"Hallo", flötete Malbo und steckte sich eine Gabel Karotten in den Mund. Er trug seine Robe, die ihm jedoch zu groß war und bis auf den Boden reichte, und sein Grüner Rucksack stand neben ihm. "Komm und setz dich doch!" Lola nahm das Angebot dankend an und ließ sich neben ihn auf die Bank nieder. Der Tisch war reichend gedeckt mit verschiedensten Speisen. Nudeln, Kartoffeln, Pancakes, Fleisch, Fisch, Gemüse... Es gab alles, was das Herz begehrt. Das Mädchen schaufelte sich vieles auf den Teller, da ihr Hunger unendlich schien. "Wohin bist du gekommen?", fragte Lola ihn. "Donnervogel." "Und dein Zauberstab?" Hätte Lola kurz von ihrem Essen aufgesehen, hätte sie bemerkt, wie nervös Malbo plötzlich wurde. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber unter den dichten Locken bildeten sich Schweißperlen. Er kramte in seinem Rucksack und zog einen langen Eichenstab hervor. Das Mädchen neben ihm nickte anerkennend: "Hübsch. Meiner ist aus Birnbaumholz." Sie präsentierte Malbo das stolze Exemplar. "Oh. Gratulation", sagte Malbo, sichtlich ungerührt. Er hatte nichtmal richtig hingeschaut, sondern seine Augen wanderten durch den Saal. Es verletzte Lola ein bisschen, aber sie dachte nicht weiter darüber nach, da Schulleiter Laray aufgestanden war und mit einem Zauberstab-Wedeln Funken sprühte, um auf sich aufmerksam zu machen.
"Liebe, neue Erstklässler", begann er lächelnd, "ich hoffe ihr konntet euch bisher gut einleben und seid mittlerweile etwas gestärkt. Jeder von uns, selbst ich, musste schon einmal den Mount Greylock besteigen und es war nicht einfach." Einige Schüler gröhlten zustimmend und Laray schenkte ihnen ein Augenzwinkern. "Aber seht es so", fuhr er im fröhlichen Ton fort, "nächstes Jahr könnt ihr mit dem Besen fliegen. Dann sind es andere, die sich die Pfade hochquälen." Er setzte eine kurze Pause ein und... Versuchte er sich ein Lachen zu verkneifen? Dabei war es doch gar nicht so witzig gewesen?
Laray wurde wieder ernster: "Desweiteren möchte ich euch noch einmal die Lehrer vorstellen, wie jedes Jahr." Ein hagerer Mann, Mitte fünfzig, trat aus der Menge neben Laray und hob grüßend seine Hand. Er war groß und hatte dunkelblondes Haar. Schulleiter Laray stellte ihn als Professor Mayfield vor, der das Haus der gehörnten Schlange leitete. Er unterrichtete das Fach Zauberkunst und Verwandlung. Er wirkte nett, aber dennoch etwas steif und war wahrscheinlich sehr ordentlich. Als nächstes erschien eine kleine Frau hinter Professor Mayfield. Sie war muskulös und anscheinend ziemlich kampferfahren. Ihre Nase sah aus wie mehrmals gebrochen und über ihrem Auge zeichnete sich eine große Narbe ab. Ihre Miene war streng, so wie ihre schwarze, enge Robe. Doch ihre Augen sprühten vor Energie, Tatendrang und Zuneigung. "Ms. M. Wampus-Leitern! Sie unterrichtet nebenbei noch Verteidigung gegen die Dunklen Künste." Laray nickte der Kollegin kurz freundlich zu, ehe er einen jungen Mann neben sich zog. Lola staunte. Er konnte nicht viel älter als Valerie sein. Vielleicht Mitte oder Ende zwanzig? Und das sollte ein Lehrer sein? "Das ist Professor Ottress, Leiter des Pukwudgie-Hauses. Und mit Ms. Wisch unterrichtet er das Fach magische Literatur und Geschichte." Anscheinend bemerkte er die skeptischen Blicke der Neuzugänge, deshalb setzte Laray hinzu: "Und keine Sorge. Das hier ist schon sein zweites Jahr als Lehrer. Und er macht es bisher erfolgreich!" Ottress trug eine dunkelblaue Robe, die im Kontrast zu seinen roten Locken stand. Er wirkte sehr nervös und stand anscheinend nicht gern im Mittelpunkt. Zum Glück drängelte sich nun ein alter Mann an ihm vorbei. Er hatte silbergraues Haar und Bart, der sein Kinn unter weiß begrub. Auch wenn er so alt schien... Ihn umgab eine jugendliche Energie und Kraft. Er stellte sich selbst vor. Professor Montoya. Leiter des Donnervogel-Hauses. Er führte keinen weiteren Unterricht. Aber anscheinend erzählte er gerne und machte viele Scherze. "So." Professor Laray schob sich wieder in den Vordergrund. "Danke liebe Kollegen. Ich glaube, die Erstklässler haben nun einen guten Eindruck erhalten. Kommen wir jetzt zu wichtigeren Punkten: Dem Singen! Ich weiß, ihr habt euch schon wahnsinnig drauf gefreut! Danach lass ich euch auch in Ruhe weiter essen." Er zählte an. Und dann ertönte ein Chorgesang, den Lola und Malbo staunend verfolgten.
We stand as one united
Against the Puritan
We draw our inspiration
From good witch Morrigan
For she was persecuted
By common wandless men
So she fled from distant Ireland,
And so our school began
Oh!
Ilvermorny - Massachusetts!
We choo-choose it!
We choo-choose it!
The wizard school supreme
Your castle walls, they kept us safe
The days with you, a dream
You taught us all our magic
And now one thing's quite clear
Where'er we roam
Where'er we roam
Our one true home
Our one and own
Is Ilvermorny dear!
Die Schüler applaudierten sich gegenseitig. Jeder lachte und alles war einfach toll. Lola hatte es sich nicht so schön vorgestellt. Zufrieden setzte sich Professor Laray wieder neben einen älteren Schüler und führte ein angeregtes Gespräch über die Pflanzen im Schlossgarten.
"Na? Wie findet ihr unsere kleine Hymne?" Ein großes, blauäugiges Mädchen mit weißen Haaren setzte sich neben Lola. "Valerie!" Sie lächelte: "Hab doch gesagt, dass ich dich beim Abendessen wiedersehen werde. Also? Sie ist großartig, oder?" Lola nickte und bemerkte Malbos verwirrten Gesichtsausdruck. "Oh Entschuldigung", sagte sie und deutete kurz auf Valerie und dann auf Malbo: "Malbo, das ist Valerie. Valerie, mein Freund Malbo!" Der Junge neben Lola verschluckte sich und hustete kurz. Er hatte nicht damit gerechnet, direkt Lolas Freund zu werden. Aber es war wohl besser so. "Hallo", begrüßte Malbo das Mädchen leise. Valerie lachte: "Schüchtern, was? Na, ich kanns dir nicht verübeln. War ich am Anfang auch. Aber hier findet man schnell Freunde. Das habt ihr ja sicher schon bemerkt. Apropos Freunde..." Valeries Augen begannen zu leuchten, als sie jemanden heranwinkte. "Das ist meine Freundin Olivia!" Ein dunkelhäutiges Mädchen mit schwarzen Augen kam auf die drei zu. Sie lächelte, aber in ihrer Miene lag etwas, das Lola nur schwer deuten konnte. Olivia sah sie an und ihr Grinsen wurde noch breiter. Es versetzte Lola einen Stich in der Brust. Langsam schlenderte das Mädchen an den Tisch. "Hallo, Val. Sind das die Neuen?" Valerie nickte: "Ja! Das sind Lola und... oh." Malbo war aufgesprungen. Er versuchte ruhig zu bleiben, wirkte aber auffallend nervös und unruhig. "E-Entschuldigt ihr mich bitte? Ich bin naja... schon ziemlich müde vom vielen Bergsteigen. Ich würde mich gern hinlegen." Verwirrt starrten Val und Lola ihn an. "Jetzt schon?", fragte das blondgelockte Mädchen neben ihm. "J-Ja." Und damit war er verschwunden. Olivia lächelte immer noch und setzte sich dorthin, wo Malbo gesessen hatte. "Naja. Wenigstens können wir uns ja kennenlernen, oder? Wie heißt du noch gleich? Lola? Das ist ein echt schöner Name." "Oh", erwiderte Lola, "Danke. Das ist nett. Bist du auch im letzten Schuljahr? So wie Valerie?" Olivia nickte und stellte einen Kelch, den sie bisher in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch. Ihre Finger waren knochig und lang. Ganz anders, als ihr hübsches Gesicht. "Ja. Bin ich." Ihre schwarzen Augen fixierten sich in denen Lolas und das Mädchen fühlte sich mit einem Mal schwach und müde. "Wie wärs? Ich helf dir morgen mal bei deinen Hausaufgaben. Die erste Woche ist immer die Schlimmste", flüsterte Olivia. "Das ist aber nett von dir, Olivia", antwortete Valerie fröhlich. Lola nickte. Doch irgendetwas regte sich in ihr. Sie fühlte sich unwohl und bekam plötzlich Angst. "Ja", sagte sie heiser, "Mal schauen. Du Valerie, ich bin auch müde. Das war echt ein anstrengender Tag. Ich gehe auch mal schlafen. Okay? Wir sehen uns Morgen bestimmt." "Oh. Okay! Bis morgen Lola!" "Ja. Bis morgen", säuselte Olivia und rutschte näher an Valerie heran. Lola entfernte sich langsam von ihnen, den Blick auf Olivia gerichtet.
Als sie aus der Tür des Saales trat, fing sie an zu rennen. Sie wusste nicht genau wohin, nur, dass sie rennen musste. Lola brauchte etwas Zeit um nachzudenken. Irgendwann blieb sie keuchend stehen. Vor ihr stand ein kleines Wesen, mit einem Stachelschweinähnlichen Rückenfell und Trollgesicht.
"Ach. Hallo mal wieder", begrüßte der Pukwudgie das kleine Mädchen.

DU LIEST GERADE
Die Kinder der Aphrodite • HP × PJ FF
FanfictionLola Harvey lebt mit ihrem Vater in Boston, Massachusetts. Sie ist elf Jahre alt und bereit, sich dem Leben als Schülerin in Ilvermorny zu widmen. Doch plötzlich kommt alles ganz anders, als sie den Satyr Malbo kennenlernt. Denn er zieht sie aus ihr...