Tag 8

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Mit einer festen Umarmung begrüßen Simón und Gastón sich und betreten den Schulhof.

"Wo ist Ámbar?"fragt der kleinere und sieht sich um.

"Sie ist krank. Grippe"erklärt Simón und legt seinen Arm um seinen Freund. "Sag mal...Ging da gestern noch was? Nicht dass ich es unbedingt wissen will, aber..."

Verwirrt guckt Gastón drein. Was soll da gelaufen sein? Was meint er?

"Na mit dir selber"hilft Simón ihm auf die Sprünge und stupst ihn leicht ihn die Seite.

Oh. Gastón errötet. Diese Nachrichten.

Wäre er nicht so erregt gewesen, hätte er sie sicher nicht versendet.

"Muss dir nicht peinlich sein. Ich habe eh schon alles gesehen."lacht Simón und wuschelt Gastón durch das dichte Haar.

Und das ist nicht gelogen.

Als sie jünger waren, haben sie einmal aus Spaß die Länge ihres Gliedes gemessen. Ihr nicht erregtes Glied.

"Es war...gut...ja"murmelt Gastón und zupft sich das Blumenkleid zurecht.

"Es war aber nicht dein erstes Mal, oder? Ich meine es ist nicht schlimm, aber als Junge mitten in der Pubertät, vollgepumpt mit Hormonen, da keult man sich doch mal eine und..."

"Können wir Bitte über etwas anderes reden?"bittet der rot gewordene Junge wimmernd und unterbricht dabei den Redeschwall des Brünetten.

Es ist zu viel. Er hätte Simón das nie schreiben sollen.

"Oh Gott. Es tut mir leid. Das wollte ich nicht"

Manchmal ist es auch für Simón noch schwierig den richtigen Umgang mit Gastón zu finden. Denn Mal ist Gastón neun Jahre alt, dann ist er schon zwölf und dann gibt es Tage an denen er motiviert auf die Schwulenbar zugeht, weil er sich so fühlt als könne er jeden Typen in Club haben.

Da ist Gastón gefühlte achtzehn, steckt aber dennoch in einem pinken Crop Top und einem weißem Faltenrock. Weil er sich so einfach schön fühlt. Und das ist okay.

Früher war das alles ein wenig anders. Da gab es Ámbar noch nicht, die Gastón darum gebeten hat ihr doch bitte die Nagellackflasche zu reichen, oder ihr zu sagen welches Oberteil am besten zu dem Rock passt.

Denn Ámbar stieß erst in der zweiten Klasse dazu und sorgte in dem, eigentlich noch nicht ausgeprägten Hormonhaushalt von Gastón, für ein ordentliches Chaos.

Aber ihm gefiel dieser von der Gesellschaft festgelegte Mädchenkram.

Er mag es sich so zu kleiden. Aber er mag es auch ein Junge zu sein. Eben ein femininer Junge. Ein femininer Junge dem andere Jungs gefallen.

Simón umarmt seinen Freund fest und streicht ihm über die feuchte Wange.

"Ich rede nicht mehr darüber. Lass uns rein gehen. Ich muss noch meine Bücher aus dem Fach holen"

***

Während der Mathestunde fühlt Gastón sich beobachtet.

Und damit liegt er auch nicht ganz falsch.

Ramiro ist es, der ihn von der Seite verliebt anstarrt und Matteo, der ihn von hinten stark mustert.

Er fühlt sich unbehaglich und rutscht auf dem Holzstuhl hin und her. Sie sollen ihn nicht so angucken, als wäre er ein Schokoriegel.

Er mag zwar süß sein, aber nicht essbar!

"Können sie nicht Still sitzen Mr. Perida?"fragt die Lehrerin und klopft auf seinen Tisch.

Automatisch stellt er alle Bewegungen ein und krallt die Finger in das Kleid.

"Schon besser"kommentier sie bloß und läuft durch die Reihen zur Tafel, um etwas anzuschreiben.

Da fliegt etwas gegen seinen Kopf und landet auf dem Boden hinter ihm.

Vorsichtig dreht es sich um, um möglichst wenige Geräusche zu machen, und hebt das geflogene, zusammengeknüllte Stück Papier auf.

Neugierig blickt nun auch Simòn zu Gastón hinüber, welcher sich nach dem Täter umsieht. Findet aber niemanden der sich auffällig verhält.

Unter dem Tisch faltet er es auseinander und versucht es glatt zu streichen, um die einzelnen Wörter zu erkennen

Hast du heute Zeit? Ich habe einen interessanten Artikel über den Peronismus gefunden. Vielleicht magst du ihn dir ja ansehen.

16:30 Uhr, im blauen Haus?

Matteo.


Matteo hat ihn zu sich eingeladen.

Matteo hat ihn zu sich eingeladen

Lächelnd dreht er sich zu Matteo, der ihn bereits abwartend ansieht.

Gastón nickt eifrig und nun stiehlt sich auch ein Lächeln auf Matteos Gesicht.

"Von wem ist der?"fragt Simón interessiert und deutet auf das zerknitterte Papier.

"Matteo"kichert Gastón und Simón grinst.

Durch die Klingel werden sie unterbrochen und in die Pause geschickt.

Die beiden entscheiden sich drinne zu bleiben und setzen sich in der Bibliothek in eine Ecke.

"Was hat er geschrieben? Zeig doch Mal"fordert der Wuschelkopf mit ungesättigter Neugier und will ihm den Zettel aus der kleinen Hand reißen.

"Hey, das ist meiner"protestiert sein Gegenüber und hält die Nachricht von Matteo fest gegen seine Brust.

"Du schickst Ámbar sicher ein Bild davon. Warum darf ich es nicht sehen?"

"Dann frag Ámbar doch später einfach nach dem Bild"

"Sie wird es mir aber nicht zeigen"

"Pech gehabt" Gastón streckt ihm die Zunge raus und liest sich die Nachricht noch einmal durch.

Es ist zwar nichts besonderes, aber da Gastón Matteo mag und dieser ihn offensichtlich auch, sonst hätte er ihn ja bestimmt nicht zu sich nach Hause eingeladen, findet Gastón es ganz toll und freut sich.

Das erneute Geräusch der Klingel befördert die Jungs zurück in den Klassenraum und somit in den Englischunterricht.

Geschockt und gleichzeitig glücklich hält Gastón sich die Hand vor den Mund und starrt mit weit aufgerissenen Augen auf die rote Rose auf seinem Tisch.

Auch Simón ist das Gewächs nicht entgangen und er nimmt dir Blume in die Hand und dreht sie hin und her.

"Jemand muss sie nach dem Unterricht dort hingelegt haben."vermutet er und überreicht sie dem überwältigen Gastón."Weißt du was das bedeutet?"

Schukternzuckend verneint dieser.

"Jemand aus dieser Klasse schenkt dir jeden Tag diese Rosen"

rose boy | gastteo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt