Tag 1

448 19 8
                                    

Das Klopfen an die weiße Holztür, die mal wieder geölt werden müsste, lässt den Jungen schmatzend die Augen öffnen.

"Gastón? Die Oma ist da und wir würden gerne gemeinsam Kuchen essen. Kommst du gleich runter, ja?"seine Mutter linst in das verdunkelte Zimmer und der Blonde nickt.

Dann ist seine Mamá wieder aus dem Zimmer verschwunden und lässt den verschlafenen Gastón zurück.

Er hatte vielleicht eine Stunde geschlafen. Normalerweise sind es zwei, die der Argentinier nach der Schule braucht. Er liebt seinen Mittagsschlaf.

Er tapst wie eine Katze, leise aber elegant, zu seinem Schrank und öffnet diesen. Zu gerne würde er den neuen roten Rock anziehen, den er gemeinsam mit einer Freundin gekauft hat. Aber seine Mutter hat ihm verboten es in der Gegenwart seine Oma anzuziehen.

Gastón versteht nicht wieso. Sicher würde sie seine Kleider und Röcke mögen.

Trotzdem hält der feminine Junge seine Versprechen und zieht eine von den langweiligen Hosen an, die ihm seine Mutter mitgebracht hat.

Dazu ein großer, rosaner Pullover in dem Gastón fast untergeht, aber er mag ihn.

Hopsend kommt der 16-Jährige die Treppe herunter und umarmt seine Oma fröhlich, aber müde.

"Mein Junge. Bist du wieder Groß geworden"sie streicht ihm durch das vom Schlaf zerstreute Haar und küsst ihn auf die Stirn.

Gastón kichert bei der Geste und bei dem Gedanken daran das seine Oma bei jedem Besuch sagt er wäre gewachsen. Dabei stimmt das doch gar nicht.

"Kommt an den Tisch. Der Kaffee wird sonst kalt"untebricht die Mutter die beiden und sie setzten sich an den kleinen Küchentisch.

Gastón nippt an seinem Kakao und wackelt unter dem Tisch mit seinen Beinen.

Das macht Spaß, stellt der Junge fest. Bis er seine Mutter, die gegenüber von ihm sitzt, mit dem Fuß erwischt und diese ihn mahnend ansieht.

Sofort bleibt er still und schiebt sich die Gabel mit der typisch argentinischen Biskuitrolle in den kleinen Mund.

Er kaut mehrmals darauf herum, weil es ihm so gut schmeckt und er den Geschmack unbedingt behalten will.

"Und? Ist da schon ein Mädchen in deinem Leben?"die Großmutter trinkt von ihrem Kaffee und lächelt dem schüchternen Jungen zu.

Er will gerade dazu ansetzten, dass er Mädchen zwar mag aber Jungs irgendwie mehr, da anwortet die Mutter schon für ihn.

"Die Liebe hat noch Zeit. Wichtig ist jetzt die Schule"

Gastón versteht das nicht ganz, nimmt es aber hin.

"Ich in deinem Alter war damals schon so gut wie verheiratet."erzählt die Oma und leitet damit eine Zeitreise in die Vergangenheit ein, die so schnell kein Ende finden würde.

***

Bis in den späten Nachmittag sitzen sie gemütlich beieinander und erzählen sich den neusten Klatsch und Tratsch.

Gastón mag das und bringt seine Oma sowie seine Mutter auf den neusten Stand der Dinge. Denn wenn es um Stars und Sternchen geht, weiß er genau bescheid.

Schließlich muss die Oma wieder zurück in das Altenheim und seine Mutter will sie fahren.

Gastón kommt noch mit zur Tür um sich zu verabschieden, da finden die drei eine Rose auf der Fußmatte.

Vorsichtig, um sich nicht an den Dornen zu pieksen, hebt der zierliche Junge die rote Rose auf und entdeckt sogar ein Kärtchen das dranhängt.

Bloß Gastón steht drauf und sofort muss der Angesprochene lächeln.

"Sie ist für mich. Sie ist für mich" ganz aus dem Häuschen hüpft er auf und ab und umarmt sogar seine Mama.

"Aber von wem?"fragt diese misstrauisch.

"Eine heimliche Verehrerin?"schmunzelt die alte Dame und kneift ihrem Enkel in die Wange.

Gastón verzieht das Gesicht. Nicht etwa weil die Oma ihn schon wieder gekniffen hat. Nein.

Er will das es ein Verehrer ist. Ein Junge der ihn liebt.

rose boy | gastteo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt