Kapitel 6 ~ Kuss mit Folgen

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte verspürte ich ein seltsames Glücksgefühl. Es hielt exakt 30 Sekunden an, dann stürzten die Bilder der letzten Nacht im Schnelldurchlauf auf mich ein. Mir wurde plötzlich speiübel und ich sprang aus dem Bett und rannte zur Toilette. Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte waren meine Gedanken von einem einzigen Gedanken beherrscht:

„ Wie sollte ich je wieder zur Schule gehen?" Ich saß bestimmt eine halbe Stunde lang gegen die Badewanne gelehnt da und fand keine Lösung auf diese Frage. Nicht nur, dass ich mich vor Niklas, Tom und Lewis total lächerlich gemacht hatte. Nein, ich hatte mit Jonas rumgeknutscht. Jonas! Dem Jonas, der es mit jeder machte. Und jedes Mädchen, das was mit ihm hatte machte das automatisch zur Schlampe. Oh mein Gott, erst jetzt ging mir die Tragweite meines eigenen Gedanken auf. Die halbe Schule (vielleicht doch eher die ganze, denn wer war gestern eigentlich nicht dagewesen?) dachte jetzt ich sei eine Schlampe. Oder gab es die geringste Möglichkeit, dass keiner gemerkt hatte, dass ich mit Jonas rausgegangen war? Nein! Ich blieb realistisch. Und das nichts Größeres gelaufen war würde mir sowieso niemand abnehmen. Jeder wusste doch, dass Jonas nichts anbrennen ließ. Ich schlug mit meinem Kopf dreimal sacht gegen den Badewannenrand. Leider war das aber keine gute Idee gewesen, denn jetzt setzten die Kopfschmerzen ein, die scheinbar die ganze Zeit nur auf einen Auslöser gewartet hatten. Ich musste mich aufrappeln und in die Küche schleppen. Auf dem Küchentisch stand ein Glas, eine Aspirin und ein Zettel. Ich ignorierte den Zettel und ging mit dem Glas zum Wasserhahn. Nachdem ich die Aspirin geschluckt und zwei Gläser Wasser getrunken hatte setzte ich mich an den Tisch und linste auf den Zettel. „Morgen mein Liebling, ich bin schon im Geschäft. Mach dir einen schönen Sonntag. Eis ist im Gefrierfach. Mehr solltest du heute nicht brauchen. Mum." Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen. Vielleicht sollte ich wieder in Bett gehen. Ich verschob das Eis auf später und ging wieder in mein Zimmer. Und obwohl ich mich innerlich vor Scham krümmte schlief ich relativ schnell wieder ein.

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Als ich das nächste Mal wach wurde war es schon später Nachmittag. Ich sah eine Weile aus dem Fenster und beschloss dann, dass es keinen Zweck hatte. Ich musste mich der Realität stellen. Und warum nicht gleich Sophia anrufen, um mir ein genaues Bild vom Ausmaß dessen zu machen, was ich angerichtet hatte. Gestern war Sophia zu keinem Kommentar mehr fähig gewesen. Sie und Dominik hatten mich irgendwann draußen aufgegabelt, weil Dominiks Mum da war um uns anzuholen. Dominik hatte mir auf die Schulter getippt (damit hatte er es scheinbar) und gemeint wir müssten jetzt fahren. Ich hatte mich von Jonas gelöst und war den beiden zur Straße gefolgt. Sophia war zu dem Zeitpunkt aber so betrunken gewesen, dass sie beinahe in den Teich gefallen wäre. Dominik und ich hatten es dann gerade noch geschafft sie rechts und links zu packen. Aber viel gesprochen hatte Sophia nicht mehr und das wollte heißen, dass es schon ziemlich übel um sie stand. Als mich Dominiks Mum dann vor unserer Wohnung abgesetzt hatte, hatte Sophia auch nur ein knappes „bis morgen" genuschelt und war dann wieder mit dem Kopf auf Dominiks Schulter gefallen. Ich wühlte unter dem Klamottenberg an meinem Bettende nach meinem Handy und wählte Sophias Nummer. Sie nahm nach dem dritten Klingeln ab.

„Kath hey, wie geht's dir? Ich hätte dich auch gleich angerufen. Aber hier ist mal wieder die Hölle los", meinte Sophia sachlich und fügte dann flüsternd hinzu: „Als ich heute Morgen nach Hause gegangen bin war noch alles gut aber dann ganz plötzlich in unserem Vorgarten überkam es mich und ich hab mitten ins Blumenbeet gekotzt." Ich merkte genau, wie Sophia sich ein Grinsen verkneifen musste.

„Naja auf jeden Fall kam meine Mum dann rauschgestürzt und war übelst besorgt. Hat gefragt, was ich denn nur um Himmels Willen bei dir gegessen hätte. Sie dachte ich hätte eine Lebensmittelvergiftung. Beinahe hätte sie mich zum Arzt gefahren. Marvin hat sich gar nicht mehr eingekriegt. Er musste sich die Faust in den Mund stecken um nicht laut loszulachen."

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