Verschnaufspause

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Ja, ich hatte eindeutig schon mal bessere Ideen.

Und die mit dem „Einfach so in den Fluss springen“ war keine davon. Dieser war nämlich eiskalt. Wäre im Winter ja auch verwunderlich gewesen wenn nicht. Außerdem machte mir die Strömung zu schaffen, ich hätte mich vorher also wohl besser über die Flüsse informieren sollen. Wenn ich gewusst hätte das ich Hals über Kopf einfach so abhauen muss.

Der Wasseroberfläche kam ich nach meinem „Abtauchen“, einige Sekunden nicht zu nahe. Schließlich waren diese Typen hinter mir her und ich wollte ihnen nicht unbedingt eine Spur liefern, obwohl diese sicher trotzdem nicht so schwer nachzuverfolgen war. Bevor mir Sprichwörtlich die Luft ausging, machte ich mich daran doch wieder hoch zukommen. Der Drang zu Atmen war dann doch stärker als die Sorge. Nur war das leichter gesagt als getan, denn beim Training stand nie „Schwimmunterricht“ auf dem Plan. Noch eine Sache, auf die ich wohl hätte bestehen müssen.

Endlich hatte ich es geschafft wieder an die Luft zu kommen. Sofort prasselte der Regen wieder auf mich ein und mir kam es so vor als hätte er sogar noch zugenommen. Mit hektischen Atemzügen und wirklich unbeholfenen herum gepaddele, versuchte ich irgendwie an das Ufer zu kommen. Die Orientierung hatte ich schon längst verloren, da halfen auch die Lichter von irgendwelchen Hochhäusern nichts. Meine Augen musste ich öfters zusammenkneifen, da entweder das Wasser von oben , oder eine Welle mein Blickfeld einschränkte.

Ich hatte keine Ahnung wie lang ich da schon herum schwamm, aber langsam wurde es kritisch. Denn nicht nur die Kälte setzte mir zu, sondern meine Muskeln machten auch nach und nach schlapp. Aus dem Augenwinkel sah ich dann aber einen Steg. Gott sei dank. Mit einer letzten Kraftanstrengung schaffte ich es da hoch und ließ mich dann erst mal auf den Boden plumpsen.

>>Merke: In Zukunft nie wieder in einen Fluss springen.<<

Jetzt auf dem „trockenen“, merkte ich erst wie stark der Wind eigentlich war. Und da mein Fell total durchnässt war, spendete das auch nicht viel wärme. Ich verwandelte mich zurück und versuchte mir erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Mit dem Steg lag ich richtig, aber dieser befand sich anscheinend wohl etwas außerhalb und somit nicht im Zentrum New Yorks. Zumindest waren hier keine Hochhäuser mehr zu sehen.

>>Okay. Ich fasse das jetzt einfach mal als positive Sache auf.<<

Da die Kälte mittlerweile an meinen Knochen nagte, machte ich mich einfach mal auf den Weg. Dank des Wetters waren nicht besonders viele Menschen auf den Straßen. Und da ich mich weitestgehend im Schatten von irgendwelchen Häusern und Läden aufhielt, war ich mir sicher nicht entdeckt zu werden. Nach einigen Straßen, die ich ohne wirklichen Plan eingeschlagen hatte, konnte ich meinen derzeitigen Aufenthaltsort bestimmen.

Brooklyn.

>>Na klasse. Noch weiter ging es wohl nicht. Aber ich kann wohl froh sein das ich nicht ins Meer gespült wurde.<<

Jetzt wo die Sache mit dem „Wo?“ geklärt war, konnte ich mich an das nächste Problem wagen.

Und zwar das „Verflucht, was soll ich machen?“ Ding.

Das war nämlich eine wirklich gute Frage. Soviel wie ich wusste, hatte diese Organisation ihre Augen überall. Mein Zuhause fiel natürlich als Zufluchtsstätte sofort aus. Obwohl, vielleicht rechneten sie nicht damit das ich genau dort hin gehen würde. Oder sie rechneten damit das ich es gerade deswegen machen würde. Eine verzwickte Situation. Mir fiel dann aber etwas ein, das ich vor einer ganzen Weile, als mein Leben noch normal verlief, gehört hatte. Meine Klassenkameradin,  

erwähnte, das sie irgendwann, irgendwohin fahren würde. Das Haus wäre somit leer.

>>Mist. Wann hatte sie gesagt fährt sie? Ach egal, zur Not leg ich mir einen Plan B zurecht.<<

Aber jetzt musste ich erst mal da hin kommen. Normalerweise hätte ich gesagt, „Yeah, gut das sie auch in Queens wohnt.“. Das Problem bestand aber jetzt darin, das ich in Brooklyn war. Ohne Geld, mit schießwütigen Agenten und einem Mord an der Backe, den ich gar nicht begangen hatte. Mir blieb also nichts anderes übrig als zu laufen.

>>Sollte sich das alles irgendwann klären, verlange ich Schadensersatz!<<

Es dauerte ganze Fünf Stunden. Fünf Stunden im Strömenden Regen, kalten Sturmwinden und in ständiger Alarmbereitschaft. Zitternd stand ich vor dem Haus. Mittlerweile war es Abends, aber die Lichter dort drinnen waren Aus. Hatte ich vielleicht endlich mal Glück?

Um wirklich ganz sicher zu gehen, klopfte und klingelte ich einmal, aber nichts rührte sich. Die anderen Häuser im Auge behaltend, suchte ich nach einem Schlüssel und wurde schnell fündig.

>>Mal ganz ehrlich. Schauen die kein Fernsehen? Jeder schaut doch unter die Fußmatte.<<

Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür und schloss sie auch ganze leise wieder. Es war wirklich keiner da.

>>Puhh...<<

Die Lichtschalter ignorierend, schaute ich mich erst mal um. Da die Fenster der Küche zu Straße hinaus gingen, konnte ich dank der Straßenlaternen wenigstens etwas erkenne. Am Kühlschrank hing ein kleiner Zettel mit Terminen und was nicht alles. Das Datum einer Reise war auch aufgeschrieben.

>>Na bitte. Manchmal ist mein Gedächtnis doch zu etwas zu gebrauchen. Sie sind noch drei Tage weg. Bis dahin muss also alles geklärt sein.<<

Ich schnappte mir eine Wasserflasche und suchte was zu essen. Dann begab ich mich in den zweiten Stock. Da hier die Rollläden herunter waren, konnte ich das Licht einschalten.

>>Wenn sie den Strom nicht ausgestellt haben, dann müsste das Wasser auch laufen. Und das bedeutet... HEIßES WASSER!<<

In Null-Komma-Nichts hatte ich das Bad ausfindig gemacht und die Badewanne volllaufen lassen. Ich hatte ein Bad noch nie so genossen wie an diesem Tag. Ganz langsam wich die Kälte aus meinem Körper und hinterließ eine wohlige Wärme. Das Wasser löste meine, durch ebendiese Kälte, versteiften Gliedmaßen.

>>Oh. Mein. Gott. Hier geh ich nie wieder raus.<<

Tat ich nach einer Stunde dann aber doch. In ein Handtuch gewickelt, machte ich mich auf die Suche nach Kleidung. Der Anzug musste erst mal aus lüften, der stank nämlich nach modrigem Flusswasser. Da meine Klassenkameradin die gleiche Statur und Größe wie ich besaß, hatte ich auch schnell etwas gefunden. Es war mir zwar unangenehm die Sachen ohne ihres Wissens anzuziehen, aber da musste ich jetzt durch.

Nachdem ich dann auch was gegessen und getrunken hatte, wollte ich nur noch ins Bett. Hier gab es ja genügend. Die Uhr hatte schon längst elf Uhr überschritten und das Wetter wurde und wurde nicht besser. Das war jetzt aber nicht mein größtes Problem, denn das bestand daraus sich mit den ganzen Dingen auseinanderzusetzen, die den Tag über passiert waren. Ich hatte jemanden sterben sehen, wurde beinah verhaftet und hatte mir jetzt wahrscheinlich ganz New York zum Feind gemacht. Einige Schluchzer entkamen meiner Kehle, aber die aufsteigenden Tränen versuchte ich mit aller Kraft zurück zu halten. Ich hatte jetzt keine Zeit um zu heulen, auch wenn die Verzweiflung und die Angst das mit aller Kraft forderten.

Erst gegen fünf Uhr morgens schaffte ich es einzuschlafen.

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