächstgelegenen Stühle gegenüber.

„Also – was genau ist denn passiert? Ich weiß so viel, dass dein Sohn gestern am sehr späten Abend, fast in der Nacht, von euch im Wald gefunden wurde. Er war, beziehungsweise ist bewusstlos, weil er mehrere Male vom Cruciatus-Fluch getroffen wurde. Und angeblich war es ein gewisser Lehrer, von dem du behauptest, dass er ein Todesser war?“
„Nicht angeblich. Ich behaupte auch nicht nur dass er ein Todesser war, sondern weiß, dass er ein Todesser war, wenn er nicht sogar immernoch einer ist. Mein Sohn hat mir einen Brief geschickt, der gestern Abend ankam. Da stand drin, dass Korrglock ihn mehrfach verbal angegriffen und ihm gedroht hat. Als ich den Namen Korrglock in dem Brief gelesen hab, wusste ich sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dieser Mann war ein Gefolgsmann von Du-weißt-schon-wem. Ich hab ihm dort kennengelernt und er hat geschworen sich an unserer Familie zu rächen, weil meine Mutter einen entscheidenden Teil zum Tod von Du- weißt- schon-wem beigetragen hat.“

„Ja, das klingt schon einleuchtend, aber wo sind die Beweise. Und warum – sollte er sich ausgerechtet an Scorpius rächen. Wenn irgendjemand in deiner Familie schuldlos ist, dann ist das doch dein Sohn. Er kann doch nichts dafür, dass deine Mutter Du-weißt- schon-wen angelogen hat, als es um Harry's Tötung ging.“
„Natürlich ist er schuldlos. Aber gerade deshalb rächt er sich an ihm. Er weiß dass es für uns am schlimmsten ist, wenn er sich an meinem Sohn rächt, einem Unschuldigen. Wer weiß, was als nächstes passiert?“

„Minerva meinte, dass dieser Lehrer jetzt unter strenger Beobachtung steht und deshalb kann ich dich in dem Punkt beruhigen. Sollte er wirklich etwas im Schilde führen, wird er keine weitere Gelegenheit bekommen, um an Scorpius ranzukommen. Er ist hier wirklich in guten Händen und du kennst Minerva … sie würde alles tun, um Ihre Schüler zu schützen. Sie hat sich damals zwischen Harry und Snape gestellt“
„Sie hat keine Ahnung wozu dieser Mann im Stande ist. Und wenn sie Scorpius wirklich beschützen wöllte, würde sie Korrglock von der Schule schmeißen. Solange er hier ist, ist Scorpius nicht in Sicherheit. Ihr kennt ihn nicht, ihr könnt euch nicht vorstellen was er getan hat.“
„Bitte Draco, ich kann ja verstehen, dass du Angst um Scorpius hast, aber du hast auch Dinge getan, die du jetzt bereust. Das beste Beispiel hast du eben gezeigt, bei der Gruppe von Schülern, die die zwei anderen Schüler geärgert haben. Vor einigen Jahren bist du selbst noch so mit Muggelstämmigen umgegangen, aber jetzt bereust du es. Weißt du auch warum? – weil du ein besserer Mensch geworden bist. Und mit diesem Korrglock kann es ebenso sein. Er kann sich geändert haben.“
Hilflos schlug ich meine Hände gegen meinen Kopf und grub sie krampfhaft in meine hellen Haare.

Ja, da hatte sie wirklich ins Schwarze getroffen. Ich hab mich sehr verändert, zum Guten, aber Korrglock nicht. Wie konnte ich ihr klar machen, dass ich mich nicht irrte? So langsam hatte ich das Gefühl, dass die einzige Möglichkeit zu beweisen, dass er gefährlich ist, war ihn auf frischer Tat zu ertappen. Granger sah nachdenklich aus, aber ich konnte aus ihrem Gesichtsausdruck nicht deuten, was ihr im Kopf umher ging.  Auf ihrer Stirn zeichneten sich starke Überlegensfalten ab, wobei sie sich immer wieder etwas verzweifelt auf die Lippen biss. Dann atmete sie scharf durch die Nase ein.

„Draco? Weißt du woran ich grad denke? Sollte er wirklich etwas getan haben, vielleicht hat Korrglock deinen Sohn nur angegriffen, weil er wusste, dass du dann hierher kommen würdest. Vielleicht hat er nur darauf gewartet. Ich denke er weiß, dass du jetzt am verletzlichsten bist.“
Und damit hatte Granger wahrscheinlich genau Recht. Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Genau das könnte er miteingerechnet und beabsichtigt haben. Ich spürte, wie sich in meinem Hals ein dicker Kloß ansammelte und brauchte einen Moment um zu registrieren, dass es nicht mehr nur alleine um Scorpius ging, auch nicht unbedingt um mich, sondern genauer gesagt um meine Mutter. Sie war im Moment am gefährdetsten von uns allen Sie hatte damals den dunklen Lord getäuscht...

„Entschuldige mich bitte, Hermine. Ich muss kurz zu Minerva. Sie hat meiner Mutter geschrieben, dass Scorpius angegriffen wurde und deswegen wird sie sich in der nächsten Zeit auf den Weg hierher machen.“
„Ist es okay für dich, wenn ich mitkomme. Vielleicht hilft es wenn jemand neutrales dabei ist? Dann kann ich falls nötig zwischen euch beiden ausgleichen.“

„Kannst gerne mitkommen. Und wenn ich mal ganz ehrlich bin, fühl ich mich dann auch etwas sicherer. Aber das musst du jetzt deinem Mann und Harry nicht auf die Nase binden, sonst lassen die beiden mich das nie wieder vergessen und ziehen mich den Rest meines Lebens damit auf. Und nicht nur zu meiner Sicherheit, sondern auch Korrglock seiner Sicherheit, denn ich weiß echt nicht, was ich mache wenn ich ihm gegenüber stehen sollte…die Kontrolle verlieren wahrscheinlich.“

Scorbus | Father And Son - Erbe der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt