Kapitel 24: Momente der Trauer

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Jake´s Sicht

Am nächsten Tag als ich aufstand, waren wirklich alle weg. Bis auf mich, Sue, Charlie, die Frauen und den Kindern. „Komm Schatz. Wir müssen aufstehen.“, sagte ich zu April. In Gedanken dachte ich schon mal darüber nach, welche Möglichkeiten ich hatte. Entweder ich würde unsere Freunde besuchen oder ich würde sie anrufen. Ich entschied mich aber für letzteres, weil ich jetzt nicht weg wollte von meinen Kindern. Also würde ich versuchen unsere Freunde, die wir auf unserer Flucht trafen per Telefon zu erreichen. *Irgendwo musste Renesmee doch noch ihr selbstgeschriebenes Telefonbuch haben.*, dachte ich. Ich nahm mir fest vor, dass ich es später suchen würde. Aber zuerst würde ich mit den anderen Frühstücken. Ich hatte schon einen Bärenhunger. „Geh schon einmal vor in dein Zimmer, Daddy kommt gleich nach. Du kannst dir ja schon einmal was zum Anziehen raus suchen!“, sagte ich zu April. Ich hatte die halbe Nacht nichts geschlafen und war deshalb Hundemüde. Die Ereignisse der letzten Zeit zerrten noch an mir und das würden sie auch noch lange Zeit in der Zukunft. Ich hoffte nur, dass uns alle helfen würden und wir Renesmee wieder bekommen würden. Bei dem Gedanken an Renesmee, wurde mir ganz flau im Magen. Denn somit dachte ich auch wieder an all die Fragen die in meinem Kopf herum schwirrten. Wie geht es ihr? Wo ist sie gerade? Lebt sie überhaupt noch? Schnell versuchte ich an ein anderes Thema zu denken, was mir nicht ganz so leicht viel. Aber ich musste es schaffen, ich konnte nicht in meine Trauer versinken, ich musste stark sein. Für meine Kinder, für unsere Familie und für Renesmee. Und koste es was es wolle, ich würde sie finden! Mit diesem Entschluss stand ich auf und zog mich an und wusch und rasierte mich.

Nach dem ich damit fertig war ging ich zu April. Sie hatte sich schon etwas zum Anziehen raus gesucht. „Das Kleid ist doch viel zu kalt, Schatz.“, sagte ich. „Aber es ist Mummys Lieblingskleid.“, sagte sie und schmollte. Sie wusste genau, dass ich ihr alles erlaubt wenn sie schmollte. Ich konnte es einfach nicht sehen, wenn sie traurig war. Dazu liebte ich meine kleine Tochter viel zu sehr. „Na gut. Aber dann ziehst du noch eine Weste dazu an.“, gab ich schließlich nach. April rannte wieder zum Schrank und holte eine helle rosafarbene Weste heraus. Überglücklich reichte sie mir die Weste. Wenn sie lächelte war sie Renesmee so ähnlich. Denn genau so hatte mich Nessie früher auch immer angeblickt. Ich versank in meinen Gedanken. Ich wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, als April mich an stupste. Ich wandte mich wieder meiner Tochter zu und sagte „Aber bevor du dich anziehst musst du dich noch waschen. Komm, hob ins Bad!“. „Na gut“, meinte sie und lief ins Bad vor. Sie konnte es wohl nicht erwarten ihr Kleid anzuziehen. Vielleicht dachte sie ja, dass dadurch ihre Mum wieder zurückkommen würde.

Als ich dann auch im Bad ankam, hielt mir April schon ihre Zahnbürste hin. Sue war auch im Bad. Sie war gerade damit beschäftigt Niklas die Zähne zu putzen, während Alysha darauf wartete, dass Sue ihr die Haare machen würde. Alysha hatte ein süßes T-Shirt mit der Aufschrift „Little Girl big Star“ und eine einfach Jeans an. Das T-Shirt passte voll und ganz zu ihr. „Guten Morgen!“, sagte Sue zu mir. „Guten Morgen“, sagte ich. Alysha kam auf mich zu gerannt und umarmte mich. „Morgen meine kleine.“, sagte ich zu ihr. „Morgen Daddy!“, sagte sie. „Bürstest du mir die Haare?“, fragte sie mich und setzte dabei einen Blick auf dem ich nicht wiederstehen konnte. „Ich putze April die Zähne wenn du willst.“, meinte Sue. „Danke!“, sagte ich. Niklas war gerade fertig geworden und ging ebenfalls zu mir und umarmte mich. April ging zu Sue und Sue putzte ihr die Zähne. Ich nahm Alysha die Bürste ab und begann ihre Haare zu kämmen. Ich war froh, dass ich eine so tolle Familie hatte. Nachdem alle 3 fertig gewaschen waren und Niklas und Alysha auch gebürstet waren, ging ich mit April in ihr Zimmer und half ihr beim Anziehen. Danach frisierte ich ihr noch schnell die Haare. „Daddy, machst du mir 2 Zöpfe?“, fragte sie mich dann. „Na gut!“, meinte ich und begann ihre Haare zu flechten. Leider war ich darin noch nie so gut gewesen und normalerweise machte solche Sachen Renesmee. Deshalb war ich auch heilfroh, als Sue reinkam um uns zum Frühstücken zu holen, mir jedoch dann half in dem sie Aprils Haare flocht. Als wir dann fertig waren, gingen wir gemeinsam runter und setzten uns zum Tisch. Das Frühstück sah wirklich köstlich aus. Es gab alles was das Herz begehrte. Nur leider hatte ich keinen großen Hunger. Deshalb aß ich nur ein Brot mit Marmelade und trank meinen Kaffee aus und ging dann wieder. Ich ging in Renesmees Büro und suchte ihr Telefonbuch. Zuerst durchsuchte ich die Schubladen von ihrem Schreibtisch. Aber da war es nicht. Jedoch entdeckte ich einen kleinen Schlüssel in einer der Laden. Ich fragte mich wo der dazu gehörte. Ich suchte im Kasten, aber dort war das Telefonbuch auch nicht. Stattdessen fand ich darin ein Kästchen versteckt hinter einigen Ordnern. Ich nahm es heraus und ging zum Schreibtisch. *Ob der Schlüssel wohl dazu passen würde?*, fragte ich mich in Gedanken. Ich nahm den Schlüssel, steckte ihn rein und siehe da, er passte. Jedoch sollte ich kurze Zeit später bereuen das Kästchen geöffnet zu haben, denn das was sich darin befand, war zu viel für mich. Nessie hatte in diesem Kästchen viele Sachen von ihrer Kindheit vor unserer Flucht aufbewahrt, aber auch Fotos von unserer Hochzeit und von den Kindern, als sie noch ganz klein waren. Wir sahen so glücklich aus. Auch das Telefonbuch befand sich darin, aber es interessierte mich in diesem Moment nicht. Ich warf es einfach achtlos auf den Schreibtisch. Dabei fiel ein Zettel heraus. Ich hob ihn auf und legte ihn wieder ins Buch hinein. Dabei fiel mir auf, dass es eigentlich 2 Bücher waren. Das dünnere stellte sich als das Telefonbuch heraus und das dickere als Renesmees Tagebuch. Ich wusste nicht einmal, dass sie eins hatte. Aber jetzt war ich neugierig. Ich schlug es auf und begann zu lesen. Mir fiel aber gleich auf, dass etwas nicht stimmte. Denn es war an mich gerichtet.

Lieber Jake,

Ich schreibe dieses Tagebuch, weil ich weiß, dass uns die Volturi irgendwann finden würden. Und dann ist es vielleicht zu spät, dir all dies zu sagen. Mich von dir zu verabschieden.

Ach, Jake, wenn du wüsstest wie sehr ich dich liebe. Dich und unsere Kinder. Ich könnte es niemals verkraften euch zu verlieren, ohne euch zu sein, vor allem ohne dich. Aber ganze egal was passieren wird, wir schaffen alles. Wir überstehen jede noch so kleine Griese. Wir haben als einzige von unserer Familie den Kampf überlebt und sind auf unserer Flucht durch die halbe Welt gereist. So gerne, würde ich den Rest der Welt noch sehen, gemeinsam mit dir. Aber ich spüre, dass meine Zeit bald gekommen ist. Ich spüre, dass etwas im Gange ist. Etwas Großes. Und bald werden wir nicht mehr zusammen sein. Und wenn du dieses Tagebuch liest, dann sitzt du auf dem Sessel in meinem Büro und weinst, denn dann werde ich nicht bei dir sein.

Natürlich hoffe ich, dass ich Unrecht habe. Aber falls doch nicht, dann möchte ich dass du weißt wie sehr ich dich liebe und wieviel du mir bedeutest. Ich weiß nicht, ob wir uns jemals wieder sehen werden, aber wenn nicht, dann weine bitte nicht um mich. Und kümmere dich gut um unsere Kinder. Du bist der beste Papa auf der ganzen Welt und das weiß ich und unsere Kinder wissen das auch. Ich werde für immer über euch wachen und in eurem Herzen werde ich immer bei euch sein.

In liebe,

Renesmee.

P.S.: Gib unseren Kindern einen Kuss von mir, ja?

Und dann war der Eintrag aus. Es war so traurig. Renesmee hatte es gewusst, die ganze Zeit hatte sie es gefühlt, aber sie konnte es trotzdem nicht verhindern! Warum nur? Warum musste die Welt so ungerecht sein? Warum musste ausgerechnet Renesmee entführt werden? Warum nur? All diese Fragen, dich erfolgreich verdrängt hatte, all diese Gefühle kamen in mir hoch und ich begann bitterlich zu weinen. Eine Träne tropfte auf das Papier, da wo das Datum stand. Ich hatte es noch gar nicht bemerkt. Dort stand 19.3.2013. Das war 2 Tage bevor wir die Cullens wiedergetroffen haben, 2 Wochen bevor die Tragödie ihren Lauf genommen hatte.

Twilight FF: The life of RenesmeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt