Kapitel 17

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"Wie sieht denn eigentlich dein Plan für die nächsten Tage aus?", fragt Patrick, als er sein letztes Stück Pizza verdrückt. Amy muss erst einmal kurz nachdenken. An die Arbeit hat sie so gut wie gar nicht mehr gedacht, seit Patrick bei ihr ist. "Also morgen muss ich definitv erst mal einkaufen...", fällt ihr als erstes ein, "...und in zwei Tagen muss ich erst mal wieder zur Arbeit."
Patrick seufzt einmal kurz. "I wish I could stay longer."
Etwas betrübt schaut Amy ihn von der Seite an. Kurz ist es still im Raum.
"Wie sehen denn deine Pläne aus?", fragt Amy, um die Stille zu durchbrechen. "Morgen früh muss ich zu dieser Morningshow und danach habe ich noch einen Interviewtermin, dann noch einmal beim Radio. Irgendwann kommt noch ein Benefizkonzert in Chemnitz und dann muss ich abreisen."
Sein Blick verfinstert sich ein wenig. "I have to go home. Just to get my stuff." Amy nickt verständnisvoll. Sie kann sich gar nicht vorstellen  wie es ist, wenn man nicht mehr nach Hause möchte. Irgendwie hatte sie für ihn gehofft, dass sich alles wieder klärt. Dass er beruhigt und glücklich nach Hause zu seiner Frau fahren kann. Natürlich hatte sich diese Denkweise in den vergangenen Tagen verändert.
"But let's not talk about this. Wollen wir in den nächsten Tagen Liliane besuchen und uns dann einen schönen Tag in der Stadt machen? Ich kenne so wenig von Zwickau.", winkt er ab.
Amy nickt eifrig. "... aber du kennst immerhin das 'Irish Harp'.", meint sie schmunzelnd und denkt an ihre erste Begegnung. "Thank God.", erwidert er grinsend.

Der Abend vergeht wie im Flug. Sie versuchen mit einer Schüssel Popcorn eine DVD zu schauen, was jedoch nur geringfügig gelingt, weil Patrick immer wieder vor sich hin summt.
"Was hast du denn nun wieder im Kopf?", fragt Amy amüsiert. Eine Antwort bekommt sie nicht. Patrick sitzt da, wippt mit dem Fuß und trommelt in irgendeinem Takt mit den Fingern auf Amys Schulter herum, um die er den Arm gelegt hat.
"Yeah! I got it!", ruft er plötzlich laut, was Charlie einen gehörigen Schrecken einjagt. Augenblicklich springt der Kater aus seinem Körbchen und flitzt, auf dem Laminat ausrutschend, in den Flur.
Patrick schnappt sich sein Handy vom Tisch und rennt wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer. Wenn Amy nicht wüsste was manchmal bei einem Musiker im Kopf abgeht, würde sie meinen er jagt ihren Kater.
Schmunzelnd bleibt Amy allein auf der Couch zurück. "Na toll... da hab ich zwei männliche Wesen im Haus und schon rennen beide davon. Was stimmt nur nicht mit denen?", sagt sie amüsiert zu sich selbst und nippt an ihrem halbvollen Weinglas.

Sekunden später kommt Patrick wieder herein, genauso schnell wie er zuvor heraus gesprintet ist und schnappt sich seinen Gitarrenkoffer.
"Sorry. I'll be right back by your side. Don't go away!"
"Wo soll ich denn hin? Ich wohne hier.", ruft Amy ihm lachend hinterher.
Charlie, der gerade wieder vorsichtig herein  kommen wollte, hüpft erschrocken  zur Seite. "Sorry, Charlie!", ruft Patrick nochmal. Amy hört nur wie die Tür vom Schlafzimmer laut polternd ins Schloss fällt. "Meine Güte... Wenn er noch so ein paar Einfälle hat, brauche ich noch neue Türen.", sagt Amy grinsend, "...und einen Therapeuten für Charlie", ergänzt sie als die Fellnase vorsichtig und mit großen Augen den Kopf in den Raum steckt. "Komm her, mein Schatz. Bald bist du den komischen Onkel wieder los.", redet sie kichernd auf ihn ein.
Gehorsam kommt das Fellknäuel auf Beinen angetapst und rollt sich neben Amy zusammen.

Es vergehen noch einige Minuten in denen kein Mucks aus dem Schlafzimmer kommt. "Puh, das war knapp.", meint Patrick als er das Wohnzimmer wieder betritt. Fragend schaut Amy ihn an. "Ich hätte es fast wieder vergessen", meint er schulterzuckend, "Ich hab die Lyrics schon seit Tagen im Kopf. Nun hab ich auch die Melodie dazu.", ergänzt er strahlend und stellt seelenruhig den Gitarrenkoffer wieder in die Ecke.
"Weißt du manchmal bin ich froh so unkreativ zu sein. Sonst hätte ich mir bestimmt schon mehrmals sämtliche Knochen gebrochen, bei solchen Manövern.", schmunzelt Amy.

Grinsend lässt sich Patrick wieder auf die Couch fallen. "Well, then I'm glad you're not." Er rutscht wieder zu Amy heran, die beschlossen hat nicht weiter nach dem Song zu fragen, und legt eine Hand auf ihre Wange um sanft mit dem Daumen darüber zu fahren. Einige Sekunden lang macht Patrick einen nachdenklichen Eindruck. Intensiv betrachtet er Amy und lässt den Blick immer wieder über ihr Gesicht schweifen. "Worüber denkst du nach?", fragt Amy verunsichert. Patrick schüttelt nur den Kopf und drückt seine Lippen stürmisch auf ihre. Nur zu gern lässt sich Amy darauf ein. Dennoch möchte sie wissen was in ihm vor geht. "Paddy..." Mehr bekommt sie zwischen zwei Küssen nicht heraus.
Widerwillig löst er sich von ihr. "Sag schon. Was denkst du?", bittet sie ihn.
Patrick atmet einmal tief ein und lehnt sich zurück. Gedankenverloren wickelt er eine Haarsträhne um seinen Finger, die über Amys Schulter fällt. Wieder blickt er Amy nachdenklich an. "Just thinking about my feelings... about how much I need you." Amys Augen weiten sich unwillkürlich, bevor sie skeptisch drein schaut. "Wie sehr brauchst du mich denn?" Patrick tut kurz so als müsste er noch darüber nachdenken, was Amy mit einem Schmunzeln quittiert. Mit gespielt ernster Miene haut sie Patrick sanft auf den Hinterkopf. "Can I show you how much I need you?", fragt er verheißungsvoll. Amy schüttelt den Kopf. "Vielleicht nachdem du es mir gesagt hast." Patrick rutscht ein Stück herum, sodass er Amy nun komplett gegenüber sitzt. "So sehr, dass ich am liebsten keine Wohnung suchen, sondern direkt hier bleiben würde.", sagt er ernst. Amy schüttelt ungläubig den Kopf. Sie öffnet gerade den Mund um etwas zu sagen, als Patrick sie mit einem kurzen Kuss daran hindert. "You don't have to say anything. I know that sounds weird.", meint er schief grinsend, lehnt sich wieder zurück und zieht Amy mit sich. 

Light up my Soul [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt