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♠ 23. Kapitel

Unruhe machte sich in mir breit und brachte mich dazu, mitten in der Nacht die Augen zu öffnen. Es war noch stockdunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 4.20 Uhr am Morgen war. Viel zu früh, um geweckt zu werden. Besonders durch eine merkwürdige Unruhe in mir, die mir Angst machte. Und als ich schließlich einen Blick auf die Bettseite neben mir warf, die leer war, wusste ich, woher die Unruhe kam. Na ja, vielleicht war Aaron ja nur auf dem Klo. Doch ich konnte nicht verhindern, dass mein Kopf mich wieder daran erinnerte, dass Aaron letzten Samstag auch einfach so verschwunden war. Schnell verdrängte ich diese Gedanken. Er konnte schließlich in seinem eigenen Haus rumlaufen, wann und wo er wollte. Vermutlich war er nur etwas trinken. Doch als ich zwei Stimmen hörte, die immer lauter zu werden schienen, spannte ich mich an. Eine Stimme davon gehörte Aaron, die anderen einer mir unbekannte Frau. Meine Neugier trieb mich aus dem Bett. War das die Bikerbraut, von der letztens gesprochen wurde? Wie von selbst liefen meine Füße über den Boden, auf die Tür zu. Leise zog ich diese auf und lief in den Gang hinaus, bis zum Anfang der Treppe, um beide besser hören zu können.

»-Aaron. Wir wissen beide, dass das mit ihr nichts werden kann. Und du weißt, was du tun musst, wenn du hier raus willst. Allerdings wird das meinem Bruder nicht gefallen und du weißt, dass er ziemlich schlimm sein kann. Überleg dir also gut, ob diese Tussi da oben das Ganze wert wäre«, hörte ich die Frau sagen und wagte einen Blick um die Kurve. Ich erstarre. Die Frau stand dicht an Aaron gedrängt und sie trug nur einen kurzen, sehr kurzen, Rock. Dazu ein kurzes Top, was ihr nicht mal über den Bauch ging und eine Lederjacke. Ihre Haare waren schwarz wie die Nacht, soweit ich im flackernden Schein der Straßenlaterne erkennen konnte.

»Du hast gesagt, dein Bruder kann gegen deine Versprechen und Deals nichts machen«, antwortete Aaron, machte aber keine Anstalten, sie von sich zu schieben. Mein Herz krampfte, als sie eine Hand um seinen Nacken legte und er einfach nur dastand.

»Sagte ich das? Du weißt doch, dass man uns nichts glauben soll. Ich könnte ihm einfach eine Lüge auftischen und weinen und schon ruiniert er dein so tolles Leben«, säuselte sie und beugte sich weiter zu ihm. Mit einem Finger fuhr sie über seinen Hals. Mir wurde übel. Besonders, da er noch immer nichts tat.

»Also würde es keinen Unterschied machen«, antwortete er und sah sie an. Die Frau legte den Kopf schief und musterte Aaron.

»Vermutlich nicht. Aber wir beide wissen doch, dass du das hier auch willst. Du redest dir nur ein, dass du es nicht willst, weil es nicht so schön wäre, wenn du etwas mit mir anfängst, wegen deiner Familie. Und genau das macht es so heiß für dich«, raunte sie und zog ihn noch näher zu sich heran. Mein Atem stockte. Ich wartete, dass irgendwas passierte. Dass er sie von sich stieß. Doch es passierte nicht. Stattdessen legte er ihr eine Hand an die Hüfte. Ein Keuchen entwich mir und Tränen stiegen mir in die Augen. Schnell verschwand ich wieder um die Ecke und rannte ins Bad. Dort schloss ich die Tür hinter mir und ließ meinen Tränen freien Lauf. Natürlich wollte er es. Sie war etwas älter als ich, heißer, und hatte eine größere Oberweite als ich, so weit ich gesehen habe. Sie wusste sicher, wie man heißen und geilen Sex hatte, während ich noch Jungfrau war. Das reizte ihn sicher mehr. Leise Schluchzer drangen aus meiner Kehle. Schließlich ermahnte ich mich eines Besseren. Er war meine Tränen nicht wert. Klar mochte er sie mehr. Sie hatte sicher nicht so viele Probleme wie ich. Ich zog die Tür wieder auf. Ich musste nach Hause. Jetzt. Da ging die Tür vom Gästezimmer auf und Luca trat heraus.

»Hailey? Ist alles okay?«, fragte er besorgt und fuhr sich über seine Augen. Vermutlich hatte ich ihn geweckt. Schnell wischte ich mein Tränen weg und tat so, als wäre es Schlafsand.

»Ja, ich ähm hab nur kurz was getrunken«, tischte ich ihm eine Lüge auf. Ich konnte ja schlecht sagen, ich war auf dem Klo, wenn ich nicht mal gespült habe.