5. How Can I Say

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Zuhause warf ich mein Zeug auf das Bett und aus meinem Block fiel ein Zettel raus. Ich nahm ihn verwundert in die Hände und las:

-Spiel dich nicht auf Schnucki, du bist nicht die einzige mit einem interessanten Leben. -

XOXO

Wer machte hier so auf mysteriös, das war schon irgendwie kindisch. Ob es Blondie war? Gerade als ich mich in mein Bett legte klingelte es an meiner Tür, uuurrggghhh keine Lust aufzustehen, aber es klingelte noch mal. Ich zwang mich auf die Beine und knipste das Licht an.

„Ich komme."

Voll verpeilt und nur mit einem T-Shirt gekleidet öffnete ich die Tür und sah Brian vor mir stehen. Ich riss die Augen auf und schlug aus Reflex die Tür zu, die ich dann aber wieder öffnete. Ich grinste verlegen.

„Sorry, Brian."

„Nein, mir tut's Leid, wie ich sehe wolltest du schon schlafen gehen."

Er lachte und schaute mich von oben bis unten an, was mir total unangenehm war. Ich räusperte mich und zog mein Shirt etwas runter, um die Beine zu verdecken.

„Was gibt's?"

„Sorry, ähm das lag auf dem Flur, ich schätze mal das ist von dir. Da steht irgendwas auf portugiesisch-"

Ich schnappte mir den Zettel aus seiner Hand und er schaute mich verblüfft an. Ich ließ Brian an der Tür stehen, lief in mein Zimmer und holte den anderen Zettel. Es war die selbe Handschrift.

„Kann man dir helfen?", hörte ich nur von der Tür aus, er war also nicht reingekommen.

„Schau dir das an."

Nun stand Brian neben mir und beugte sich über meine Schulter.

„Mein zweiter Tag an der Uni und ich bekomme schon Drohbriefe. Lol."

Der Brief war total unordentlich geschrieben und hingeschmiert, deswegen konnte ich ihn nicht so gut lesen, aber da stand ungefähr:

-Halte dich von meinen Freunden fern oder es wird dir leid tun. Schaue Kian nicht so an mit deinen schwarzen Augen oder ich steche sie dir aus... Blah, blah, blah.

Wer war Kian, doch nicht Zayn oder? Dann kam es wahrscheinlich doch von Blondie.

Brian lachte über diese Tatsache.

„Wow, angsteinflößend. Fühlst du dich bedroht?"

„Nein, überhaupt nicht. Sowas ist einfach nur kindisch. Meine Güte ich bin 22, ich kann machen was ich will.", entgegnete ich leicht genervt.

„Ja stimmt schon. Aber wenn du willst kann ich dein Bodyguard sein."

Ich schaute zu ihm hoch und er zuckte mit den Schultern. Naja, er war groß und stark, wieso also nicht...? Nein, nein. Das wäre lächerlich.

„Ha, träumst du wohl. Jetzt gute Naaacht."

Ich schob ihn aus der Tür raus und winkte ironisch zum Abschied.

„Aber danke fürs Vorbeibringen."

Ich hob den Brief hoch und lächelte.

„Kein Problem. Schlaf gut, Zula."

Er lächelte warm zurück und verschwand zur Treppe hin.

Craaazy, warum schrieb mir jemand sowas, er kannte mich doch gar nicht.

Ich legte mich zurück ins Bett und versuchte krampfhaft einzuschlafen. Vergebens. Ich nahm also meine Gitarre und zupfte leise die Seiten, ich wollte ja niemanden aufwecken. Ich vermisste mein Zuhause und dachte an die ganze Zeit und alles, was ich erlebte. Spontan fing ich an zu singen, wobei mir eine Träne über die Wange kullerte. Wenn es um Musik ging, wurde ich schnell emotional.

Die Uhr zeigte mir, dass es schon halb drei war. Wie lange habe ich denn gespielt? Vorsichtig legte ich meine Gitarre auf die Seite, denn sie war mir unglaublich viel wert.

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Geweckt von meinem Wecker quälte ich mich aus meinem Bett. Heute war ein regnerischer Tag. Ziemlich angenehm, genau mein Wetter. Ich stand auf, machte mich fertig und zog beim Rausgehen eine gelbe Regenjacke an.

Unterwegs in der Metro las ich mir den Brief von gestern noch einmal durch. Schon seltsam, warum sollte jemand so etwas machen. Ich fragte einfach mal rum.
In der Uni traf ich auf Jess.

„Hey. Wie geht's dir?"

„Mir geht's supi und dir? Über was hast du die letzten Stunden so nachgedacht?"

Warum fragte Jess mich, über was ich nachgedacht habe?

„Ja, es geht so.. Ich habe einen komischen Brief bekommen. Weißt du was darüber?"

Ich hob ihr den Brief entgegen und sie verkniff sich ein Lachen. Allmählich wusste ich was abging, sie spielten mir einen Streich.

„Bin ich so amüsant Jess?"

Ich fing auch an zu lachen, denn irgendwie war das schon lustig. Ich habe mir ernsthafte Gedanken darüber gemacht. Das musste ich später Brian erzählen.

„Weißt du Zula, jeder der neu dazu kommt, bekommt so einen Brief. Bei dir ging das bis jetzt am schnellsten. Da du aus Portugal kommst haben wir es natürlich angepasst. Und wie hat dir der Brief gefallen?"

Jess klimperte süß mit ihren langen Wimpern.

„Oh, also darf ich mich geehrt fühlen. Danke. Aber wer ist Kian oder ist er auch erfunden?"

Ich kratzte mich verlegen am Kopf und legte ihn schräg.

„Nein, Kian ist der Typ den Renée ihren persönlichen Besitz nennt."

Jess verdrehte die Augen, fing laut an zu lachen und legte sich die Hand auf den Mund. Ich schloss mich ihr an. Das waren also Kian und Renée. Mich wunderte es , warum mir niemand ihre Namen gesagt hat....
Jess holte mich mit ihren Worten aus meinen Gedanken:

Los lass uns zur Vorlesung sonst schimpft Mr. Harding wieder."

Also machten wir uns auf den Weg zum Saal. Dort trafen wir Kian der uns, wie es aussah, schon erwartete. Er lächelte uns beiden zu.

„Na ihr zwei? Bereit für die Vorlesung?"

Oh, also haten wir jetzt zusammen eine Vorlesung... Okay, okay nicht starren.

„Zula?"

Ich wurde von Jess aus meinen Träumen gerissen. Wie peinlich... Kian wartete an der Tür und lachte.

„Sorry ich komme..."

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Die nächsten Wochen verliefen ruhig. Ich besorgte mir einen Nebenjob im Café, um meine Wohnung zu finanzieren, denn das Ersparte würde nicht ewig halten. Die Uni machte mir Spaß, schließlich war es ja immer mein Traum gewesen und dazu hatte ich hier echt coole Leute kennengelernt.

Jae konnte ich inzwischen zu meinen engsten Freunden zählen, so gut wie jeden Abend setzten wir uns zusammen, tratschen über den Tag und die neusten Sachen. Auch die anderen der Bande waren mir ziemlich ans Herz gewachsen. Oft kochten wir gemeinsam oder unterhielten uns einfach. So war ich nicht so einsam und genoss das Leben in New York.

Das coolste an diesem Haus war, dass wir eine Dachterasse besaßen, von der man die beste Aussicht über Brooklyn hatte. Des Öfteren kam ich her um nachzudenken, Lieder zu schreiben oder einfach entspannt etwas zu trinken. So wie heute Abend.

My Neighbour Young KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt