Kapitel 6

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Roxy:

Es war schon 11 Uhr, als ich auf meine silberfarbene iWatch, die ich von meiner reichen Tante Eurydike bekommen hatte, an meinem linkem Arm hinunter blickte. Wir waren wohl hier eingeschlafen. Soeben begriff ich, dass ich dicht gekuschelt mit dem Kopf auf der Schulter des bösen Clownprinzen lag und sein Arm um mich platziert war. Obwohl ich mich geborgen und sicher fühlte und es gemütlich war, hob ich meinen Kopf sofort.
Ich schaute hoch zu seinem Gesicht. Er sah so friedlich beim Schlafen aus.

Jede Information über ihn war in meinem Kopf.
Wie er so wurde, wie er jetzt ist, welche Verbrechen er schon begangen hatte und wer sein größter Erzfeind war. Ich wusste, welche Fahrzeuge er benutzt und dass Harley Quinn seine Freundin war. Ja, einfach alles.

Mein Buch Die Schurken Gothams war besonders. Es ist nicht einfach nur ein normales Buch, sondern es ist sozusagen magisch. Es werden immer wieder Seiten zu einem Bösewicht hinzugefügt, wenn etwas Neues passiert. Ein neues Verbrechen. Ein neuer Kampf oder was auch immer. Auf jeden Fall werde ich es zuerst wissen, noch vor der Polizei.

Nur eines weiß ich nicht über den Joker...
Was ist aus seiner Familie geworden?
In meinem Buch steht nur, wie alle Familienmitglieder heißen, aber nichts anderes. Ich weiß nur, dass sie keine Schurken sind... zumindest in Gotham nicht, weil sie im Buch nicht zu finden sind.

Doch am meisten interessiert mich, zu was für einem Fest ich mit dem Joker gehen werde und warum Harley unbedingt dorthin mit musste.
Sobald er aufwacht, würde ich ihn danach fragen.

Direkt nachdem ich dies zu Ende gedacht hatte, regte sich der grünhaarige Mann neben mir. Er öffnete seine Augen, die wieder leuchtend grün waren.
„Guten Morgen, Roxy.“, begrüßte er mich. Daraufhin sagte ich zurück: „Morgen, Joker.“
„Du kannst mich auch nur Mr. J oder J nennen.“, erklärte er mir.
„Ok, Mr. J.“, entgegnete ich mit einem kleinen Lächeln.
Ich begann die Fragen zu stellen:

„Dürfte ich dich vielleicht etwas fragen?“
„Ja. Von mir aus.“, antwortete er.
Nun fing ich an mit den ganzen Fragen, die mir immer durch den Kopf schwirrten.

Seine Familie war also doch auch böse. Sie hatten andere Namen, die nicht in meinem Buch stehen.
Und ich sollte als Ersatz für Harley mitkommen, weil Mr. J sonst von seinem Vater mit einer Anderen verkuppelt wird.

Mich graust es jetzt schon. Was wird mich morgen dort in London nur erwarten?

Später frühstückten wir Spiegeleier mit Speck und Toast. Sowas Leckeres hatte ich schon lange nicht mehr. Bei uns Zuhause gab es zum Frühstück immer nur kaltes Brot mit Käse oder Wurst, aber etwas Warmes kochte meine Mutter nur manchmal am Abend. Wir waren nicht besonders reich.
Mein Buch hatte ich mir mit meinem Geld gekauft, welches ich mir mit Zeitungen austragen verdient hatte.

Nach dem Essen erzählte mir Mr. J, dass er heute noch in einem Laden Schminke für mich holen müsste und ich sollte mitkommen. Das geht aber nicht, weil mich sonst jeder erkennen wird. Vielleicht kommt das sogar auch ins Fernsehen und alle denken dann, ich würde zu ihm gehören.
Ich fragte den Clownprinzen, ob ich doch lieber hier in seinem Versteck bleiben konnte, doch er sagte in einem sicheren, selbstbewussten Ton:

„Nein. Du wirst mitkommen und keine Widerrede.“ Ich könnte ihn nicht mehr davon überzeugen, hier zu bleiben. Er würde mich sonst vielleicht noch umbringen, wenn ich ihm widerspreche, und eine andere Frau für das Fest suchen.

 Das Geheimnis der leuchtenden AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt