Chapter five

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"Naa gefällt's dir?", flüsterte er mit rauer Stimme in mein Ohr. Sein warmer Atem kitzelte meinen Hals. Etwas erschrocken atmete ich tief ein und drehte mich in seinem Griff zu ihm um.

"Ähh ja.. es.. es ist wunderschön", lächelte ich. Er lächelte mich an und fixierte meine Augen.

"Ähm.. darf ich meine Sachen schon ins Bad räumen?", stotterte ich.

"Na klar", zwinkerte er. Ich entlief seinem Griff und ging auf meinen Koffer zu. Ich bückte mich hinunter um meine Kosmetiksachen rauszukramen und kniff meine Augen zu, da ich realisierte, dass er mir gerade wahrscheinlich auf den Arsch glotzte. Mit meinen Sachen in der Hand stellte ich mich wieder aufrecht hin und drehte mich zu ihm um. Er stand da mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.

Ich ging einfach zur Tür raus und lief zum Bad. Harry verließ hinter mir das Zimmer.

"Ha-Harry?", ich drehte mich auf dem Flur um.

"Ja?", er steckte seinen Kopf aus der Küche hervor.

"Welches Bad soll ich jetzt benutzen?"

"Na meins natürlich"

"Ok..", ich ging den Flur entlang und öffnete die Tür, hinter der ich aus meinen Erinnerungen heraus sein Bad vermutete. Es lag tatsächlich hinter dieser Tür und ich trat ein.

Ich stellte mein Waschzeug über das hintere Waschbecken, da das vordere von Harry's Sachen besetzt war. Ich öffnete die weiße Chalousie des großen Fensters noch etwas weiter, um Licht hineinströmen zu lassen. Mein Parfum und einige andere Sachen stellte ich in einen Schrank und verließ das Bad auch wieder.

In meinem Zimmer schloss ich erstmal das noch offenstehende Fenster, da es nicht allzu warm war. Danach ging ich erneut zu meinem Koffer und packte alle meine Sachen auf mein Bett. Ich räumte alles sorgfältig in den großen Schrank. Auch die Handtücher, die ich noch nicht brauchte räumte ich hinein. Die Utensilien wie Föhn, Glätteisen oder meine Schminksachen verstaute ich in einer im Schrank bereitstehenden kleinen Kiste.

Zum Glück hatte ich meinen Spiegel noch aus meiner alten WG retten können, diesen platzierte ich auf dem Schreibtisch. Nachdem ich so gut wie alles verstaut hatte versuchte ich den Koffer unter das Bett zu schieben. Da er zu hoch war, beschloss ich mich dazu ihn auf den Schrank zu legen. Da ich aber ziemlich klein war, nahm ich mir den Schreibtischstuhl zur Hilfe. Ich stellte mich drauf und nahm meinen schweren Koffer in die Hand.

"1..2..3!", ermutigte ich mich selbst und versuchte den Koffer hinauf zu heben. Doch ich scheiterte. Die Schwerkraft zog den Koffer zurück auf den Boden und ließ ihn, samt mir unter ihm, zu Boden fallen.

"Au", stöhnte ich und blieb liegen. Der Koffer versperrte mir die Sicht, doch er wurde angehoben.

"Kann ich dir vielleicht irgendwie behilflich sein?", grinste Harry und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie entgegen und zog mich hoch. Mit einem Ruck stand ich wieder und landete kurz vor seinem Gesicht. Sein Geruch schweifte mir in die Nase und benebelte meine Sinne.

"Könntest du möglicherweise den Koffer auf den Schrank legen?", sagte ich verzweifelt.

"Natürlich", er hob ihn ohne große Probleme an und legte ihn auf den Schrank. Ohne Stuhl.

"Danke", lachte ich.

"Kein Problem"

"Du sag mal.. wie sieht es mit essen aus? Also müssen wir einkaufen oder so?"

"Kommt drauf an. Also eigentlich schreiben wir uns immer Zettel. Der der dann als erstes von der Arbeit wieder da ist geht einkaufen"

"Okey"

"Aber heute haben wir was da", grinste er.

"Und was?"

"Pizza?", er kratzte sich am Hinterkopf.

"Ich kann auch irgendwas kochen. Aber wenn du meinst, Pizza geht auch", lächelte ich und ging an ihm vorbei, in die Küche.

Ich durchforstete seine Schränke und schaute einfach mal, was er Essbares hatte. Da die Küche heute vom Tageslicht erhellt war, fiel mir auf das sie die Farbe rot trug. Ich mochte rote Küchen. Sie war zwar klein, aber modern.

"Sag mal, wann hast du die WG eigentlich gegründet?", fragte ich interessiert als er im Türrahmen erschien.

"Letztes Jahr oder so", sagte er gelassen und setzte sich an den Tisch, klappte seinen Laptop auf.

"Und.. hattest du schon viele Mitbewohner?"

Er schnaubte und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab, starrte mich an. Wie gestern. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Entschuldigung das ich einige Fragen habe.

Als er immernoch nicht geantwortet hatte, drehte ich mich wieder um und betrachtete weiterhin den Inhalt der Schränke.

"Ja", sagte er auf einmal.

"Emm okay?"

"Ja, die mussten alle aus Jobgründen woanders hin", sagte er betrübt. Ich nickte.

"Sind deine Freunde denn noch hier in London?"

"Ja, zum größten Teil. Zwei davon hast du ja vorhin schon kennengelernt", zwinkerte er. Ach solche Freunde hat er also.

"Stimmt", lächelte ich, da ich irgendwie nicht wusste was ich antworten sollte.

"Harry ist das ok wenn ich was einkaufen gehe? Ich brauch da so einige Sachen.."

"Na klar. Ich komm mit", sagte er und erhob sich vom Stuhl.

"Okey" Ich sollte meinen Wortschatz mal um mehr als Ok erweitern.

Er lief zur Garderobe und zog sich braune Lederstiefelleten an. Hätte ich zwar nicht gedacht, dass er solche Schuhe trägt, aber sie standen ihm irgendwie. Er nahm seinen Autoschlüssel aus einer auf der Kommode stehenden Schüssel hervor und öffnete die Tür, ging die Treppen runter. Danke fürs warten. Schnell schlüpfte ich in meine Vans und striff mir meine Lederjacke über. Kurz bevor ich die Tür schloss, fiel mir auf das ich meine Tasche garnicht dabei hatte und lieg noch schnell ins Zimmer. Außerdem bemerkte ich im letzten Moment noch, dass ich noch meine Jogginghose anhatte, aber es ist ja nicht verboten damit einkaufen zu gehen.

Meine Füße trugen mich das Treppenhaus hinunter. Ich öffnete die schwere Metalltür und sofort fuhr mir der Klang der viel befahrenen Straßen Londons in die Ohren. Ich hatte keinen Plan wo Harry war, also blieb ich einfach auf dem Bürgersteig stehen. Ein schwarzer Range Rover fuhr aus einem naheliegendem Parkhaus hervor. Ich bestaunte ihn, ich hatte respekt vor großen schwarzen Autos.

Weiterhin wartete ich auf ein Anzeichen von Harold. Doch als der Range Rover vor mir hielt, war ich verwirrt.

"Das ist dein Auto?", fragte ich erstaunt als er die Tür öffnete.

"Jap. Steig ein", zwinkerte er und ich tat es. Ich schloss die Tür und ließ mich in den Sitz sinken.

"Geil", seufzte ich und verstummte sofort. Ich schielte zu Harry hinüber, der mit Blick auf die Straße nur lachte.

"Du kannst dein Auto übrigens auch im Parkhaus parken"

"Oh.. das wusste ich nicht", sagte ich und fixierte die Straße.

"Jetzt weißt du's", grinste er.

Harry fuhr durch Straßen, durch die ich noch nie zuvor gefahren bin. Nach einigen Minuten lag uns auch schon ein großer Supermarkt zu Füßen.

WG with StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt