Teil 3

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Anscheinend sah die Architektur des Schlosses so aus: Die runde Eingangshalle mit den Statuen von der fünf Türen abgingen, vier davon hinter den Statuen, eine gegenüber der Eingangstür. Sie alle lagen in einem Halbkreis und die Türen führten zu einem weitläufigen Treppenhaus. Alles hier war aus dunklem Stein und sah sehr alt aus. Diese Mauern hatten viel erlebt. Lola bestaunte die Säulen, die sich links und rechts neben drei imposanten Treppenaufgängen positionierten. Sie waren aus dunklem Stein, Basalt, und es ringelten sich weiße, steinerne Schlangen um sie herum, die mit roten und blauen Edelsteinen geschmückt waren. Am steinernen Sockel war wiedereinmal der gordische Knoten eingelassen. Der Boden bestand aus einem graulich-schwarzen Schachbrettmuster aus Stein. Was hatte Valerie gesagt? Geradeaus die Treppe hoch? Unsicher steuerte sie den mittleren Aufgang an. Zum Glück waren die zwei Koffer nicht ganz so schwer, sodass Lola sie gut tragen konnte. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb sie stehen. Die Treppe teilte sich hier in drei weitere Aufgänge. Sollte sie weiter hoch gehen oder schon jetzt nach links wenden? Ach Mist...

"Brauchen Sie Hilfe, Miss?" Eine kratzige Stimme ertönte hinter ihr. Lola drehte sich erschrocken um. Da stand ein kleines, menschenähnliches Wesen mit einem koboldartigen Gesicht. Ein Pukwudgie. Er kratze sich im Ohr und schaute dann interessiert auf seine Finger. "Nicht, dass ich es gern machen würde. Ich hasse es hier. Die Bezahlung ist mies", murmelte er, "Aber ich kann wenigstens etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen." "Oh..." Lola wusste nicht genau, was sie tun sollte. Aber der Pukwudgie fuhr einfach fort: "Also hab ich Sie beobachtet und Sie sehen aus, als könnten sie einen Wegweiser brauchen. Aber das kann ich auch verstehen...Diese Gänge hier sind das reinste Labyrinth. Ich wünschte, man hätte Schilder an die Wände geklatscht. Besonders bei dem ganzen Ausbauen..." Er fluchte kurz einigermaßen lautlos vor sich hin. "Äh... Sie wollten mir helfen?", ging Lola dazwischen, ehe die Beschimpfungen noch schlimmer werden konnten.  Der Pukwudgie besann sich wieder und schüttelte dabei den Kopf, als könnte er so seine Gedanken reinigen. "Oh ja, ja! Also Miss. Wo kann ich Sie hinbringen?" "Ich muss zum Gemeinschaftsraum vom Pukwudgie Haus!" "Oh!" Der Pukwudgie machte große Augen. "Eine Artgenossin huiuiui. Okay. Dann mal hier entlang, Miss!" Freudig hüpfte er die Stufen der linken Treppe hoch. Lola seufzte einmal, dann folgte sie ihm. Der Pukwudgie führte sie hinauf in den zweiten Stock und dann durch einen langen Flur. Überall waren dunkle Holztüren. Lola fragte sich, ob sie je erfahren würde, wohin sie führten. Vom Ende des Flures ertönte Musik und ein heller Lichtschein fiel auf den Steinboden. Stimmen und Gelächter drangen an ihr Ohr. "Dort um die Ecke", sagte der Pukwudgie. "Ich geh mal wieder. Muss noch anderes machen." Er grinste. Das Mädchen erwiderte ein Lächeln: "Sehr vielen Dank. Aber ich habe eine Bitte! Könntest du vielleicht die Treppe ein bisschen im Auge behalten? Falls noch mehr Kinder den Weg nicht wissen." Der Pukwudgie zwinkerte ihr freundlich zu, dann löste er sich einfach in Nichts auf. "Oh, Hey Leute. Hier ist wieder eine neue!" Ein Junge kam um die Ecke und lief freudig auf Lola zu. Er war groß, dünn, hatte hellblondes Haar und trug eine hübsche Brille mit dünner Fassung. Seine Robe zierte einen Pukwudgieaufnäher. "Hi. Ich bin Robin Fletcher. Freut mich, dich kennenzulernen. Willkommen in unserem Haus!" Er reichte ihr die Hand. Lola stellte einen Koffer auf den Boden und stellte sich vor: "Hallo. Ich bin Lola." Nun kamen auch einige andere Kinder herbei. Sie begrüßten Lola herzlich und führten sie lachend und scherzend in den Gemeinschaftsraum. Er war groß und gemütlich. Rund. Hier hingen Gemälde berühmt gewordener Absolventen, Landkarten und Zertifikate. An einer Stelle ragte ein Kamin aus der Wand, in dem oragenes Feuer brannte und wohlige Wärme aussprühte. Der Raum war mit Tischen und Stühlen, Sofas und Sesseln ausgestattet, rote Teppiche lagen auf dem Boden. Es gab ein paar Fenster mit roten Gardinen. Das Haus beherbergte viele Schüler. Robin führte sie an den Menschen vorbei, in einen kleinen Flur. Hier gab es mehrere Türen, die alle mit einer Nummer versehen waren. Er musterte Lola. "Ich schätze, Valerie hat dir schon eine Nummer gesagt oder?" Das Mädchen nickte: "Ja. Die 3." "Gut. Das ist direkt da hinten. Leg dein Zeug da hin und dann kannst du gerne zu uns kommen. Wir gehen alle gemeinsam zum Abendessen, sobald alle Erstklässler einsortiert sind." Robin lächelte, dann ging er wieder. "Scheint ja gar nicht so schlecht hier zu sein", dachte Lola und ging zur Tür, die ein kleines Metallschild mit einer 3 trug. Sie wollte sie gerade öffnen, da wurde die Tür schon schwungvoll aufgerissen und Lola stand einem großen, asiatischem Mädchen gegenüber. Sie hatte schmale, dunkle, warme Augen und glänzende, schwarze Haare. Trotz ihrer Größe schien sie so alt zu sein wie Lola. Also ebenfalls eine Erstklässlerin. "Oh." Sie taumelte kurz zurück und hielt sich an der Türklinke fest. "Hi", sagte Lola und lächelte freundlich, "auch neu?" Das Mädchen nickte schüchtern: "Eh...Ja. Hallo. Oh." Sie bemerkte die Koffer in Lolas Händen, die langsam echt schwer wurden, und sprang dann schnell zur Seite, um Lola ins Zimmer zu lassen. Diese trat auch sofort über die Schwelle und inspizierte neugierig ihr neues Zuhause. "Hübsch hier", murmelte sie. Und es stimmte: Im Zimmer befanden sich vier große, dunkelblaue und cranberryfarbene Himmelbetten, an den Wänden hingen dunkelrote Banner mit dem Hauswappen. Dieses Zimmer war nicht rund und besaß ein großes Fenster, von dem man bei Tageslicht auf die umliegenden Wälder und hinab ins Tal blicken konnte. Jedes der Betten hatte eine große Truhe am Fußende und einen kleinen Nachttisch neben sich. Lola bemerkte, dass drei Betten schon belegt waren und sich auf ihnen Klamotten, Bücher und andere Dinge stapelten. Sie schien die Letzte im Zimmer zu sein. Das freie Bett stand zwischen dem am Fenster und dem zweiten im Raum stehenden Bett. Lola legte ihre Koffer darauf und setzte sich für einen Moment. Endlich. Sie war so froh und erschöpft. Sie bemerkte, dass das schwarzhaarige Mädchen sie beobachtete. Das hatte sie ja ganz vergessen. Lola wurde sofort rot und stammelte: "I-Ich bin übrigens... Ehm... Ich heiße... Lola. Harvey. Und d-du?" Das Mädchen verbeugte sich einmal höflich. "Adachi. Nana. Aber nenn mich ruhig Nana." Sie besaß einen starken, japanischen Akzent. "Wir sind ja hier in Amerika." Nana fuhr sich leicht verlegen durch die Haare. Lola fasste sich wieder. Das Mädchen hatte ihre Neugier geweckt. "Du kommst nicht aus Amerika?" Nana lachte: "Nein nein. Ich bin... wie sagt man... eingereist, weil ich hier zur Schule gehen möchte. Ich komme aus Japan." "Oh. Aber gibt es da nicht auch eine Schule? Mano... Maho-" Lola versuchte sich an den Namen zu erinnern. "Mahoutokoro", griff Nana ein, "Ja. Aber die nimmt nicht viele Schüler auf. Auch bin ich... Naja... Etwas zu schlecht. Ich habe die... die Prüfung nicht geschafft, als ich sieben war." Sie schaute beschämt zu Boden und brauchte eine Minute, bis sie wieder zu Lola sah: "Aber meine Mutter ist Amerikanerin. Deswegen hat sie mich hergeschickt." Nana lächelte schüchtern. Lola erwiderte es. Nana schien richtig nett zu sein. Vielleicht würden sie ja noch gute Freunde werden? Ihr Blick wanderte zu den anderen zwei Betten. "Wer ist noch hier?", fragte sie Nana. Diese überlegte kurz, ehe sie antwortete: "Ich glaube sie hießen Fiona und Ailish. Scheinen sehr nett zu sein. Sie sind draußen unterhalten sich mit den anderen." Lola stand freudig auf. Sie hatte neue Kraft und Neugier geschöpft. "Super. Dann lass uns doch auch dort hin gehen und unsere Mitschüler kennenlernen!" Dann klatschte sie in die Hände und verließ mit Nana das Zimmer Nummer 3.

Die Kinder der Aphrodite • HP × PJ FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt