„Was...was machst du hier?", fragte mich Kiana noch mal, als ich im Zimmer war. „Ich...", ich kratzte mich einmal verlegen am Hinterkopf. „Ich wollte dich sehen." Kiana strahlte mich an. Ich drehte mich um und guckte in welchem Raum ich stand. Es war ein Schlafzimmer. In der einen Ecke stand ein großes King Size Bett, gegenüber von diesem hing ein Fernseher an der Wand, schräg gegenüber an der Wand stand ein Schrank, daneben ein Schreibtisch. Die Wände waren in einem dunkeln Rot gehalten und ließen das Zimmer dadurch etwas kleiner wirken.
„Ist das dein Zimmer?", fragte ich leise. Kiana nickte. „Du hast es echt schön hier." Ich lächelte sie an. Sie lächelte zurück. „Willst du dich irgendwie setzten?" Kiana zeigte auf ihr Bett. Klar, ein Sofa gab es hier auch nicht. Ich nicke und steuerte mit ihr zusammen ihr Bett an. Schon irgendwie komisch.
Ich legte mich auf das Bett nachdem ich mir meine Schuhe ausgezogen hatte, Kiana neben mich. Wie schön, ich hatte schon ewig nicht mehr ein richtiges Bett gespürt, eine weiche Matratze. „Das ist viel zu schön. Das hatte ich schon lange nicht mehr." Kiana schaute mich fragend an. „Ein Bett.", erklärte ich ihr. Sie zog überrascht die Luft ein. „Oh.", meinte sie leise. „Wie lange lebst du denn jetzt schon auf der Straße." Neugierig guckte sie mich an. „Mehrere Jahre. Vier oder fünf bestimmt schon. Ich zähle die Jahre jetzt nicht." meinte ich und versuchte das Thema lustig zu machen. Kiana lachte nicht. Ich verstummte. „Und warum?" Sollte ich es ihr wirklich erzählen? Das war ein tiefer Einblick in meine Privatsphäre. In mein Inneres. Aber komischerweise vertraute ich ihr.
"Mein Vater war schon, solange ich mich zurückerinnern kann, spielsüchtig. Er hatte keinen Job und verbrachte den ganzen Tag in der Spielhalle. Er hat tausende von Schulden gemacht. Irgendwann hat er sich dann Geld bei den falschen Typen geliehen. Sie haben ihn unter Druck gesetzt, wollten das Geld mit Zinsen zurückbezahlt bekommen. Mein Vater konnte es aber nicht. Er ist regelrecht abgestürzt. In die Drogensucht und hat dort auch immer mehr Schulden gemacht." Kiana hörte mir aufmerksam zu. Ich redete weiter. "Eines Tages kamen die Typen zu uns nach Hause. Und wollten ein ernstes Wort mit ihm reden. Aber leider hat meine Mutter nicht die Tür geöffnet, sondern ich. Einer der Typen hatte die glorreiche Idee mich mitzunehmen und dafür meinem Vater die Schulden zu erlassen." Kiana sog scharf die Luft ein. „Das hat dein Vater doch nicht wirklich gemacht." Was glaubt sie warum ich jetzt hier bin? „Doch. Mein Vater hasste mich. Er sah mich als eine Last. Ohne mit der Wimper zu zucken hat er zugestimmt und meine Mutter hat zugesehen und nichts gemacht." Ich merkte wie ich leicht zu zittern anfing. Kiana legte mir beruhigend eine Hand auf den Arm. "Ich war damals noch so jung, verstand aber trotzdem alles, alles was zu mir gesagt wurde, was mit mir gemacht wurde." Ich schluchzte. Warum weine ich in letzter Zeit so viel? „Mein Vater ist vor ein paar Jahren gestorben und ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr. Er hat mich in die Hölle geschickt und meine Mutter." Ich hielt inne und sah Kiana neben mir an. „Meine Mutter hat zugeguckt."
Schnell wischte ich mir die Tränen weg. Ich wollte nicht weinen. Kiana schüttelte plötzlich wild den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Ich habe deine Mutter kennengelernt. Sie ist so eine liebenswerte Person." Ich schloss die Augen. Ja, das dachte ich auch mal. Sogar eine sehr lange Zeit. „Ich kann es mir bei ihr einfach nicht vorstellen. Sie hat bestimmt nach dir gesucht und..." Ich unterbrach sie. „Nein, hat sie nicht. Ich habe sie eine Zeit lang beobachtet. Sie hat ihr Leben einfach ganz normal weitergelebt so, als wäre nichts passiert."
Kiana rollte sich halb auf mich und legte ihren Kopf auf meiner Brust ab. „Das tut mir sehr leid.", flüsterte sie leise. „Aber ich kann es trotzdem nicht glauben." Ich schwieg. Doch ihre Berührung und Bemühungen beruhigten mich ungemein. Ich war plötzlich wieder entspannt und strich ihr sanft über das Haar. Warum tue ich das?
„Luca?", verschlafen guckte Kiana zu mir. „Hm?" Ich gähnte einmal. „Kannst du mir etwas versprechen?" Ich spannte mich an. „Was denn?" „Ich möchte, dass du einmal in Ruhe mit deiner Mutter redest." Ich schwieg. „Bitte. Ich glaube das würde euch beiden helfen." ich überlegte lange. Was sollte das überhaupt bringen? „Tu es für mich.", meinte Kiana leise. „Okay.", flüsterte ich leise.
Mein Blick viel auf den Nachttisch neben mir. Ein Wecker mit großen, rote Zahlen stand auf diesem. Es war gleich 24:00 Uhr. „Ich sollte..." Ich wollte aufstehen, doch Kiana auf meiner Brust rührte sich kein Stück. „Du kannst gerne über Nacht hier bleiben.", meinte sie leise verlegen. Sollte ich? Aber ich müsste vor Sonnenaufgang weg, sonst würde es auffallen. Egal. Das würde ich schon hinkriegen.
„Okay." Ich entspannte mich wieder und genoss die Wärme. Endlich mal wieder ein warmes Bett und eine Person die ich mag an meiner Seite.
Zufrieden schlief ich ein.Als ich die Augen öffnete war es noch dunkel im Zimmer. Dank an meine innere Uhr, die mich immer vor Sonnenaufgang aufwachen ließ. Ich guckte einmal neben mich. Kiana schlief noch tief und fest. Schnell krabbelte ich aus dem warmen Bett, zog mir meine Schuhe an. Ich lief auf Zehenspitzen auf das Fenster zu und öffnete es. Ich guckte mich noch einmal um. Kiana schlief immer noch tief und fest in ihrem Bett. Ohne viel darüber nachzudenken drehte ich mich noch einmal um und steuerte auf das Bett zu. Wie in Trance beugte ich mich über Sie und küsste sie auf die Stirn, dann drehte ich mich um und kletterte durch das Fenster nach draußen.
Luca war wirklich komisch gewesen, ich hatte keine Ahnung wo er hin wollte. Ich machte mich auf den Weg ins Haus. Dort verteilte ich erstmal die Decken an alle. „Danke Kira.", meinten einige.
Müde betrat ich mein Zimmer. Auf der Matratze auf den Boden saß eine Gestalt. Luca? Ich ging näher. Durch die Dunkelheit, die im Zimmer herrschte konnte ich wenig erkennen. „Da bist du ja endlich." Tom?! Ich lief auf ihn zu und schmiss mich in seine Arme. „Was tust du hier?" Er lächelte und gab mir einen kurzen Kuss. „Ich wollte dich sehen.", meinte er ruhig.
Und dann lag ich endlich wieder in den Armen von Tom. Zwar nicht in einem richtigen Bett, aber das machte nichts. „Du kannst nicht die ganze Nacht bleiben, oder?" Tom schüttelte den Kopf. „Es würde Nick auffallen." Ich weiß doch! Traurig nickte ich.
„Wo musst du denn morgen hin, weißt du das schon?", fragte ich Tom. „Ich hab keine Ahnung und du?" Ich nickte wieder. „Bahnhof, denke ich." Tom nickte. „Sag mal, wie kommen eigentlich die ganzen Sachen in die Lagerhalle?" Das hatte ich mich schon immer gefragt. Irgendwo mussten doch die Drogen, Waffen und so herkommen. „Ich weiß es nicht.", meinte Tom ehrlich. „Und was ist, wenn sagen wir mal die Lagerhalle leer ist?" Tom krampfte sich an. „Dann müsste der Boss..." Er hielt inne. „Kira du bist ein Genie." Hä? „Dann müsste er der Boss höchstpersönlich kommen und sich das ganze angucken. Kira, so locken wir ihn in die Lagerhalle!" Tom war begeistert. Er lächelte und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich." Ich lächelte. Anscheinend hatte ich gerade das fehlende Puzzleteil gefunden. „Ich dich doch auch." Und dann schlief ich ein.
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Alle Jahre wieder😅
Wie ihr vielleicht wisst habe ich diese Geschichte damals an Sylvester begonnen. Seit diesem Tag habe ich den Tick auch die Geschichte an Sylvester zu beenden. Wie im letzten Jahr bekommt ihr also ab jetzt stündlich bis 00:00 Uhr ein Kapitel von mir☺️
Sozusagen eine kleine Lesenacht☺️
Feedback ist natürlich trotzdem erwünscht.Bis in einer Stunde.
Juju
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Streetlife. Die Straße gewinnt immer!
FanfictionNick hat Kira gebrochen und auch Tom scheint daran nichts ändern zu können. Er versucht alles um ihr Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Langsam findet Kira wider zu sich selbst. Tom hat es geschafft. Sie ist wieder die alte, doch er hat mehr vor. Nä...