Ich wachte noch vor Luca und Hope auf. Lange hatte ich nicht mehr geschlafen. 2 Stunden und circa 30 Minuten, nachdem ich um 5.30 Uhr eingeschlafen war. Leise schlich ich mich zu meinem Bücherregal und nahm mein Lieblingsbuch heraus. „Morgen lieb ich dich für immer". Damit schlich ich mich aus dem Zimmer und beschloss erstmal, ein wenig zu lesen, bevor ich den Tag mit den alltäglichen Dingen startete. Auf Zehenspitzen schlich ich durch das Haus und endete schließlich im Wohnzimmer auf der Couch. Das Haus war ungewöhnlich leer und war mit der Leere in meinem Inneren vergleichbar. Es tat weh zu wissen, dass meine Mutter zur Untersuchung im Krankenhaus war. Natürlich war mir klar, dass das nötig war, aber es war schon schrecklich, ganz alleine in dem großen Haus zu sein. Na ja, ganz alleine war ich nicht, aber Luca konnte nicht meine Mutter ersetzten. In Moment wie diesen würde ich gerne mit ihr darüber reden. Sie nach Rat fragen. Doch das konnte ich nicht. Also tat ich das Zweitbeste, was ich konnte. Aus der Realität entfliehen und in eine andere. In eine Welt, in der die Hauptcharakter eigenen Probleme hatten und ich mich für einen Moment mit diesen beschäftigen konnte, anstatt mit meinen eigenen. Ich schlug mein Lieblingskapitel auf. Kapitel 22. Ich fing an zu lesen und versank schon nach den ersten Wörtern ganz in der Welt von Mallory und Rider. Das Gute war, ich dachte nicht an Aaron. Ich konzentrierte mich nur auf die beiden. Darauf, dass die beiden endlich zusammenkommen sollten. Nach 22 qualvollen Kapiteln! Mit jedem Wort versank ich immer mehr in der Geschichte, bis ich die Welt um mich herum anfing zu vergessen. Es tat gut, für einen Moment wenigstens nicht daran zu denken. Wirklich. Es tat gut, mich damit zu beschäftigen, dass ich wollte, dass die beiden jetzt endlich zusammenkommen. Doch bei meiner Lieblingsstelle angekommen erstarrte ich zu Stein. Meine Augen registrierten die Wörter, die mit Bleistift geschrieben wurden, als wären sie mit roter Farbe gemalt worden. Jedes Mal, wenn Rider ihren Namen erwähnte, stand da mein Name. Meine Augen überfolgen noch einmal meine Lieblingsstelle.
Aber mein Name sah jetzt aus wie ein blutiges Marshmallow. Ich musste grinsen. »Gefällt mir.« Rider zog die Schutzmaske ab und ließ sie zusammen mit seiner Farbdose auf die Werkbank fallen. »Na, was meinst du?« Ich zog mir ebenfalls die Maske vom Kopf und lächelte ihn an. »Mir gefällt es auch.« Ich schaute auf unsere Namen. »Danke, dass du mich hierher mitgenommen hast. Die Party wäre sicher... aufregender für dich gewesen...« »Das stimmt nicht. Es gibt keinen Ort, wo ich jetzt lieber wäre«, sagte er und drehte seinen langen schlanken Körper zu mir. »Ehrlich.« Ich sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, unsicher, ob ich ihm das glauben sollte. Er nahm ein Tuch. »Zeig mir deine Hände.« An zwei Fingern hatte ich rote Farbe, so wie er sonst immer. Er nahm meine Hand und rieb sie sanft sauber. »Das ist mein Ernst, Mallory. Ich freue mich, dass du hier bist. Die Party ist mir ganz egal.« Ich sah zu, wie er meine Finger sorgfältig sauber wischte, und beschloss, ihm das einfach zu glauben. Seinen Worten zu vertrauen. Kritisch betrachtete er meine Hand. »Du siehst eben nicht, was ich sehe.« »Wie bitte?« Mit gerunzelter Stirn wischte er ein letztes Mal über meinen Zeigefinger. Dann warf er den Lappen hinter sich und nahm die rote Spraydose. »Ich möchte noch mal darauf zurückkommen, dass du gesagt hast, ich sei dir wichtig«, sagte er, während er wieder zur Leinwand ging, und überraschte mich damit.
»Ich weiß, dass ich dir wichtig bin, Hailey.« Dieser Satz war markiert.
Mein Herz fing an zu rasen, als er die Dose schüttelte. »Du bist mir auch wichtig, Hailey«. Hier hatte er einfach meinen Namen dazu gekritzelt.
Er kniete sich hin und malte mit schwungvollen Bewegungen etwas auf die Leinwand. »Und ich glaube, hier fehlt etwas.«
Und da, wo die Namen von Rider und Mallory standen, standen jetzt Aaron und Hailey. Schnell las ich weiter, um zu sehen, ob er auch noch die anderen Stellen ausgebessert hatte.
»Ich mag dich, Hailey. Aber mir ist auch verdammt klar, dass du jemand Besseren verdient hast als mich.«
Auch hier war mein Name hineingeschrieben und der Satz war markiert. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ein Kloß in meinem Hals erschwerte mir das Schlucken und der Druck auf meiner Brust erschwerte mir das Atmen. Und am Ende des Kapitel stand eine kleine Notiz: Bring mich bitte nicht um. Ich weiß, wie wichtig dir das Buch ist. Deswegen werde ich es mir selbst auch nochmal kaufen, falls du es nochmal willst. Oder du radierst es aus. Aber vergiss nicht, dass du mich niemals aus deinen Leben radieren werden kannst, denn das werde ich nicht zulassen. Und wenn du das hier liest, wenn ich scheiße gebaut habe: Ich liebe dich wirklich. Das habe ich hier rein geschrieben, da ich wusste, dass du es lesen wirst, wenn ich Mist baue. Das hier ist meine letzte Hoffnung, Hails.
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Trust in me ✔
Teen Fiction♠ 2. Teil der King-Reihe ♠ Diese Kings zerstören alles, was sie berühren... Wenn es um Vertrauen geht, sollte man sicher nicht zu Hailey gehen. Die 18 Jährige hat mehr Vertrauensbrüche erblebt, als man in diesem Alter schon sollte. Und genau deswege...