Tag 2

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Noch Stunden lag der Junge am gestrigen Abend im Bett und dachte über die Rose nach, die in einem Glas auf seinem Schreibtisch steht.

Auch wenn er sich wünscht das ein Junge dahinter steckt. Er freut sich einfach das überhaupt jemand an ihn denkt.

In der Schule trifft er am Morgen auf seine Freunde.

Ámbar und Simón.

Zwei Teenager mit Annäherungsproblemen.

Ámbar, ein hübsches, intelligentes Mädchen das gerne mit ihrem guten Freund Gastón neue Kleider kaufen geht, weil dieser seine Alten schon wieder langweilig findet.

Aber was solls. Sie tut es gerne.

Simón, ein lebensfroher und lustiger Mensch der seinem Freund immer mit Rat und Tat zur Seite steht und auch mal mit seinem Kumpel zehn Minuten lang vor einer Schwulenbar stehen bleibt, um dann wieder zu gehen weil der Blonde Junge doch wieder Angst bekommt.

Das kommt so alle drei Wochen mal vor, wenn Gastón unbedingt jemanden kennenlernen will.

Aber Simón sagt ihm immer das er Liebe nicht erzwingen soll, sondern kommen lassen soll. Genauso wie Gastón seinem Freund immer wieder sagt er solle Ámbar doch endlich mal ins Kino einladen.

Doch er tut es nicht.

"Ich muss euch etwas erzählen"fängt Gastón freudig an zu erzählen."Gestern hat mir jemand eine Rose vor die Haustür gelegt. Ist das nicht toll? Jemand liebt mich. Jemand liebt mich"

Die Beiden müssen lachen und ziehen ihren besten Freund gleichzeitig in eine Umarmung.

"Weißt du wer es war?"fragt Ámbar und löst sich als erste.

Energisch schüttelt Gastón den Kopf.

"Die Rose hatte eine Karte. Auf der stand mein Name"

"Kennst du vielleicht die Handschrift?"schaltet sich Simón ein.

Kopfschüttelnd verneint Gastón die Frage und senkt den Blick.

Er wird nie herausfinden wer es war. Bestimmt waren es irgendwelche gemeinen Mitschüler die ihn reinlegen wollten.

"Keine Sorge. Wir werden dir helfen herauszufinden wer dir die Rose da hingelegt hat. Hast du die Karte noch?"Ámbar legt ihre Hand auf die Schulter ihres kleineren Freundes und der nickt eifrig und holt aus seinem Rucksack das Stück Papier.

Intensiv begutachten Ámbar und Simón das Kärtchen, können allerdings auch nichts näheres festellten.

Die Schulglocke ertönt und die drei Freunde rennen los, als würde es um ihr Leben gehen. Sie sind zu Spät.

Und tatsächlich ist die Tür zum Klassenzimmer bereits verschlossen. Sie spielen Schere, Stein, Papier um denjenigen zu ermitteln, der anklopfen muss.

Denn das tut keiner so gerne. Vorallem nicht bei der strengen Mathelehrerin.

So ist es unfreiwillig Gastón der die kleine Hand zu einer Faust ballt und sie gegen das Holz schlägt. Nervös zupft er sich den blauen Rock zurecht und wartet auf ein Herein.

Doch es passiert nichts. Wieder fällt die Hand auf die Tür.

"Bitte"ist die starke Stimme der Lehrerin zu hören und mit schwitzigen Händen drückt Gastón die Klinke nach unten.

"Tut mir leid, dass wir zu Spät sind es gab da..."will Simón die ausgedachte Ausrede herunter sagen, da wird er schon von Mrs Simonetti unterbrochen.

"Ich will eure Ausreden wirklich nicht hören. Setzt euch"

Sofort sitzen Ámbar und Gastón in der erste Reihe und Simón neben Ramiro in der Letzten.

Ramiro hat schon seit einigen Monaten ein Auge auf Gastón geworfen, doch dieser bekommt nichts von der Schwärmerei mit.

Gastón wuschelt Ramiro gerne durch die Haare und einmal, als sie ein Referat für die Schule machen mussten, da haben sie sogar miteinander gekuschelt.

Aber Gastón kuschelt auch gerne mit Simón und der ist nun einmal Heterosexuell. Deswegen kommt es Gastón auch nicht in den Sinn das Ramiro nicht ganz so hetero ist, wie er immer vorgibt.

***

Der Unterricht ist pünktlich beendet und alle Schüler stürmen erleichtert aus dem Raum. Bis auf Nina. Die Tochter der Lehrerin.

Nina ist eine relativ normale Schülerin, die durchschnittliche Noten schreibt. Das ihre Mutter an der Schule unterrichtet bringt ihr keine Vorteile. Im Gegenteil. Oft wurde sie von anderen Mitschülern aufgezogen, die ihr Betrug vorwarfen.

Gastón mag Nina eigentlich und würde sich gerne Mal mit ihr treffen, aber traut sich nicht und geht lieber mit Ámbar ein Eis essen. Denn Ámbar kennt er Gut.

"Buch"murmelt der Blonde, als die drei während der Pause durch die Schule laufen um sich ein wenig die Beine zu vertreten.

"Was ist mit deinem Buch?"fragt Simón nach und streicht Gastón über die Schulter.

"Spind"

Ámbar und Simón verstehen.

Headspace.

Manchmal kommt es vor ,dass Gastón einfach nicht in der Lage dazu ist zusammenhängende Sätze zu sagen. Da kommen dann meist nur wenige Worte raus.

Sie müssen dann ganz besonders auf ihn aufpassen.

Also laufen die drei zu den Spinden und Simón öffnet für seinen knuffigen Freund das Schließfach.

"Rose, Rose"

***

Es lassen sich wieder keine Hinweise darauf finden, wer dem Jungen Rosen hinterlegt hat.

Ein wenig besorgt es Ámbar und Simón auch das jemand anscheinend die Schlüsselkombination ihres Freundes kennt. Denn eigentlich wissen nur die drei ihn.

Oder hat Gastón ihn an noch jemanden verraten?

Gastón verschwendet allerdings keine Gedanken an sowas. Er freut sich bloß über die rote Pflanze und ist überglücklich.

"Rose. Liebe" säuselt er verträumt und lehnt sich gegen seinen Spind, die dornige Rose in der Hand.

Unsicher sieht sich Simón im Gang um, kann aber niemanden finden der sich Ansatzweise merkwürdig verhält.

"Gehst du mit ihm raus? Ich sage Mr. Rodriguez bescheid"flüstert Simón Ámbar zu und diese nickt.

Mr. Rodriguez ihr Vertrauenslehrer. Gastón hatte schon viele Gespräche mit ihm. Die beiden verstehen sich Gut.

Er war auch der erste vor dem Gastón sich geoutet hat.

Ámbar und Simón wussten es irgendwie schon immer. Haben aber nie etwas gesagt um den Jungen nicht mit wirren Fragen zu belasten.

Er ist sensibel und braucht viel Aufmerksamkeit.

Und diese Rosen geben ihm Aufmerksamkeit, die ziemlich überwältigend für ihn ist.

"Komm wir gehen an die frische Luft" Ámbar zieht ihren Freund einfach an der freien Hand mit und beide setzten sich auf die weiß gestrichene Bank vor dem Gebäude.

"Mich liebt jemand?"fragt er und lehnt seinen Kopf gegen die Schulter von der Blondine.

"Ja, dich liebt jemand. Wie könnte man nicht?"

rose boy | gastteo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt