Happy Birthday!

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„Also, jetzt muss ich mich erst mal bei einigen Leuten bedanken. Angefangen bei meiner Familie. Sie trägt mich schon eine Zeit lang durch mein Leben und kümmert sich wirklich rührend um mich." Die Menge lacht und ich muss es auch irgendwie. „Ihr sorgt immer für ein schlechtes Gewissen, wenn ihr mehrmals anruft und keine Nachricht hinterlasst." Ich schlucke und hebe das Glas noch ein Stück höher. „Dafür sind wir da!", ruft mein Bruder rein. Lachend schwenke ich zu ihm. „Danke, Andreas." Er nickt und legt seinen Arm um seine Frau. „Ich würde ohne euch nicht hier stehen und jetzt auch schon den nächsten Geburtstag feiern. Ihr seid immer eine große Stütze in meinem Leben gewesen und seid es, hoffentlich, auch weiterhin. Mama, du bist wirklich die Beste. Du unterstützt mich bei jeder dummen Aktion und du bist einfach die Beste..."

Ja, okay. Mehr sagen kann ich jetzt auch nicht mehr, denn schon schallt mir ein lauter Applaus entgegen. Ich sehe lächelnd in die Runde. Mama erhebt sich und kommt auf mich zu. Aber sicher. Für das perfekte Bild noch schnell eine Umarmung. Ich ziehe sie ganz fest an mich. Meine Mama, sie ist einfach die Beste. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Auch wenn wir manchmal echt verrückte Ideen haben, Mama, du bist immer da. Du bringst uns abends sogar das Essen in die Halle, weil du Angst hast, dass wir das vergessen. Danke Mama.", sage ich und die Runde lacht. Ja, das dürfen sie auch. „Aber nicht nur sie erträgt mich schon so einige Jahre." Mein Blick wendet sich an meinen Bruder. „Andreas, wie soll ich dir nur danken?", frage ich ihn und grinse. „Du kannst ruhig öfter Babysitten kommen.", wirft Andreas ein. Ja, sicher. Mache ich ja noch nicht oft genug. „Mach ich, mach ich. Keine Sorge. Die Kinder sind ja auch wirklich lieb.", lächle ich und schon springen mir die drei kleinen Mäuse entgegen. Sie klammern sich an mich und ich habe große Bedenken, ob ich so mein Gleichgewicht halten kann. „Na ihr Süßen...", lache ich und bekomme sofort von der kleinsten einen Kuss auf die Wange gedrückt. „Danke, Engelchen." Ich nicke ihr lieb zu und drücke die beiden Jungs ordentlich. „Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, Andreas. Mit dir lebe ich jetzt schon seit längerer Zeit meinen Traum und du bringst mir immer so viel entgegen. Du hast Geduld mit mir und meinem Dickkopf. Also, auch hier ein Dank an dich." Ich hebe mein Glas höher und Andreas erhebt sich. „Mach ich doch alles gerne...", flüstert Andreas mir ins Ohr und setzt sich wieder. Langsam sehe ich in seinem Gesicht das Fragezeichen. Warum ich so große Reden schwinge? Will ich einfach mal. Darf man das nicht? „Ich will gar nicht mehr so lange reden. Aber ich dachte, ich kann mich heute mal bei einigen Leuten bedanken. Normalerweise geht das im ganzen Alltagsstress ziemlich unter und das möchte ich heute mal ein bisschen nachholen. Auch wenn ich manchen Leuten nicht mehr persönlich..." Ich räuspere mich. „... nicht mehr persönlich danken kann, wenigstens kann ich ein paar Leuten danken. Ich bin jetzt sechsunddreißig Jahre hier und ich bereue nicht einen Tag. Danke euch!", rufe ich und dann klatschen sie alle wie wild. Ich lache und wir stoßen gemeinsam an.

Alle zusammen. Das sind Andreas und seine Familie, Mama natürlich und ein paar enge Freunde. Schnell sind die Gläser geleert und die Gespräche werden fortgeführt. Am Buffet tummelt sich auch Andreas mit seiner Kinderschar. „Etwas gefunden?", frage ich und bediene mich ebenfalls am Buffet. „Klar, die Kinder futtern hier alles weg. Pass bloß auf, dass du noch etwas bekommst.", erklärt Andreas und streicht seiner Jüngsten liebevoll über den Kopf. Die Jungs rennen mit ihren vollen Tellern schon zu ihrer Mutter und nehmen dort eine Menge Platz In Anspruch. „Ich passe schon auf...", antworte ich und versuche es auch wirklich so zu meinen. Ich lade mir ein paar Sachen auf den Teller. Die Sachen auf meinem Teller sehen wirklich lecker aus, aber so recht Hunger kommt gerade nicht auf. „Überlegst du noch, was du zuerst verspeist?", dringt eine weibliche Stimme an mein Ohr. „Oh, Lene..." Ich neige den Kopf und schaue auf den Teller. „So etwas in der Art.", lächle ich schwach. Lene nimmt sich auch einen Teller und bedient sich. „Deine Gedanken sind wohl heute bei etwas anderem, als deinem Geburtstag. Kann das sein?", fragt sie leise. Ich sehe zu ihr. „Was verrät mich denn?", erwidere ich und stelle den Teller zur Seite. „Der Blick. Deine Art, jetzt gerade auch wieder. Und natürlich die Frage, was dich denn verrät.", stellt Lene fest. Ich seufze. „Ich wünschte, ich könnte noch jemandem so persönlich Danke sagen...", beginne ich, als es an der Tür schellt. „Wem?", fragt Lene noch, während ich schon den Weg zur Tür einschlage. „Das ist ein bisschen kompliziert.", sage ich und öffne die Tür.

Als ich jedoch sehe, wer vor mir steht, da fällt mir fast die Kinnlade runter. Lene tritt näher. „Ähm, Chris?" Ich schlucke. „Ihr.", bringe ich dann nur knapp über die Lippen. „Ihr wollte ich...", stammle ich und bin völlig aus der Fassung. „Ich hoffe ich störe nicht, ich wollte nur eben schauen, wie es hier so abgeht.", begrüßt mich die Person. Ich schaffe kein vollständiges Wort. Nur kleine Teile und die ergeben zusammen überhaupt keinen Sinn. „Ich darf reinkommen? Bevor ich hier draußen noch ein paar Nachbarn antreffe...", grinst sie und läuft an mir vorbei, zielsicher zu Lene. Die beiden begrüßen sich liebevoll mit einer Umarmung. Dann entledigt sich der Überraschungsgast seiner Jacke. „Ich hänge sie kurz auf.", meint sie. Ich nicke total baff. Lene lacht und beugt sich nah zu mir. „Na? Da sind die Gedanken wohl persönlich vorbeigekommen.", flüstert sie in mein Ohr. Ich verstehe nichts mehr, als sie schon wieder vor mir steht. In der Hand eine kleine Schachtel. „Happy Birthday, Teddy.", haucht sie und ich glaube, das ist der beste Geburtstag seit Jahren.

*~*~* Ende *~*~*

Magical Storys ~ OneshotsammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt