Kapitel 15 ~ Sleepover

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Ein paar Wochen zuvor hätte ich wohl einen Mord begangen, um so einen Moment mit Niklas zu haben. Aber nun hatte ich Jonas kennengelernt und ich fühlte mich einfach nur richtig verwirrt. Zum einen, weil ich mich mit Jonas echt gut gefühlt hatte und überhaupt war er doch jetzt mein fester Freund. Wer war ich, dass ich hier neben einem anderen Jungen lag? Auch wenn dieser andere Junge eben Niklas war. Niklas war die letzten Wochen mir gegenüber immer richtig unsensibel gewesen. Klar er hatte auch seine Gründe gehabt... und er war umso einfühlsamer jetzt...

...irgendwie fühlte ich mich gerade ziemlich geborgen

Ich kuschelte mich dichter an Niklas, da mir mittlerweile ganz schön kalt geworden war. Niklas neben mir wurde leicht nervös und versteifte sich direkt. Er war so süß unschuldig. Ich drehte mich auf den Bauch und blickte ihm herausfordernd in seine blauen Augen, die den Blick unsicher erwiderten.

„Mache ich dich nervös?"

Niklas atmete tief aus. Scheinbar hatte er kurz die Lust angehalten.

„Vielleicht ein bisschen", gab er zu und kratzte sich am Kopf. Ich musste mir ein Kichern verkneifen und biss mir auf die Lippe. Gott war er süß. Niklas ließ seinen Blick von meinen Augen zu meinem Mund wandern, wo er verweilte. Das Blau seiner Augen wurde unmerklich dunkler und ich musste schlucken, als ich merke, dass sich seine Lippen meinen plötzlich gefährlich näherten. Vielleicht waren sie noch gerade so drei Zentimeter voneinander entfernt, als Niklas sich peinlich berührt räusperte und schnell zur anderen Seite wegdrehte. Ich musste grinsen. War da jemand schüchtern?

Neben mir richtete Niklas sich jetzt auf und klopfte ein paar lose Grashalme von seiner Jeans. Dann schaute er unsicher zu mir runter.

„Vielleicht sollten wir wieder reingehen", meinte er und betrachtete mich verwirrt. Ich spürte, wie er mit sich rag.

„Es ist ja schon ziemlich spät. Wenn du magst kannst du hier übernachten. Wir könnten morgen zusammen zur Schule gehen?", murmelte Niklas unsicher und betrachtete dabei den Boden. Mit seinem Schuh zog er unsicher kleine Furchen durchs Gas. Dann hob er plötzlich den Kopf und sah mich erwartungsvoll abwartend an.

„Klar." Ich zuckte mit den Schultern und stand betont lässig auf. Ich meine ganz ehrlich es war sicher zirka drei Uhr Nachts, wo hätte ich auch hingesollt?

Niklas atmete einerseits erleichtert andererseits auch ein bisschen verängstigt aus. Dann wandte er sich um und wollte schon Richtung Haustür davon gehen. Doch ich war schneller und umfasste sein Handgelenk, damit er stehen bleiben musste. Verwirrt drehte Niklas sich um und blickte mich fragend an. Ich ging einen Schritt auf ihn zu, wobei ich weiterhin sein Handgelenk umklammert hielt. Unsere Nasen berührten sich nun fast und ich konnte seinen tiefen, schnellen Atem spüren. Er musste ziemlich nervös sein, doch trotzdem wich er keinen Schritt zurück.

Ich wusste, dass das, was ich jetzt tat zutiefst falsch war und, dass der Moment, in dem ich es bereuen würde, garantiert kommen würde. Doch das hielt mich nicht davon ab die Lücke zwischen Niklas und meinen Lippen langsam zu schließen.

Niklas bewegte sich keinen Zentimeter. Ich konnte spüren, dass er leicht zitterte. Ich ließ sein Handgelenk los und legte meine Hand stattdessen auf seine Brust. Meine Lippen bewegten sich sanft auf seinen und Niklas schien den kurzen Schockmoment überwunden zu haben. Sein Arm umschloss meine Taille und er zog mich dichter an sich heran. Unter meiner Hand konnte ich spüren, wie schnell sein Herz schlug. Er war ganz sicher doch der gute Junge in dieser Geschichte, auch wenn er etwas anderes behauptet hatte. Und dies war ziemlich sicher sein erster Kuss.

Diese Erkenntnis hielt mich auch davon ab mit diesem Kuss über unschuldig hinaus zu gehen. Auch, wenn seine Lippen sich so verführerisch weich und voll auf meinen anfühlten und ich nur zu gerne hineingenbissen hätte.

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