Kapitel 7- Das verletzte, kleine Mädchen

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Kapitel 7- Das verletzte, kleine Mädchen

"Ich wünschte, ich könnte dir beschreiben, wie laut die Stille für mich ist." -Silla/Herbst

Allys Sicht

Ich fühlte mich leer, allein, verlassen. Ich wollte aufhören zu fühlen, aber ich schaffe es nicht. Es ist als würde alles, was ich versuchte zu verdrängen plötzlich da und prasselt auf mich ein. Ich weiß nicht genau wieso ich so unzufrieden bin. Es war doch immer perfekt so wie es lief. Mein Dad, die Mafia. Mehr gab es nie und mehr brauchte ich doch nie. Warum jetzt? Was ist es, das mich so unbarmherzig versucht von innen auszufressen?

Zufrieden sein. War ich je zufrieden mit meinem Leben? Dieses Glücksgefühl nach jedem Rennen, nach jedem erfolgreich erledigten Auftrag. Dafür habe ich gelebt. Nie habe ich Rücksicht auf Verluste genommen. Menschen habe ich kaltblütig ermordet. Was ist wenn diese Menschen Familien hatten? Wie konnte es mir nur so egal sein? Plötzlich kommt mein sonst so perfektes Leben keinen Sinn mehr für mich. Es war nur noch ein erbärmlicher Haufen von nichts.

Wenn ich könnte würde ich wieder zurück nach Australien. Diese zwei Jahre in Australien, ohne Erinnerungen, sie waren Traumhaft. Ich will wieder mich wieder mit Riley streiten, ich will wieder mit Maison über das Leben, die Welt und die Menschen philosophieren. Ich will wieder mit den Jungs an unserem Lieblingsplatz sitzen und mir über nichts Gedanken machen. Warum mussten wir nur diesen Gottverdammten Job annehmen und nach Amerika ziehen? Warum konnten wir uns nicht mit Australien zufrieden geben?

All meine Erinnerungen prasselten wieder auf mich ein. Ich musste an all die schrecklichen Dinge denken die mir wieder fahren sind. Die Schreie der Menschen, wenn sie wussten, dass sie gleich sterben werden. Die Todesängste, die ich jedes Mal hatte, wenn jemand seine Waffe auf mich zielte. Wie oft mit ich dem Tod schon ganz knapp entkommen? Ganz einfach! Zu oft für ein 19-jähriges Mädchen. Ich habe Dinge gesehen, die niemand sehen sollte.

Meine Mutter. Wieder kam sie mir in den Sinn. Lebt sie ein normales Leben? Wollte sie mich und Dad nicht mehr? Warum war sie nie da? Wie kann ein Mensch sein eigenes Kind nicht kennen wollen? Ich wischte mir mit meinem Ärmel die Tränen weg, die sich ihren Weg über meine Wangen suchten.

Warum dürfen andere Kinder eine Mutter haben und ich nicht? Warum dürfen sie alle eine Zukunft haben und ich nicht? Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn meine Mutter mich in normalen Verhältnissen aufgezogen hätte?

Wäre es möglich, dass ich jetzt ein normales Mädchen, mit normalen Problemen wäre? Meine Gedanken schweiften zu Dima. Mein geliebter Onkel. Sein Tod hat mich verdammt noch mal aus der Bahn geworfen. Wie geht es den Jungs aus dem Internat? Denken sie manchmal noch an mich? Ob sie wissen, dass ich noch lebe? Auch wenn ich nicht lange in diesem Internat war, trotzdem waren die Jungs in der Zeit sowas wie Familie. Elias. Ich habe ihm verdammt viel zu verdanken. Er war meine Stütze als ich jeden Halt verloren habe.

Unwillkürlich musste ich auch an Cato denken. Ich weiß nicht was ich machen soll. Warum fühlt es sich so falsch an ihn so lieben? Er hat mich verletzt, allein gelassen. Verdammt noch mal! Wann bin ich zu so einer bemitleidenswerten Person geworden? Wo ist all meine Stärke und kälte hin? Habe ich mich nicht dazu entschlossen wieder die Alte zu werden? Warum fällt es mir nur so schwer?

Aus Wut, schmiss ich mein Handy gegen die Wand. Ich erblickte einen Bilderrahmen auf meinem Nachttisch. Auf dem Bild sind Dave, Dima, Dad und ich zusehen. Der Bilderrahmen fand seinen Weg auf den Boden. Das Glas zersprang und eine unkontrollierbare Wut auf mich, die Welt, die Menschen und das Universum durchfuhr meinen Körper.

Ich machte mich auf den Weg in Dads Zimmer. Um diese Uhrzeit ist er immer in der Mafia, das heißt er würde erst abends wieder da sein. Auf seiner Kommode fand ich einen Joint und in seiner Hausbar einiges an Alkohol.

Nach dem der Joint weggeraucht war, fühlte ich mich immer noch nicht besser. Ich wollte mich endlich wieder schwerelos fühlen. So frei wie damals in Australien. Also schnappte ich mir die Wodka Falsche und trank einige Schlucke. Das Zeug brannte in der Kehle. Trotzdem gab es mir nicht die Genugtuung die ich brauchte.

Mein Blick viel auf mein Tattoo an meinem Handgelenk. Das Zeichen der Mafia. Es ist als wäre meine Zukunft schon geschrieben nur weil ich das Erkennungszeichen auf ewig an meinem Handgelenk tragen werde. Langsam fing der Alkohol an zu wirken und ich trank mehr. Immer mehr und mehr. Bis alles weg war und ich nichts mehr spürte.

Mein verdammtes Leben 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt