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Ich traute mich kaum dem Fremden in die Augen zu gucken, also starrte ich noch immer auf seine nackte Brust. Sicher war die Person vor mir ein Werwolf und würde mich nun umbringen. Ich wollte die Augen schließen und auf meinen Tod warten, doch ich konnte mich einfach nicht von seinem Anblick losreißen. Er hatte seine muskulösen Arme nun vor der Brust verschränkt, ich konnte spüren wie er mich musterte. Unter seinem stechendem Blick wurde ich immer kleiner.

"Sieh mich an."

Der plötzliche Klang seiner Stimme, nach der langen Stille, ließ mich erschrocken zusammen zucken.

Schon allein von seiner dunklen Stimmlage wurden meine Knie weich. Obwohl ich bisher nur seinen Oberkörper gesehen hatte strahlte er so eine Autorität aus, das man sich am liebst vor ihm auf dem Boden geschmissen hätte. Dies Autorität spiegelte sich auch in seiner Stimme wieder. Dunkeln, tief und gebieterisch.

Ich musste nicht einmal überlegen ob ich seiner Anweisung folgen sollte. Mein Körper handelte ganz von allein, unterwarf sich der kraftvollen Stimme und deren Sprechen vollkommen.

Im nächsten Moment blickte ich in die schönsten Augen die ich je gesehen hatte. Sie schienen in der Dunkelheit zu leuchten und erinnerten mich an flüssiges Silber. Edel, strahlend und doch kalt.

Ich versuchte zu erahnen was er wohl dachte, doch seine Augen verrieten nichts.

Mein Blick wanderte tiefer auf seine vollen Lippen über seine markanten Wangenknochen bis zu seinen leicht chaotischen schwarzen Haaren.

Erst jetzt wo ich dem Bann seiner Augen entkommen war, viel mir auf das die Straße komplett leer war, genau wie in der Arena waren all die Wölfe geflohen.

Eine Gänsehaut legte sich über meinen Körper bei der Erkenntnis das der wunderschöne Mann vor mir der Grund für die Flucht hunderter Wölfe war.

Ich wollte schon wieder meinen Kopf senken, als mein Gegenüber einen Schritt auf mich zu machte. Automatisch ging ich einen Schritt rückwärts, darauf bedacht den Abstand zwischen uns nicht zu verkleinern.

Er schien das anders zu sehen. Ein dunkles knurren entwich seiner Kehle und lies mich zusammen zucken. Er nutzte diesen Moment und war mit drei großen Schritten bei mir. Noch bevor ich reagieren konnte legte er seine gewaltigen Arme um mich und drückte mich an sich. Erschrocken blieb ich regungslos stehen.

Der Fremde vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und ich hätte schwören können das er meinen Geruch einsog.

Wir blieben lange so stehen. Sehr lange. Er schien mich nicht loslassen zu wollen und ich traute mich nicht mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Momentan sah es nicht so aus als wollte er mich in tausend Stücke zerreißen und ich hatte nicht vor das zu ändern.

Nach etlichen Minuten war es doch ich, die unsere Umarmung unterbrach. Um genau zu sein, war es mein Bauch, der sich hungrig grummelnd zu Wort meldete. Obwohl es mir egal sein sollte was der Werwolf von mir dachte, spürte ich das warme Brennen meiner Wangen, das mir veriet das ich gerade knall rot anlief.

Das Ungetüm löste darauf hin seine Arme von mir und schob mich ein Stück von sich weg, aber nur so weit um noch immer meiner Hüfte mit seinen riesigen Hände festhalten zu können. Mit zusammen gekniffenen Augenbrauen musterte mich der Wolf und wieder senkte ich meinen Kopf.

"Lass das." knurrte er mich an.

Fragend sah ich ihn an, nicht genau wissend was ihn störte.

" Du bist eine Luna, eine Luna senkt niemals den Kopf." wies er mich zurecht, verwirrte mich allerdings noch mehr.

"Du hast Hunger." stellt er fest, sein Blick noch immer auf mich gerichtet.

Langsam nickte ich. Vor Aufregung hatte ich den ganzen Tag nichts essen können und auch sonst vielen die Portionen meistens gering aus.

"Gut, ich kümmere mich darum das du etwas zu essen bekommst. Gehen wir nach Hause."

Ohne eine Antwort meinerseits ließ er mich los, nur um mich dann mit einem seiner Arme an sich zudrücken und so die Straße lang zu laufen. Wir liefen genau in die Richtung aus der ich kam.

Schweigend ließ ich es zu, dass er mich durch die Straße zog. Seine warmer Arm hinterließ ein kribbeln in meinem ganzen Körper und es viel mir immer schwerer auf den Weg zu achten. Kurz vor der Arena wollte ich nach links einbiegen um zurück nach Hause zu kommen, doch nach dem ersten Schritt ertönte zum Wiederholten mal ein Knurren.

"Wo willst du hin?" dieses Mal wirkte der Wolf an meiner Seite wirklich verärgert.

"Nach Hause?" fragte ich mit unsicherer, leiser Stimme.

"Du gehst nie wieder zu dem Trainingslager, klar? Nie wieder! Ich hätte dich viel früher finden müssen, was wenn dich jemand in einem Kampf verletzt hätte?! Versprich es mir, versprich mir das du nie wieder in die Nähe dieses Ortes gehst, oder an einen anderen an dem der Gefahr drohst!"

Eindringlich sah er mich an und zum erstem Mal konnte ich doch ein Gefühl in seinen Augen erkennen. Unter der kälte seiner silbernen Auge blitze eindeutig Sorge auf.

Ohne nachzudenken murmelte ich ein: "Versprochen."

Seine Brust hob sich als er kurz durch atmete. Zufrieden nickte er, bevor er mich wieder an sich drückte und den Weg fortsetzte.

Wir blieben den ganzen Weg auf der Hauptstraße und das schummrige Licht der Straßenlaternen hielt mich gerade noch davon ab einzuschlafen. Dennoch begann ich bald alle drei Schritte über meine eigenen Füße zu stolpern. Die Anstrengung des traf mich wie ein Hammerschlag und ich hatte kein Adrenalin mehr übrig, das mich wach hielt.

Im nächsten Moment spürte ich schon ein Arm in meinen Kniekehlen und schon lag ich im Arm des Fremden.

Mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen betrachtete er mich und schon fast automatisch lächelte ich zurück.

"Schlaf ruhig, meine Kleine, wenn du wach bist haben wir viel zu bereden."

Im Halbschlaf nickte ich. Kurz bevor ich ganz weg trat, fragte ich noch: "Wie heißt du?"

"Cyrian." war das Letzte das ich hörte bevor ich in das Land der Träume versank, doch das Letzte das ich spürte war ein kurzer Kuss auf die Stirn.



Heyho Leute,

ich habe tatsächlich dieses Woche noch ein Kapitel geschafft. Zudem habe ich ein Cover anfertigen lassen, also wundert euch nicht, wenn das Buch bald etwas anderes aussieht. Und wie gefällt euch Cyrian bisher? Irgendwelche Meinungen zu dem Charakter? Auch wenn er ja noch nicht lange da ist.

Ich würde mich über eure Meinungen freuen und wünsche euch noch einen schönen Sonntag und dann einen guten Start in die neue Woche.

Grüßchen

Phlolli

Fight, Love or DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt