"Ah. Hallo", antwortete Lola. Sie hatte es nicht gleich erkannt, aber das hier musste der Pukwudgie sein, der ihr vorhin den Weg gezeigt hatte. Das Mädchen atmete schwer und ließ sich neben dem kleinen Wesen zu Boden sinken. Der Pukwudgie zog eine Grimasse. "Potz Blitz. Geht es Euch gut?" "Äh..Ja." Lola lehnte sich gegen die kalte Wand hinter ihr. Sie fühlte sich noch immer schwach und ihr Herz raste nur so dahin. Etwas stimmte mit Olivia nicht. Das war ihr bewusst. Aber Lola wusste nicht ganz, was es war. Vielleicht wollte Olivia auch nur besonders nett rüberkommen... Trotzdem. Irgendetwas war da faul. "Du kennst doch viele Schüler hier, oder?", fragte sie den Pukwudgie. Er überlegte: "Nicht, dass ich nichts besseres zu tun hätte als Schüler zu beobachten, hier in diesem Loch, aber ja. Ich weiß so einiges. Was möchte Miss denn wissen?" Lola atmete einmal tief durch und fasste wieder ihre Stimme: "Olivia. Kennst du eine Olivia? Dunkle Haut. Schwarze Augen und Haare? Groß?" Der Pukwudgie kratzte sich am Kopf. "Hm...", überlegte er, "Olivia...Olivia. Ne. Nie gehört. Nie gesehn. Tut mir leid." Das war seltsam. Olivia war eine beeindruckende Persönlichkeit und schon in ihrem letzten Jahr. Irgendwann hätte der Pukwudgie sie doch sehen müssen. "Was ist denn mit dieser Olivia?", fragte er und schaute Lola mit seinen Knopfaugen an. "Naja", Lola seufzte, "Sie ist sehr seltsam. Und gruselig. Ich dachte erst, sie wäre nett, aber sie hat so etwas an sich... So etwas unheimliches. Wenn ichs nicht besser wüsste, dann würde ich sogar sagen, sie ist unmenschlich." "Nun, Miss", er klopfte seine Arbeitskleidung zurecht und hielt ihr eine kleine, schrumpelige Hand hin, damit sie aufstehen konnte, "es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als Ihnen vielleicht bewusst ist. Aber Sie sollten sich am besten wieder aufmachen und schlafen gehen. Morgen haben Sie schließlich Schule." Eine kurze Pause entstand. Dann murmelte er ein: "Nicht, dass ich mich in irgendeiner Weise um Sie sorgen würde. Ich kenne ja noch nicht einmal Ihren Namen." "Oh." Lola war sich nicht bewusst gewesen, dass sie sich gar nicht vorgestellt hatte. "Lola. Ich heiße Lola. Hast du eigentlich auch einen Namen?" Der Pukwudgie machte eine ungalante Verbeugung: "Sehr erfreut, Miss Lola. Mich fragt selten einer nach meinem Namen. Es geht sie auch nichts an. Aber da Sie so nett zu mir sind, mache ich einmal eine Ausnahme. Ich trage den Namen Monty." Lola dachte, was das für ein seltsamer Name doch war, doch wollte sie den Pukwudgie nicht verärgern. "Hallo Monty. Freut mich ebenso. Kannst du mir sagen, wo genau ich eigentlich bin? Ich habe nicht aufgepasst, während ich gerannt bin." Monty verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. "Ostflügel. Hier geht es zu den Klassenräumen für Alchemie und Zaubertränke und Astronomie. Völlig falsche Richtung, Lola. Völlig falsch. Wenn du zurück zu deinem Zimmer willst, dreh dich einfach um und dann immer geradeaus. Übrigens kannst du auch die Gemälde fragen. Ich bin nicht deine persönliche Auskunft." Er stemmte einen kleinen Arm in seine Hüfte und sah beleidigt aus. "Entschuldigung", sagte Lola sanftmütig. "Ich wollte dich nicht von deinen Pflichten abhalten." Monty warf mit einem lauten Seufzer seine Arme nach oben: "Ach meine Pflichten! Ja. Ich hasse sie. Aber ich muss sie erledigen, sonst kann ich mich nicht ernähren. Also schön, Miss Lola. Einen guten Abend." Er löste sich in Luft auf und Lola war allein. Sie schmunzelte. Monty war mit seiner überdramatisierenden Art ein netter Geselle und sie mochte ihn irgendwie. Gedankenverloren machte sich Lola zurück durch den Ostflügel, hin zum wohlverdienten Bett.
Währenddessen hatte sich Malbo in die Bibliothek verdrückt und lief in der hintersten Ecke unruhig hin und her. Er fuhr sich verzweifelt durch seine Locken und redete mit sich selbst: "Ich kann es nicht... Ich kann sie nicht hier lassen... Anscheinend kann sie nicht durch den Nebel sehen. Es ist einfach viel zu gefährlich. Ah! Ich hätte es von Anfang an wissen müssen! Aber... Ich kann sie doch nicht einfach so von hier fort reißen. Und sie würde mir auch nicht glauben. Sie kennt mich kaum." Ein Regenbogen leuchtete plötzlich auf und erhellte den Raum für ein paar Sekunden mit einem gleißenden Licht. Dann wurde es schwächer und ein Gesicht erschien vor Malbo. Es war das Gesicht eines Jungen von ungefähr 13 Jahren. Es war so eins mit einer Stupsnase und vielen braunen Sommersprossen. Die Frisur konnte man nicht erkennen, aber es schienen braune Haare zu sein. Violett-blaue Augen blitzten auf. "Wie läuft's Malbo?", fragte eine Stimme, die dem Jungen zu gehören schien. Malbo blickte ihn mit großen Augen und zu einem verzweifelten Grinsen verzogenen Mund an: "Nicht gut, Elliot. Gar nicht gut." Elliot warf seinem Freund einen besorgten Blick zu. "Ist es so schlimm?" "Schlimmer als Schlimm", versicherte Malbo, "Ich habe heute bestimmt schon zwei Chimäre gesehen..." Elliot pfiff anerkennend durch die Zähne: "Oho! Also, das ist doch was. Als du mich damals geholt hast, war ein Mantikor hinter uns her, weißt du noch? Da kommst du doch auch sicher mit zwei Chimären klar." Elliot lächelte aufmunternd. Malbo schluckte. Er erinnerte sich an seinen ersten Auftrag vor zwei Jahren. Er sollte Elliot ins Camp bringen, damit er anerkannt und sicher war. Elliot war damals auf seiner dritten Schule innerhalb von zwei Monaten gewesen. Und mit ihm auch ein Mantikor, der es sich im schuleigenen Gewächshaus gemütlich gemacht hatte. Malbo und Elliot hatten den Angriff nur knapp überlebt und ohne Elliots genialer Fechtkunst, hätte Malbo es selbst nie geschafft. "Aber hier ist es ein bisschen anders, man", sagte Malbo mit gedämpfter Stimme. Er fühlte sich beobachtet. "Die können hier alle zaubern. Also so echt zaubern. Wie die Götter! Ich hab jetzt auch so einen Zauberstab. Zum Glück wird mich dank Chiron vorerst kein Lehrer dran nehmen und der ist so verhext, dass der von alleine Sachen macht. Aber das ist trotzdem einfach nur seltsam hier. Ich meine... Hatten wir je ein Halbblut, das lernt, wie es sich mit Zaubersprüchen verteidigt?" Elliot lachte: "Das macht es doch umso besser. Pass mal gut auf das Mädchen auf, bis sie etwas Magie drauf hat und dann zeigt ihr's den Chimären, okay? Hast du noch mein Geschenk?" Malbo nickte, kramte in seinem grünen Rucksack und zog einen bronzefarbenen, kleinen Dolch hervor, der zu einem Speer wurde, wenn man den Griff leicht drehte. "Gut", sagte Elliot und schaute hastig über seine Schulter, "Oh. Du, Malbo. Ich muss jetzt gehen. Josh und Kate streiten sich über irgendetwas. Viel Glück! Komm gut wieder!" Der Junge hob die Hand zum Gruß und der Regenbogen löste sich in Luft auf. Malbo setzte sich auf einen Stuhl und dachte nach. Vielleicht wäre es besser, sie jetzt sofort zu holen. Aber... Was würde das bringen? Noch ging keine wirkliche Gefahr von Olivia und dem anderen Mädchen aus und er besaß sowieso nicht genug Durchsetzungsvermögen, als dass er Lola hätte überreden können, einfach so mitzukommen. Seufzend schloss er für einen Moment seine Augen und wäre fast eingeschlafen. Er fuhr hoch, gähnte und beschloss dann auch endlich schlafen zu gehen.
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Die Kinder der Aphrodite • HP × PJ FF
أدب الهواةLola Harvey lebt mit ihrem Vater in Boston, Massachusetts. Sie ist elf Jahre alt und bereit, sich dem Leben als Schülerin in Ilvermorny zu widmen. Doch plötzlich kommt alles ganz anders, als sie den Satyr Malbo kennenlernt. Denn er zieht sie aus ihr...