XXVI

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"Es tut mir wirklich leid, die Idioten kennen anscheinend nicht den Unterschied zwischen einer Befreiungsaktion und einer Entführung. " erklärte mir mein Bruder während er mich durch die dunklen Gänge führt. 

Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, also schwiegen wir. Thomas hatte seinen Arm beschützend um mich gelegt und stützte mich beim gehen, da mir noch immer etwas schwindlig war. 

Nach einiger Zeit wurde es in dem Tunnel langsam heller und ein angenehmer Luftzug kündigte den Ausgang an. 

Das helle Sonnenlicht blendete in meinen Augen und es dauerte einen Moment bis ich mich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte. Was ich dann sah verschlug mir die Augen. 

Wir standen auf einen kleinem Felsvorsprung von dem man einen guten Blick auf eine Lichtung hatte. Unter uns wuselten bestimmt hunderte Menschen umher, darunter viele Kinder. Rechts und links reihten sich einfache Blockhütten aneinander. In der Mitte erkannte ich einen kleinen See dessen Wasser kristallklar schimmerte. Sogar in den Gipfeln der Bäume, die die Lichtung einzäunten, gab es kleine Baumhäuser. Es war beeindruckend und wirkte so friedlich. 

Eine leise Melodie drang an mein Ohr und rundete den Anblick ab. Es war eine Gruppe von etwa 15 Kindern die singen neben einander her liefen. Es war ein so harmonischer Anblick, zumindest bis sie so nahe waren, dass ich verstehen konnte was sie da sangen. 

"... des Wolfes Kopf als Trophäe auf seinem Speer,

hoch, hoch, hoch.

jubelnd durch die Menschenmassen endlich ist er tot. 

Sein Pelz uns wärmt in tiefster Nacht,

Erinnert an die Schlacht.

Der Mensch er siegt durch seinen Mut,

den Boden er tränkt mit Wolfesblut,

Blut Blut Blut. 

Sein Fleisch ernährt uns, ... "

Irgendwann waren die Kinder aus der Reichweite und ich konnte sie nicht mehr sehen oder hören. Dennoch starrte ich auf dem Platz an dem sie zwischen den Bäumen verschwunden waren. 

Mir fiel erst auf das ich zittere als mir Thomas eine Jacke um die Schultern legte. Besorgt musterte er mich. 

"Alles okay?" fragte er und in seiner Stimme klang echte Sorge mit. 

Ich nicke nur, weil ich nicht weiß was ich sonst hätte tun sollen. 

Jetzt fiel mir auf das einige der Menschen uns beide entdeckt hatten. Sie blickten immer wieder nach oben und tuscheln. Einige zeigten sogar auf uns. 

"Bist du bereit sie kennenzulernen?" Thomas Stimme war nun wieder vollkommen ernst und kalt. 

Hektisch schüttlte ich den Kopf und wich einige Schritte rückwärts zurück in den Schatten der Höhle, von wo aus die anderen Menschen mich nicht sehen konnten.  

"Ich kann das nicht, Thomas" versuchte ich ihm verzweifelt zu erklären. Der Gedanke auch nur in der Nähe von Leuten zu sein, die solche Lieder singen, verursachte mir Bauchweh. 

"Du musst." erklärte Thomas mir energisch. Seine Hand umfasste meinen Oberarm und drückt so fest zu das es schon fast weh tat. 

" Pass auf, es ist wichtig das du mir jetzt ganz genau zuhörst, klar?!" auffordernd und entschlossen sah Thomas mir in die Augen.

Wieder konnte ich nichts anderes tun als zu nicken. 

"Dein Leben hängt davon ab, was nun als nächstes passiert. Ich kann dich nicht vor allen beschützen. Du bist die Mate des Alphas, das bedeutet wenn sie dich töten, sind sie den Alpha los. Er würde an dem Verlust zu Grunde gehen. Das wäre ihre Chance." 

Mir fiel auf das mein Bruder nicht in der Wir-Form sprach, sondern sich von den anderen abgrenzt. Irgendwie ein beruhigender Gedanke. 

"Wieso haben sie mich dann noch nicht getötet? Weil du ihr Anführer bist?" Irgendwie verrückt das mein Bruder mich selbst nach all der Zeit noch beschützte, doch Blut ist nun mal dicker als Wasser. 

"Nein, ich bin nicht ihr Anführer, ich sitze im Rat. Es gibt hier niemanden der alles alleine Entscheidet. Noch nicht. Sie haben dich wegen deinem Rang am Leben gelassen." 

"Mein Rang?" Thomas Erklärungen verwirrten mich nur noch mehr. 

" Du warst in Undervillage nicht war? Warst du im Rathaus? Hast du ES gesehen? " überging mein Bruder meine Frage.

Wieder ein Nicken meinerseits. Ich versuchte die Erinnerungen an den Tag im Rathaus zu unterdrücken und zu meiner Überraschung funktionierte es einigermaßen. 

"Also weißt du das wir Wölfe schon lange Jagen. Unsere Organisation nannte sich Argenti. Das ist lateinisch für Silber. Unsere Vorfahren dachte damals, dass Silber die Wölfe töten würden. Ist aber alles Schwachsinn. Jedenfalls war der Anführer der Argenti seit der Gründung der Organisation immer ein Cleeves, beziehungsweise,..."

Ich unterbrach ihn. "Also bin ich so zusagen die zweite Erben der Organisation?"

"Nein, lass mich ausreden." riss mein Bruder wieder das Wort an sich. " Der Gründer war unser Vorfahre Enzio. Doch schnell wurde klar, das er zwar ein guter Jäger war, doch kein guter Anführer. Er war stark, aber auch stur und kopflos. Also übernahm jemand anderes die Führungsrolle. Seine Frau Alicia.  Seit dem wurde diese Position immer an das nächste Mädchen unserer Familie weitergereicht. Zuletzt an unsere Mutter. "

Sprachlos sah ich ihn an. Ich war davon ausgegangen das meine Mutter nichts damit zu tun gehabt hatte, doch anscheinend hatte ich nicht einmal sie richtig gekannt. 

"Du musst deine Position als unsere Anführerin einnehmen, Lexa. Doch das wird nicht leicht. Alle die aus unserem Dorf kommen, stehen zu 100% hinter dir, aber die anderen sind kritischer. Sie kennen dich nicht und auch unsere Lebensweise ist ihnen neu. Es wird vielen nicht gefallen das du nun die Führung übernimmst. Sie sind misstrauisch immerhin warst du lange unter Wölfen. Das heißt du musst jetzt stark sein und dich durchsetzen. Tritt dein Erbe an, das Erbe deiner Familie, das Erbe deiner Mutter. Führe die neue und besser Organisation Aurum in den Sieg gegen die Wölfe und hilf uns sie bis auf den letzten Wolf auszurotten. Rette die Menschheit". 

Fight, Love or DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt