Tag 19

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Das mit dem Abstand halten ist gar nicht so einfach wie Gastón feststellt. Schon am Schultor wollte Ramiro ihn abfangen, doch glücklicherweise konnte Ámbar sich eine Ausrede einfallen lassen, weshalb sie Gastón jetzt so dringend brauchte.

Mit Matteo ist es allerdings nicht anders. Dieser starrt ihn während des Unterrichts, fast pausenlos an. Am liebsten will Gastón sich eine Tüte über den Kopf ziehen, nach dem Motto Ich kann euch nicht sehen, also könnt ihr mich auch nicht sehen.

"Matteo und Gastón. Euer Referat bitte"

Überrascht keucht Gastón auf. Das er hatte er total vergessen. Matteo hingegen wühlt in seinem Rucksack und zieht verschiedene Unterlagen heraus. Entspannt tritt er an Gastóns Tisch heran und drückt ihm eine Karte in die Hand.

"Lies das einfach vor, wenn ich dir das Zeichen gebe"

Zögernd steht Gastón ebenfalls auf und beide stellen sich vor die Tafel. Matteo beginnt damit das Thema vorzustellen und einige grundlegende Informationen darzulegen.

Irgendwann sieht Matteo zu Gastón hinüber und gibt ihm somit das Zeichen, das er jetzt seinen Teil vortragen soll.

Zitternd liest er die Worte vor. Ihn machen solche Situationen furchtbar nervös und er hat Angst, dass ihn die anderen Schüler auslachen könnten.

Doch Ámbar und Simón sehen immer wieder lächelnd zu ihm herüber oder strecken ihren Daumen nach oben, was ihm deutlich mehr Mut gibt.

Auch Ramiro nickt ihm zu und gibt ihm zu verstehen, dass er das sehr gut macht.

Mit einem Klatschen ist das Referat beendet und beide setzten sich wieder auf ihre Plätze.

"Viele Dank. Als nächstes bitte...Simón und Nina"bedankt sich der Lehrer und ruft das nächste Paar auf.

***

"Ich glaube Nina steht auf Simón"Ámbar verschränkt die Arme vor der Brust und schaut beleidigt durch die Gegend.

"Simón ist ja auch nett"nuschelt Gastón, der gerade von seinem Brot abbeißt.

"Sie passen nicht zusammen"

"Und das weißt du weil...?"

"Nerv mich nicht Gastón. Bei dir sieht es doch auch nicht besser aus"

Da hat sie wohl recht.

Gastón klappt seine Brotdose zu und springt von der niedrigen Mauer, auf der er gerne seine Pausen verbringt.

"Ich muss noch ein paar Bücher holen, ich komme gleich wieder. Geh nicht weg, okay?"ernst schaut er zu seiner besten Freundin auf.

"Mach ich nicht"

Zufrieden mit der Antwort geht er in das Gebäude und steuert sein Schließfach an. Er öffnet es und direkt springt ihm eine Überraschung entgegen.

Gastóns Atem verschnellert sich und völlig aufgeregt schnappt er sich die Rose. Zum Glück hat sie keine Dornen.

Daneben eine Karte.

Du warst toll heute.

In dem Moment läuft Ramiro an ihm vorbei und er weiß genau was er will.
Er fällt dem Schwarzhaarigen um den Hals und drückt ihn fest an sich.

"Hey, was ist denn los?"lacht dieser und löst sich ein Stück weit von Gastón.

"Danke, danke danke"murmelt dieser nur und zeigt die Rose.

"Ähm...bitte, für dich doch alles"

Erneut schlingt Gastón seine Arme um den Schwarzhaarigen und vergräbt seinen Kopf in dessen Halsbeuge.

"Ich wäre gerne dein Freund Ramiro"flüstert Gastón und Ramiro trennt sich soweit von dem glücklichen Jungen, dass er immer noch seinen Körper berührt.

"Und ich wäre gerne deiner"strahlt der Schwarzhaarige und es gibt eine dritte Umarmung.

Von allen Seiten werden sie neugierig angesehen, andere gehen an ihnen vorbei und wieder andere stehen völlig entsetzt da.

So wie Matteo.

"Das ist peinlich, lass uns gehen"schlägt Gastón vor und die beiden rennen den Flur entlang.

Ámbar die Draußen wartet hat er schon vergessen.

Sie lassen sich bei einem ruhigen Plätzchen außerhalb des Schulgebäudes nieder und verschränken ganz langsam die Finger miteinander.

"Ich bin froh, dass du dich für uns entscheidest Gastón."Ramiro setzt ein Lächeln auf und rückt noch näher an seinen neuen Freund heran."Glaubst du, ich kann mal zu dir kommen?"

Gastón ist ein wenig überfordert und zuckt mit den Achseln.

"Du bist jetzt mein Freund"stellt er fest und nickt.

"Und glaubst du, weil ich jetzt dein Freund bin, dass ich doch auch mal küssen darf? Endlich?"grinst der Lockenkopf und legt den Kopf schief.

So ein erster Kuss sollte etwas besonderes sein, wie Gastón findet. Doch manchmal passiert es einfach. Egal wie es passiert.

Also nickt er und lässt Ramiro auf sich zu kommen. Er schließt die Augen ud erwartet gleich etwas zu spüren, doch stattdessen ertönt die Pausenglocke und entnervt aufstöhnend erhebt sich Ramiro und verabschiedet sich mit einer leichten Handbewegung.

Gastón will den Mund aufmachen, etwas sagen, doch Ramiro ist bereits im Gebäude verschwunden.

Überrumpelt von der Situation, dass Ramiro jetzt sein fester Freund ist, dass er ihn küssen wollte und dass er einfach gegangen ist, drückt er sich enger gegen die kalte Mauer.

Er kann nicht sagen, ob es sich richtig anfühlt. Wie sollte es sich denn anfühlen?

Der Rausch dem ihm die Rose gegeben hat, der ist verflogen. Die Realität holt ihn ein und er weiß sich nicht anders zu helfen, als die Rose zu nehmen und den Geruch tief in sich aufzunehmen, um diesen wunderschönen Traum für immer zu bewahren.

rose boy | gastteo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt