Lustlos schleppte ich mich in die Schule. Der Montag war schneller gekommen, als mir lieb war. Das Problem an sich heute, war nicht mal der Unterricht. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich für die nächsten zwei Monate jeden Tag bis um 5 Uhr Abends Unterricht haben, nur, um das Projekt mit Aaron nicht machen zu müssen. Für mich wäre das vermutlich besser, als das Projekt mit ihm zu machen. Denn am Ende des Projektes musste jeder sagen, wie sich der Partner gegeben hatte und mir mussten berichten, wie sich alles im Laufe der Monate geändert hatte. Unsere Meinung gegenüber dem anderen und auch unser Verantwortungsbewusstsein. In erster Linie war das ja nicht mal so schlimm. Eigentlich war es ziemlich simple und easy, aber wenn man das Projekt mit jemanden machen musste, der ein paar Monate zuvor noch dein „Freund" gewesen war und dann plötzlich sagte, dass du zu viele Probleme hast, war das doch eine ganz andere Hausnummer.
Doch egal, was ich mir einredete. Irgendwo war ich doch ganz froh, dass ich mit Aaron das Projekt machen durfte. In unserem Kurs war er einfach derjenige, dem ich nicht erklären musste, wieso ich meine Mutter nicht gerne allein ließ. Aaron war nicht so kompliziert, wie die anderen. Klar, hatte er auch sein Basketball-Training, aber zu dem könnte ich mich einfach dazusetzen, ohne, dass er sich aufführte. Von einer anderen Gruppe hatte ich mitbekommen, dass er es nicht so toll fand, wenn sie ihm beim Spielen zusah. Wo da genau das Problem lag, wusste ich nicht.
Gedankenverloren lief ich zu meinem Spind und öffnete die Türe. Holte alle Bücher für die nächsten paar Stunden heraus und legte die hinein, die ich heute nicht brauchen würde. In dem Moment bemerkte ich einen Schatten aus dem Augenwinkel. Ein vertrauter Geruch aus einer Mischung von Aftershave und würzigem Duschgel und Minze stieg mir in die Nase. Das war unverkennbar Aaron. Jede Zelle meines Körpers reagierte unwillkürlich auf seine Nähe.
»Hey, Hails«, erklang seine samte und gleichzeitig etwas raue Stimme, direkt neben meinem Ohr. Automatisch prickelte meine Haut und mir wurde ganz heiß.
»Hi«, presste ich hervor und räusperte mich. Seine Nähe schien mich mal wieder durcheinander zu bringen und eigentlich hätte ich darauf vorbereitet sein sollen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Denn das ganze Wochenende hatte er mir jeden Tag eine Guten Morgen-Nachricht gesendet und mir später eine Gute Nacht gewünscht. Dabei hatte ich immer das Gleiche geantwortet. Und zwar: Gute Nacht oder eben Guten Morgen. Und er hatte immer wieder geschrieben, dass es eine gute Nacht werden würde, da ich in seinen Träumen vorkam. Das hatte mich total aus der Fassung gebracht, da ich mir keine Hoffnungen machen wollte, er aber nicht lockerließ.
»Ich freu mich schon auf später«, verkündete er mir und lehnte sich mit der Schulter gegen den Spind, neben den Meinigen. Angestrengt tat ich so, als müsse ich etwas in meinem Spind suchen.
»Äh okay«, gab ich die sehr geistreiche Antwort vor mir, für die ich mich im nächsten Moment hätte verfluchen können, doch er brachte mich aus dem Konzept.
»Zeig doch wenigstens etwas Begeisterung, Hailey, anstatt so zu tun, als würdest du etwas in deinem Spind suchen.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Hand nach vorne schoss und er die Tür von meinem Spind schließen wollte, obwohl meine Hand noch darin war. Schnell zog ich sie heraus. Spürte, wie die Hitze in meine Wangen schoss. Aaron durchschaute mich einfach immer. Immer. Es gab glaub ich keine Zeit, in der er mich nicht ganz durchschaute.
»Sorry, aber lügen liegt mir einfach nicht. Im Gegensatz zu manch anderen hier«, schoss ich zurück und schulterte meine Tasche. Aaron zog eine Augenbraue nach oben. »Ja, ich habe tatsächlich gelogen. Aber nicht in dem Punkt, dass ich dich mag.« Mein Herz, dieses verräterisch Miststück, machte einen Satz, nur um dann schneller zu schlagen. Wütend über mich selbst ballte ich die Hand zur Faust. Nein. Flasche Hoffnungen waren schlecht und er war nur nett, weil er gut Abschneiden wollte, damit er seinen Notendurchschnitt von 1,5 in allen Fächern beibehalten konnte. Nicht, weil er mich wirklich mochte.
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Trust in me ✔
Teen Fiction♠ 2. Teil der King-Reihe ♠ Diese Kings zerstören alles, was sie berühren... Wenn es um Vertrauen geht, sollte man sicher nicht zu Hailey gehen. Die 18 Jährige hat mehr Vertrauensbrüche erblebt, als man in diesem Alter schon sollte. Und genau deswege...