Bullshit!

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Daryl's Perspektive

Ich schlich durch den Wald. Hielt Ausschau nach Beißern und Wild. Eigentlich hatten wir noch Fleisch und ich brauchte nicht jagen, doch es gab nichts, was mich in Alexandria hielt. Ich musste dort einfach raus. Musste alleine sein. Wollte alleine sein. Wollte niemanden um mich haben. Auch sie nicht.

Sie, deren haselnussbraune Augen mich so sehr zu sich hinzogen. Sie, deren Lächeln mein Herz außer Takt kommen ließ. Sie, in derer Nähe es mich immer wieder hinzieht. Sie, die mich völlig aus der Bahn wirft. Sie, die es wie kein anderer schaffte, mich nur mit einem Blick runterkommen zu lassen. Sie, die mich vergessen muss. Sie, die ich vergessen muss. Es sagte sich so einfach. Doch es ließ sich nicht umsetzen. Mein Kopf hörte einfach nicht auf mich.

Plötzlich hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Wie eine Vorwarnung. Eine Vorwarnung, dass irgendwas passiert ist. Oder irgendetwas passieren könnte. Das irgendjemanden etwas passiert ist. Das Josie etwas zugestoßen ist. Irgendetwas stimmte nicht. Ich fackelte nicht lange. Schnell machte ich kehrt und lief zurück nach Alexandria. Schneller und immer schneller rannte ich, bis ich endlich die Mauer sah. Mir wurde das Tor geöffnet und ich rannte hinein.

„ist irgendwas passiert?" fragte ich Abraham, der auf der Plattform stand und zu mir herunterschaute.

„Nein. Nichts passiert" erklärte er und sah mich fragend an.

„Okay" knurrte ich leise und machte mich auf zum Haus von Josie. Das Gefühl im Magen ließ sich nicht abschütteln. Hoffentlich war mit ihr alles gut. Energisch klopfte ich an dir Tür, bis Sami sie mir öffnete. Ich trat einfach ein und sah mich um.

„Wen oder was suchst du?" erkundigte er sich, während er mir durch die unterste Etage des Hauses folgte.

„Josie!" knurrte ich.

„Sie ist nicht hier. Sie ist vor Stunden losgefahren" erklärte er und ich sah ihn entsetzt an.

„Losgefahren...? Wo ist sie?" fauchte ich ihn unbeherrscht an. Wie kann sie es wagen, einfach loszufahren? Wie kann sie ohne mich losfahren? Ich will es wissen, wenn sie Alexandria verlässt. Ich muss es wissen, wenn sie Alexandria verlässt. Sie darf nicht alleine los. Ich muss sie doch beschützen.

„Sie ist mit Riku, Mikko und Carl ins Königreich gefahren. Sie kommen auch heute definitiv nicht mehr zurück" erklärte er und wich erschrocken ein Schritt zurück, als ich ihn anfunkelte. Wie kann sie dahinfahren? Ausgerechnet dorthin? Ins Königreich? Wo dieser Daniel freie Bahn bei ihr hat? Schmerzlich zog sich meine Brust zusammen. Ich wurde wütend. So unbeschreiblich wütend. Auf sie. Auf mich. Auf Daniel. Wieso musste ich auch in den Wald gehen? So habe ich es nicht mitbekommen. Es einfach nicht mitbekommen. Sie war weg. Ohne mich. Ich konnte sie nicht beschützen. Ich hatte sie nicht in Sichtweite.

Ich muss dorthin. Ich muss ihr hinterher. Ich muss doch aufpassen. Auf sie. Schnell rannte ich wieder raus. Ich lief die Straße zu meinem Haus entlang und öffnete die Garage. Schob mein Motorrad raus.

„Wo willst du hin?" fragte mich da Glenn, der plötzlich neben mir auftauchte.

„Ins Königreich" knurrte ich und setzte mich auf mein Bike.

„Was willst du da?" erkundigte er sich.

„Josie ist da..." erwiderte ich knurrend.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst? Du willst ihr nachspionieren? Sie ist Erwachsen Daryl. Sie weiß, was sie tut. Sie weiß, was sie kann" erklärte er.

„Das kapierst du nicht" erwiderte ich aufbrausend und startete den Motor. Doch er stellte sich direkt vor mein Bike und hinderte mich so am losfahren.

„Doch. Das kapiere ich sehr wohl. Du bist in Josie verliebt. Du hast Gefühle für sie. Starke Gefühle. Gefühle, die dich überrumpeln. Du willst es dir nicht eingestehen. Du gehst ihr aus dem Weg, weil du sie vergessen willst. Doch das klappt nicht. Gefühle lassen sich nicht an und abschalten. Und du bist eifersüchtig. Du willst sie nicht nur beschützen. Du willst auch verhindern, dass sich jemand anderes in sie verlieben könnte. Oder dass sie sich in jemand anderes verlieben könnte" erklärte er ruhig.

„Bullshit! Lass mich durch!" knurrte ich wütend.

„Nein. So wütend solltest du nicht die weite Strecke fahren. Außerdem wird es bald dunkel. Sie kommt doch morgen wieder. Du solltest mit ihr reden. Sie hat doch nur Augen für dich!" erklärte er in gewohnter Ruhe, doch das machte mich nur noch wütender.

„Ach lasst mich doch alle in Ruhe!" schnaufend stieg ich ab, ging ins Haus und knallte scheppernd die Tür hinter mir zu.

Josie's Perspektive

„Josie! Entschuldige bitte. Das wollte ich nicht. Ich habe dich nicht gesehen. Hast du dir wehgetan?" fragte mich Daniel, der sich nun besorgt über mich beugte. Seufzend setzte ich mich langsam auf.

„Nein, nein. Alles gut. Das gibt höchstens einen blauen Fleck" erwiderte ich schief grinsend. Ich bin voll auf meinen Po gefallen.

„Soll ich pusten? Ich habe gehört, dass hilft sofort" erwiderte er und zwinkerte mir zu. Lachend nahm ich seine Hand, die er mir entgegenhielt und ließ mir von ihm auf die Beine helfen.

„Vielleicht ein anderes Mal" grinste ich und klopfte mir den Dreck von meinem Po ab, als mich ein leicht stechender Schmerz durchfuhr. Ich schaute auf meine linke Hand, die nun leicht pochte. Die Handinnenfläche war etwas abgeschürft.

„Du blutest. Komm mit, ich werde das gleich versorgen" erklärte Daniel besorgt und führte mich Richtung das Krankenzimmer.

„Das ist doch nur ein Kratzer" erwiderte ich und betrat das Zimmer.

„Und den hast du nur wegen meiner Tollpatschigkeit. Also werde ich die Wunde jetzt versorgen. Wiederrede zwecklos" erklärte er grinsend und wies auf die Liege. Schmunzelnd setzte ich mich auf diese, während Daniel schon alles zusammensuchte, was er brauchte. Es war schon süß, wie er sich um mich kümmerte und ich fühlte mich in seiner Gegenwart sehr wohl. „Das wird nun etwas brennen" erklärte er leise und desinfizierte vorsichtig die kleine Wunde.

„Ich werde es schon überleben" grinste ich schief und verzog kurz das Gesicht, als es brannte. Schmunzelnd sah ich zu, wie er mir vorsichtig ein Pflaster auf die Hand klebte.

„Und schon sind wir fertig" erwiderte er grinsend.

„Vielen Dank Herr Doktor" schmunzelnd sah ich zu ihm hoch und meine Augen trafen seine grau-blauen Augen. Für wenige Augenblicke sahen wir uns an, ohne dass einer auch nur ein Wort sagte. Sanft legte er seine Hand auf meine Wange. Ließ sie dort ruhen, während sein Daumen liebevoll meine Haut streichelte. Stück für Stück kam er meinem Gesicht näher. Ließ mich dabei nicht aus den Augen, bis er nur noch wenige Millimeter von meinem Gesicht entfernt war.

Joseline - Mein Weg 2 (Daryl Dixon, Sunrise Avenue, TWD FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt