Kapitel 23 ~ On the rooftop

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Ich musste ziemlich verstrubbelt aussehen, als ich weit nach 20 Uhr aus Jonas' Zimmer raus auf den Gang schlich. Wir hatten das Abendessen sausen lassen und uns mehr, nun ja... mit uns beschäftigt. Ich schlich über den Flur, um mich möglichst schnell in mein eigenes Zimmer zu verkrümeln und endlich meine klammen Anziehsachen loszuwerden. Doch als ich gerade schon die Hand nach der Türklinke ausgestreckt hatte öffnete sich die gegenüberliegende Tür und Niklas trat in den Flur. Zuerst beobachtete er mich perplex. Ich war einfach in meiner Bewegung eingefroren und blickte wohl ziemlich schuldbewusst in Niklas' Augen, die mich skeptisch abscannten. Niklas schien sich jedoch schneller als ich wieder zu fangen, denn er räusperte sich kurz.

 Niklas schien sich jedoch schneller als ich wieder zu fangen, denn er räusperte sich kurz

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„Hey", murmelte er und kratzte sich nervös am Kopf. Ich ließ von der Türklinke ab und trat einen Schritt auf ihn zu.

„Hey", nuschelte ich und rieb nervös mit meiner rechten Hand über meinen linken Arm. Niklas atmete tief durch.

„Hättest du vielleicht ein paar Minuten für mich Zeit?", fragte er unsicher und blickte mich abwartend an.

„Ja,... ja klar." Ich seufzte. Ein Gespräch war ich ihm ja wohl mindestens schuldig. Nasse Klamotten hin oder her. Die mussten erstmal warten.

Niklas nickte erleichtert und stieß die Tür zu seinem Zimmer wieder auf. Ich folgte ihm etwas unsicher. Ich hatte nicht wirklich Lust dieses Gespräch in Gegenwart von Tom, Lewis und wem auch immer zu führen. Doch diese Sorge war unbegründet, denn es war niemand da.

„Die sind alle nach dem Essen nochmal runter ans Wasser. Ich war eigentlich nur oben um schnell mein Handy zu holen", erklärte Niklas auf meinen fragenden Blick hin.

„Lass raussetzten, oder?", frage er dann und öffnete das Fenster, hinter dem sich ein flach abfallendes Dach ersteckte. Ich nickte nervös und kletterte hinter ihm her, raus aus dem Fenster.

Hinter uns zog Niklas das Fenster wieder vorsichtig an und rutschte dann auf dem Dach etwas nach links, sodass das obere Dach uns mehr Schutz bot und wir von unten nicht mehr zu sehen sein müssten. Ich tat es ihm nach und dann saßen wir eine Weile schweigend nebeneinander und blickten raus auf den Garten und die Bäume und den See, den man dahinter erahnen konnte.

Ich hatte das Gefühl mich entschuldigen zu müssen.

Für den Kuss und die Hoffnungen, die ich ihm vielleicht gemacht hatte und auch alles andere. Doch ich wusste nicht so richtig, wie ich das anstellen sollte und mich beschlich auch so langsam das Gefühl, dass ich ihn irgendwie ausgenutzt hatte.

Neben mir zog sich Niklas einen Joint aus der Hosentasche und zündete ihn vor meinen ungläubigen Augen an. Ich machte große Augen und sah ihn verwirrt an, doch Niklas schien das nicht zu bemerken.

„Meinst du wir können trotzdem Freunde sein?", fragte er schließlich traurig und inhalierte dann einmal kräftig.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, denn ich war zu abgelenkt von dem Joint, den er sich gerade schon wieder an die Lippen setzte und so starrte ich ihn einfach nur mit offenem Mund an. Niklas wandte sich zu mir um und sah mich fragen an. Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er räusperte sich.

„Oh, sorry", murmelte er entschuldigend und drückte mir den Joint in die Hand.

„Also was meinst du? Ich wäre echt gerne mit dir befreundet." Er sah mich abwartend an. Ich blickte auf den Joint in meiner Hand.

Niklas machte mich nervös.

Ersten: Was meinte er mit „trotzdem"?

Trotz dessen, dass ich ihn bisher die ganze Klassenfahrt über ignoriert hatte?

Trotz dessen, dass ich offenkundig gerade mit Jonas zusammen war?

Oder trotz dessen, dass er auf mich stand?

Und zweitens: Wieso war es ihm wichtig mit mir befreundet zu sein?

Aber am aller verwirrendsten...

Drittens: Seit wann kiffte Niklas?

Was mich wieder zu dem Joint brachte, den ich gerade in meiner Hand hielt. Und zu einer saudoofen Idee. Nämlich, dass ich eben diesen Joint jetzt zu meinem Mund führte.

Ich hatte noch nie geraucht.

Nicht mal eine normale Zigarette hatte ich je in der Hand gehabt.

Aber in diesem Moment befand ich es für klug mal ein bisschen runter zu kommen. Also zog ich an dem Ding, ohne wirklich zu wissen, was ich tat. Ich behielt den süßlich schmeckenden Rauch eine Weile in meinem Mund und reichte den Joint stumm an Niklas weiter, der direkt wieder einen tiefen Zug nahm, während ich hustend ausatmete. Anschließend lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Ich hustete noch ein bisschen weiter.

„Es tut mir leid, dass ich Jonas mehr mag als dich", nuschelte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte. Niklas zuckte mit den Schultern und ließ seine Augen geschlossen.

„Mir war schon klar, dass ich gegen ihn nicht ankomme", meinte er trocken

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„Mir war schon klar, dass ich gegen ihn nicht ankomme", meinte er trocken. Ich seufzte.

„Und es tut mir leid, dass ich dir deinen ersten Kuss geklaut habe", schob ich nach und schlang meine Arme um meine angewinkelten Beine. Niklas öffnete seine Augen und sah mich schelmisch grinsend an.

„Das wiederum tut mir nicht leid. Denn der Kuss war wirklich toll", meinte er zufrieden nickend. Ich musste kichern.

„Ist das so?"

„Ja, definitiv", sagte Niklas ernst und wollte mir den Joint wieder reichen, doch ich lehnte dankend ab.

„Dann können wir ja vielleicht wirklich Freunde sein?", fragte ich unsicher. Niklas grinste breit.

„Das wäre toll." Er legte einen Arm um meine Schulter und klopfte mir auf den Oberarm. „Schließlich brauchst du, jetzt, wo du mit Jonas zusammen bist, ja auch jemanden, der auf dich aufpasst." Ich lachte laut auf.

„Und da bist du der Richtige für?" Niklas nahm wieder einen tiefen Zug von seinem Joint und sah mich dann glasig an.

„Jap", meinte er und nickte selbstbewusst.

Ich musste kichern. Die Situation mit einem kiffenden Niklas neben mir auf dem Dach der Jugendherberge war zu surreal. Trotzdem war ich in diesem Moment so froh, dass wir das, was zwischen uns stand hatten klären können, dass mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel und ich Niklas dankbar umarmte.

Dann jedoch löste ich mich wieder von ihm, verschränkte meine Arme und kniff streng meine Augen zusammen.

„Wo wir ja jetzt Freunde sind. Sag mal: Seit wann kiffst du eigentlich?", fragte ich streng. Doch Niklas war scheinbar schon zu dicht, um mir zu antworten, denn er warf nur seinen Kopf in den Nacken und fing an laut zu lachen.

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