Uns gehört die Nacht

33 5 2
                                    


Kimara hatte genug gehört.

Das sehen der Leiche hatte schon gereicht, dass sie die nächsten Tage nichts essen würde.

Von dem Gespräch, welches Zoe mit Laura geführt hatte, hatte sie kaum etwas mitbekommen.

Nur Zoes frohe Stimmung war ihr aufgefallen.

Sie schien ihr Ziel erreicht zu haben, doch die beiden waren dem Sieg nur insofern näher, dass sie sich bisher erfolgreich versteckt hatten.

Wie sollte Kimara gewinnen, wenn am Ende nur Zoe und sie übrig bleiben würden?

Würde sie Zoe hintergehen?

Oder viel eher würde Zoe sie hintergehen?

Kimara schlenderte weiter.

Sie hatte Zoe gesagt, dass sie einen Moment Ruhe brauchte, doch in diesem Spiel gab es keine Ruhe, das hatte sie nicht verstanden.

Nach einigen Metern lief an ihr ein kleines Mädchen vorbei.

Kurz überlegte sie, ob sie wohl halluzinieren würde, doch das tat sie nicht.

„Viki", flüsterte sie erst, dann schrie sie.

Immer lauter und lauter, doch das Mädchen reagierte nicht.

Sie rannte hinter ihr her.

Als sie anhielt standen sie auf einem großen Hügel.

„Wieso läufst du vor mir weg?", fragte Kimara außer Atem.

„Du hast mich allein gelassen. Ihr alle habt mich allein gelassen, selbst Finn", flüsterte Viki leise.

„Ich wollte dich doch suchen, aber..", sie stoppte.

Zoe hatte ihr gesagt, dass sie niemandem von ihrem Plan erzählen sollte.

Doch es war Viki. Ihre beste Freundin.

So etwas konnte sie ihr doch nicht verheimlichen, oder?

„Du hast Geheimnisse vor mir. Das hattest du früher nie",lachte Viki.

„Weißt du, es geht hier nicht um dich und mich, sondern um uns alle. Ja, ich habe Geheimnisse, aber damit kann ich dich vielleicht retten!"

„Es ging dir nie darum mich zu retten, sondern nur um dich, sonst hättest du mich doch schon am Anfang mitgenommen. Es geht immer nur um dich und deine Bedürfnisse. Finn ist tot und bisher hast du kein Stück Mitglied deswegen gezeigt", Tränen sammelten sich in Vikis Augen, während sie sprach.

„Es geht nicht nur um mich", stellte Kimara fest.

„Warum denkst du dann nur an dich?", fragte Viki streng.

Kimara konnte sich nicht mehr zusammenreißen.

Ihr Freundin hatte vielleicht viel verloren, aber immer noch nicht das Recht sie so zu behandeln.

Mit all ihrer Kraft schubste sie Viki und diese fiel.

Kimara hatte erwartet, dass Viki einfach den Berg runterrollen würde, doch hinter Viki war kein Schnee. Hinter ihr war ein Abhang, der ans eiskalte Meer grenzte.

Sie hatte Viki ins verderben gestoßen.

Viki versuchte sich mit aller Kraft am Eis festzuhalten.

„Ich helfe dir", stellte Kimara klar, doch Viki schüttelte den Kopf.

„Ich habe meinen Freund verloren und jetzt gerade auch meine beste Freundin. Es lohnt sich nicht hier zu bleiben", sagte sie und ließ los.

PolarmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt