Das Mädchen reichte ihr die Hand: "Hi! Ich bin Jenny, das ist mein Zwillingsbruder, Peter!" Peter gab ihnen ebenfalls die Hand und lächelte. Weiße Zähne blitzten auf. "Ist ungewöhnlich", sagte er dann, "Dass ihr das Monster sehen konntet. Normalerweise lassen die andere in Ruhe und sind nur auf uns fixiert." "Was war das überhaupt?", fragte Lola. Jenny sammelte einen Pfeil vom Boden auf und steckte ihn zurück in einen Ledernen Köcher, den sie über den Rücken geschnallt hatte. "Wir nennen sie Gesichtslose." "Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Aber es scheint als hättet ihr öfter mit denen zu tun?", sagte Malbo. Peter horchte auf: "Ja. Mindestens jede Woche erledigen wir so ein Biest. Du kennst auch andere Monster?" "Wer seid ihr?" Auch Jenny war stutzig geworden. Das hier vor ihnen schienen keine normalen Kinder zu sein, die sich verlaufen hatten.
Malbo ergriff nun die Partei: "Ich bin Malbo. Ein Satyr. Kennt ihr Satyrn?" "Diese halb Mensch, halb Ziege Kreaturen? So einer bist du?", antwortete Peter. Malbo nickte und fuhr fort: "Genau! Ich komme aus Camp Half-Blood. Habt ihr denn davon schon einmal gehört?" Dieses Mal schüttelten die beiden Kinder den Kopf. "Das ist seltsam", meinte der Satyr, "Ihr seid schon so alt und noch nicht im Camp... Wie habt ihr überlebt? Und wann seit ihr mit Monstern vertraut geworden?" Jenny lachte: "Na. Das ist eine lange und chaotische Geschichte. Peter, was meinst du, können wir sie mitnehmen?" Ihr Bruder sah sich kurz um. "Ja. Mich interessiert ihre Geschichte auch. Aber wir sollten langsam gehen." Die Zwillinge lächelten einander an und Jenny stürzte sich mit einem "Hier geht's lang!" quer durch das Unterholz. Lola und Malbo blieb nichts anderes übrig, als den beiden mit einem Schulterzucken zu folgen.
Bei genauerem Hinschauen glichen sich Jenny und Peter doch nicht so sehr. Das Mädchen verhielt sich viel zurückhaltender, während ihr Bruder durch den Wald sprang, Eichhörnchen und Vögel erschreckte. Der Federschmuck auf seinem Kopf tat sein Übriges dazu. Auch wirkte Peter kleiner als seine Schwester. Zierlicher.
Fröhlich pfiff er eine Melodie vor sich her, blieb immer wieder stehen und drehte sich zu ihnen um, um ihnen ein warmes Lächeln zu schenken.Der Wald wurde derweil immer dunkler. Lola konnte sich nur am Rauschen des Flusses orientieren, dem sie anscheinend gefolgt waren. Sie dachte an den Busfahrer und die Passagiere, ob sie sie wohl suchen, oder einfach weiterfahren würden. Im Innersten hoffte sie auf das erste. Ihr war etwas mulmig zumute. Es war erst ein paar Minuten her, da wollte eine Fledermaus ohne Gesicht sie zerfleischen und vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden hatte sie ihre Zukunftsaussichten verloren.
"Ist das auch wirklich sicher?", flüsterte sie so leise, dass nur Malbo es hören konnte. Er stieß ein leises Meckern aus. "Ich denke schon. Sie sind wie du. Sie beide. Ich habe nur viele Fragen, aber ich denke, die werden sich bald klären."Das Rauschen des Flusses schwellte wieder an. Lola lauschte gespannt. Vielleicht war es gar nicht der Fluss, sondern wieder ein Gesichtsloser?
Doch ihre Vermutung bestätigte sich nicht, als sie durch einige Büsche an einen kleinen See stolperten.
Kristallklares Wasser sammelte sich hier und sprang über Steine, die rund geschliffen waren. Ein drei Meter hoher Wasserfall stürzte auf der einen Seite hinein und brachte das Wasser zum schäumen. Die Nachmittagssonne spiegelte sich mit den Wipfeln und Wolken auf der Oberfläche.Jenny sagte etwas, aber Lola konnte es dank dem tosenden Wasserfall nicht verstehen, also vertraute sie einfach auf Malbo und folgte den Geschwistern einmal um den See herum zum Wasserfall. Hier wuchsen mehrere Büsche vor dem grauen Fels. Einige Ranken wucherten von einem Felsvorsprung. Peter schob sie grinsend beiseite und machte eine einladende Geste.
Hinter den Ranken kam ein Durchgang zum Vorschein. Er war feucht und dunkel, kalte Luft kam ihnen entgegen. Malbo und Lola zögerten. In dieser Höhle konnte alles sein. Noch mehr Fledermäuse oder etwas gar Schlimmeres.
Peter bemerkte diese Spannung und quetschte sich an ihnen vorbei. Vielleicht konnte er ihnen Mut geben, wenn er vor ging.
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Die Kinder der Aphrodite • HP × PJ FF
FanfictionLola Harvey lebt mit ihrem Vater in Boston, Massachusetts. Sie ist elf Jahre alt und bereit, sich dem Leben als Schülerin in Ilvermorny zu widmen. Doch plötzlich kommt alles ganz anders, als sie den Satyr Malbo kennenlernt. Denn er zieht sie aus ihr...