Frei sein

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„Ich bin ein niemand Josie! Ein Verlierer. Ein Looser. Ich bin nicht das, was du suchst. Ich bin nicht der, der dir geben kann, was du brauchst. Mich zu lieben ist falsch" vernahm ich hinter mir eine leise Stimme. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. Noch immer starrte er seine Armbrust an.

„Nun redest du Bullshit. Es ist nicht falsch, dich zu lieben. Dafür fühlt es sich zu richtig an. Und selbst wenn es das falsche wäre, dann möchte ich nur das falsche tun" erwiderte ich leise, aber bestimmend.

„Ich bin aufbrausend. Ich neige zu Gewalt. Ich rauche zu viel. Ich bin extrem eifersüchtig. Habe mich selten unter Kontrolle. Vergreife mich ständig im Ton. Ich misstraue fast jedem. Fahre ohne Helm Bike und das viel zu schnell. Ich bin das, wovor Mütter ihre Töchter warnen" knurrte er leise. Kurz musste ich schmunzeln. Ich ging wieder die Stufen hoch und stellte mich nun neben ihm. Umfasste mit meinen Händen sein Gesicht und zwang ihn so sanft, mich anzusehen.

„Du bist ein Beschützer. Du verteidigst alles, was dir lieb und teuer ist. Setzt dich gegen Ungerechtigkeit ein. Verurteilst Gewalt gegenüber Kindern und Frauen. Du bist konsequent. Du bist super lieb zu Kindern. Du bist ein exzellenter Jäger. Du bist ein begnadeter Schütze, mit der Armbrust genauso, wie mit der Waffe. Du bist intelligent und verdammt widerstandsfähig. Du bist sehr wachsam und Loyal. Du hast eine fantastische Auffassungsgabe und eine sehr ausgeprägte Menschenkenntnis. Du solltest dich nicht so schlecht machen, denn dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Wusstest du, dass es für einen Schmetterling unmöglich ist, seine eigenen Flügel zu sehen? Wusstest du auch, dass die Flügel eines Schmetterlings als die Schönsten vorkommenden Erscheinungen in der Natur gelten? Sie können nicht sehen, wie schön sie sind, aber jeder andere sieht sie. Ich denke, bei uns Menschen sieht es manchmal ähnlich aus. Du bist von innen, wie von außen, wunderschön. Du kannst es nur noch nicht selber sehen. Doch du bist etwas ganz Besonderes Daryl Dixon!" erklärte ich ihm lächelnd und bestimmend.

„Josie..." knurrte er leise verzweifelt. Konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Wie er mit sicher selber kämpfte. Ich wusste, dass er es nicht heute mit sich ausmachen kann. Das es lange dauern würde. Doch ich würde ihm immer stützend zur Seite stehen.

„Daryl. Du hast, vermutlich schon dein ganzes Leben lang, Mauern um dein Herz errichtet. Mauern, die dich vor allem Schlechten schützen sollen. Mauern, die niemanden an dich heranlassen sollen. Doch gleichzeitig hindern dich genau diese Mauern am Leben. Lass uns zusammen versuchen, dieser Mauer Risse zuzufügen. So lange, bis die Risse die Mauer zu Fall bringen. So lange, bist du frei bist. Die Liebe ist stärker als die Zeit. Eine gemeinsame Minute erleben, lässt tausend einsame Stunden vergessen. Lass mich dir zeigen, was es wirklich bedeutet, frei zu sein" flüsterte ich leise und strich dabei sanft mit meinem Daumen über seine Wange. Genoss das Kitzeln seines Dreitagebartes an meinen Fingern.

„Kaputte Herzen kann man nicht heilen..." knurrte er leise.

„Doch, dass kann man. Man kann kaputte Herzen nicht kleben, man kann es aber liebevoll in die Hände nehmen und mit viel Liebe, Geduld und Zeit zuschauen, wie es wieder zusammenwächst" erwiderte ich liebevoll.

„Ich kann dir niemals das geben, was du verdient hast..." erklärte er sich leise.

„Aber du gibt's mir das, was ich brauche!" erklärte ich nun mit Nachdruck, streichelte weiterhin sanft seine Wange. Lange sah er mich einfach nur an.

„Du machst mich fertig" knurrte er leise und leise lachte ich auf.

„Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben" grinste ich schief, was auch ihn für den Bruchteil einer Sekunde grinsen ließ. „Pass auf. Du kannst sagen, machen und tun, was du willst, aber ich gebe dich nicht auf! Ich gebe uns nicht auf! Niemals!" erklärte ich ihm lächelnd. Er musste nicht antworten. Ich wusste, dass die Worte bei ihm angekommen sind. Ob er sie auch annehmen wird, wird die Zeit zeigen. Gerne werde ich es ihm auch immer und immer wieder sagen. Bis er sie eines Tages auch glauben kann.

„Sorry wegen vorhin" murmelte er zerknirscht.

„Deine Eifersuchtsattacke?" grinste ich schief und erntete ein leises „Hmpf" von ihm, „Schon vergessen".

„Glückwunsch übrigens. Ich habe aber kein Geschenk für dich" erklärte er nun.

„Das schönste Geschenk, was du mir machen konntest, hast du mir schon gegeben. Ich halte dich in meinen Händen" lächelte ich ihn liebevoll an und seine Augen weiteten sich ein wenig. So, als ob er mir dies nicht glauben konnte. Plötzlich ging ein Ruck durch ihm. Er stand abrupt auf, wobei seine Armbrust ungehindert scheppernd zu Boden fiel, ging zwei Schritte und drückte mich, mit dem Rücken, unerwartet und hart gegen die Wand hinter mir. Leise keuchte ich erschrocken auf, hatte mich aber sofort wieder gefangen. Dunkel lag sein Blick auf mir. Wanderte zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Gänsehaut verteilte sich auf meinen ganzen Körper und meine Atmung beschleunigte sich um ein Vielfaches. „Ein Kuss von dir würde dieses Geschenk allerdings um Längen übertrumpfen" hauchte ich ihm entgegen. Seine Augen verdunkelten sich um ein paar Nuancen und als hätte er auf diese Aufforderung gewartet, kam er mir näher. Presste dominant seine Lippen auf meine. Seufzend legte ich meine Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Eine ungeahnte Hitze breitete sich in mir aus, als unsere Zungen ungezügelt auf Wanderschaft gingen. Freudig die warme Mundhöhle des anderen erkundeten. Zog ihn enger an mich, während ich mich an ihn schmiegte. Saugte jede Sekunde begierig in mich auf. Nicht bereit, ihn wieder loszulassen. Dieser Moment gehörte nur uns beiden. Nach Luft schnappend lösten wir uns eine ganze Weile später voneinander und sahen uns an. Ich lächelte ihn an und hätte schwören können, dass auch seine Lippen ein sehr kurzes Lächeln zierte.

„Du in dem Kleid...Wunderschön" hauchte er leise mit seiner tiefen Stimme, was meine Gänsehaut wieder zum Vorschein brachte. „Das Lied vorhin...".

„Das war nur für dich" flüsterte ich gegen seine Lippen, konnte seinen warmen Atem spüren. Ich wusste es, er hat es gehört. Leise stöhnte ich auf, als seine Lippen wieder die meinen trafen. Erneut fielen wir in einen nicht enden wollenden leidenschaftlich Kuss, der uns die Luft zum Atmen raubte. Gott, konnte dieser Mann küssen. 

Joseline - Mein Weg 2 (Daryl Dixon, Sunrise Avenue, TWD FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt